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Von – 26. Juni 2012

Schulpfarrämter zu streichen ist falsch

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) will massiv Pfarrstellen an Schulen streichen. Hundert von derzeit 172 Schulpfarrstellen sollen wegfallen.

Kurt-Helmuth Eimuth ist Leiter der Redaktion von „Evangelisches Frankfurt“. Foto: Rolf Oeser

Grund für die Kürzungen ist nicht, dass die Kirche sparen muss: Finanziert werden diese Stellen weitestgehend vom Staat, denn Religion ist in Deutschland ordentliches Lehrfach.

Hintergrund ist vielmehr der absehbare Fachkräftemangel. Denn es fehlt in Deutschland nicht nur an Ingenieuren, Krankenpflegern und Erzieherinnen, sondern auch an geistlichem Personal: Über 900 Pfarrerinnen und Pfarrern gehen in den kommenden zwölf Jahren in Hessen und Nassau in Ruhestand. Davon sollen 550 ersetzt werden – ohnehin ein massiver Stellenabbau. Und trotzdem wird es schwer sein, diese Stellen zu besetzen. Kaum noch junge Menschen studieren Theologie mit dem Berufsziel Pfarramt.

Um dem Engpass abzuhelfen und möglichst viele Stellen in den Kirchengemeinden zu erhalten, will man überproportional in der Schule kürzen. Aber das verkennt die wichtige Bedeutung der Schulpfarrämter. Viele junge Menschen begegnen hier der Kirche zum ersten Mal. Schulpfarrerinnen und Schulpfarrer sind zusätzlich zum Unterricht auch Seelsorgerinnen und Seelsorger, sie organisieren Gottesdienste, sie vertreten die Kirche in der Schulgemeinde.

Es ist für die Kirche eine große Chance, in der Schule Menschen aller Weltanschauungen zu begegnen. In einer Zeit der Säkularisierung, Pluralisierung und des immer wieder beklagten Mitgliederschwundes hat sie hier die einmalige Möglichkeit, ihre Botschaft auch außerhalb der eigenen Kreise zu verbreiten, Menschen zu überzeugen, mit ihrem Personal präsent zu sein. Und das auch noch fast kostenneutral.

Der Reflex, angesichts der Personalknappheit die Bedürfnisse der Gemeinden erst einmal höher zu werten als die der Schulen (und wahrscheinlich auch noch anderer übergemeindlicher Arbeitsfelder), ist zwar nachzuvollziehen, aber dennoch falsch. Denn bei allem Verständnis für die Bedarfe von Kirchengemeinden führt das nur zu immer weiterer „Milieuverengung“.

Die Kirche hat den Auftrag, hinaus in die Welt zu gehen, Menschen zu überzeugen. Sie muss auch der inzwischen weit verbreiteten antikirchlichen Stimmung etwas entgegen halten. Gerade in der Schule hat sie dazu eine großartige Möglichkeit. Es wäre unklug, sie leichtfertig verspielen.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 26. Juni 2012 in der Rubrik Meinungen, Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe , .

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Kurt-Helmuth Eimuth ist Mitglied in der Redaktion von "Evangelisches Frankfurt". Mehr über den Publizisten und Erziehungswissenschaftler ist auf www.eimuth.de zu erfahren.