Über 130 Kunstwerke von 39 teilweise international bekannten Künstlerinnen und Künstlern wie Madeleine Dietz, Jörg Immendorf oder Herbert Zangs sind im Rahmen der Ausstellung „Kunst trotz(t) Demenz“ in der Heiliggeistkirche am Börneplatz zu sehen.
Demenz sei ein Angst auslösender Begriff, sagte Wilfried Knapp vom Vorstand der Stiftung Diakonie in Hessen und Nassau, die die Wanderausstellung initiiert hat. Für viele Menschen komme diese Diagnose einem Angriff auf ihr Menschsein gleich: „Wer oder was bin ich, wenn ich nicht mehr denken kann?“
Im Bereich der Kunst gebe es zahlreiche Beispiele für einen kreativen Umgang mit Demenz, sagte Kurator Andreas Pitz. So gebe es Künstler, die mit der Demenzerkrankung einen neuen Stil entwickeln. Manche Demenzkranke wiederum entdecken die Kunst als neue Ausdrucksmöglichkeit. Einige der ausstellenden Künstlerinnen haben Erfahrungen in der Betreuung dementer Angehöriger verarbeitet, andere sich einfach so mit dem Thema beschäftigt. Alle stellen ihre Werke unentgeltlich zur Verfügung, viele davon sind auch verkäuflich.
Demenz – eine ganz normale Form des Altwerdens?
Pfarrerin Esther Gebhardt, Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes, fragte in ihrer Begrüßung zu Vernissage am 18. Juli, ob es überhaupt angemessen sei, bei Demenz von einer Krankheit zu sprechen, oder ob man es nicht vielmehr als „ganz normale Form des Altwerdens“ betrachten müsse. Schließlich werde sich aufgrund der steigenden Lebenserwartung die Zahl der derzeit 1,2 Millionen Betroffenen in Deutschland in den kommenden 15 Jahren verdoppeln. Jeder dritte Mann und jede zweite Frau werde dann im hohen Alter dement sein.
Immerhin sei Demenz inzwischen ein Thema, das nicht mehr „weggesperrt“ wird, sagte Gebhardt. Doch es müsse noch selbstverständlicher in das alltägliche Leben integriert werden. Nötig sei „Empathie und Kenntnis“ im Umgang mit Demenz. Sie hoffe, dass die Ausstellung Multiplikator „für einen humanen und christlichen Umgang mit einem großen Thema“ wird.
Führungen und Rahmenprogramm
Die Ausstellung in der Heiliggeistkirche, für die Oberbürgermeister Peter Feldmann die Schirmherrschaft übernommen hat, ist bis zum 12. August täglich von 13 bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. Am Freitag, 27. Juli, stellen bei einer Führung um 16.30 Uhr beteiligte Künstlerinnen und Künstler ihre Werke vor.
Im Begleitprogramm gibt es eine Reihe von Vorträgen:
- „Demenz und Kommune – wir brauchen einen zivilgesellschaftlichen Aufbruch“ ist das Thema von Altersforscher, Theologe und Soziologie Reimer Gronemeyer, Uni Gießen, am Dienstag, 24. Juli.
- Die spezifischen Angebote der Diakonie in Frankfurt stellt Geschäftsführer Helmut Ulrich am Mittwoch, 1. August, vor.
- Eine Führung und Lesung unter dem Motto „Am Tisch“ mit der Künstlerin Inkritt Stoerkel gibt es am Freitag, 3. August.
- Über „Identitätsverlust und Identitätserhalt bei Demenz“ referiert Johannes Pantel, Leiter des Arbeitsbereichs Altersmedizin an der Uniklinik, am Montag, 6. August.
- Beendet wird die Ausstellung am Sonntag, 12. August, mit einem Abendgottesdienst, den der Leiter des Diakonischen Werkes für Frankfurt am Main, Pfarrer Michael Frase, und Kurator Andreas Pitz gestalten.
Beginn jeweils um 18 Uhr, in der Regel gibt es zuvor ab 17 Uhr eine Führung.
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