Mit zwei großen Transparenten an der Matthäuskirche, die heute ausgerollt wurden, und T-Shirts, auf denen „Joggupy – Wir laufen gegen Zockerei“ steht, beteiligt sich die evangelische Kirche am J.P. Morgan Corporate Challenge-Lauf.
Die rund 180 Läuferinnen und Läufer der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und der Diakonie wollen damit die hochriskanten Geschäftsmodelle der J.P. Morgan-Bank kritisieren, die den Lauf am Donnerstag, 14. Juni, sponsert. Außerdem wollen sie generell dagegen protestieren, dass die Politik noch immer keine wirksamen Regulierungen des Finanzmarktes umgesetzt hat.
Zweifel, ob man sich überhaupt beteiligen soll
Als bekannt wurde, dass ein Mitarbeiter von J.P. Morgan sich mit Billigung der Unternehmensleitung an Wetten auf Kreditausfallderivate beteiligt und dabei Milliarden verspekuliert hat, seien unter den kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Zweifel aufgekommen, ob man sich überhaupt wieder an dem Firmenlauf beteiligen solle, sagte Kirchenpräsident Volker Jung bei einer Pressekonferenz heute morgen. Traditionell nehmen immer um die 200 Läuferinnen und Läufer aus Kirche und Diakonie daran teil. Man habe sich nach einer Befragung dafür entschieden, zwar mitzulaufen, das Ganze aber mit sichtbaren Protesten zu begleiten. Einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden den Lauf aber dennoch boykottieren.
Kein moralischer Zeigefinger
„Wir wollen keinen moralischen Zeigefinger heben“, sagte Jung, „uns ist schon klar, dass wir Mitläufer sind, im wörtlichen Sinne.“ Auch die Kirche stehe schließlich nicht außerhalb der marktwirtschaftlichen Dynamiken. Es gehe auch nicht um ein generelles „Banken-Bashing“, sondern darum, auf ein Dilemma und ein ungelöstes Problem hinzuweisen.
Mit der Wortwahl „Joggupy“, die auf die „Occupy“-Proteste unter anderem an der Europäischen Zentralbank anspielt, soll deutlich gemacht werden, dass aus diesen Protestbewegungen heraus richtige und wichtige Fragen gestellt werden, sagte Jung. Jede Art von gewaltsamen Aktionen lehne man aber strikt ab.
Bankangestellte sollen ruhig schlafen können
Es gehe ihr auch um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Banken, sagte Pfarrerin Jutta Jekel von der Hoffnungsgemeinde, zu der das Frankfurter Bankenviertel größtenteils gehört. „Viele von ihnen haben ein ungutes Gefühl bei dem, was sie auf der Arbeit tun, weil sie es eigentlich nicht verantworten können. Wir wollen, dass Menschen, die bei einer Bank arbeiten, nachts ruhig schlafen können.“
„Die Zeit der Lippenbekenntnisse ist endgültig vorbei“, betonte Pfarrer Wolfgang Gern, der Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werkes in Hessen und Nassau. Die Marktwirtschaft sei kein Zweck an sich, sondern sie müsse lebensdienlich sein. Die Finanzwirtschaft habe sich längst von der Realgesellschaft abgekoppelt. „Es wird viel geredet, aber wir haben den Eindruck dass nichts passiert ist.“
Gespräche an der Laufstrecke
„Ich rechne mit interessanten Gesprächen an der Laufstrecke“, sagte Kirchenpräsident Jung, der selbst beim Lauf am Donnerstag dabei sein wird. Die EKHN-Läuferinnen und Läufer sind dafür eigens mit Argumentationshilfen ausgestattet worden, damit sie die relevanten Zahlen und Fakten präsent haben.
Um 18 Uhr versammelt sich die Laufgruppe von Kirche und Diakonie am Bibelhaus am Museumsufer. Dort gibt es weitere Gelegenheit, sich über die Protestaktion zu informieren.