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Aktuell

Von – 15. Juli 2012

Mentoring für Migranten und Migrantinnen

„Socius“ ist ein Programm für Menschen, die aus anderen Ländern nach Frankfurt gekommen sind. Ehrenamtliche werden eigens dafür ausgebildet, sie im Alltag zu begleiten, ihnen Tipps zu geben und schöne Orte zu zeigen. 

Schulung für das Ehrenamt: Damit sie gut auf ihre Arbeit vorbereitet sind, werden die Mentorinnen und Mentoren von Marie Rössel-Cunovic geschult. Foto: Rolf Oeser

Der 39 Jahre alte Kahindo Zakiri musste aus dem Kongo fliehen. Seinem Asylantrag in Deutschland wurde stattgegeben, jetzt sucht er in Frankfurt eine Wohnung und muss sich im Labyrinth der Behörden zurechtfinden. Es wäre schön, jemanden zu haben, der ihn dabei unterstützt.

Das Ehepaar Nassiri ist mit den kleinen Töchtern vor zwei Jahren aus Tadschikistan nach Frankfurt gekommen. Die Nassiris fühlen sich hier einsam und wissen noch nicht, welche Kulturangebote es in Frankfurt für sie und ihre Kinder gibt. Eine Begleiterin, die ihnen den Zoo, die Museen oder den Palmengarten zeigen könnte, würde es leichter machen, am Leben in der Stadt teilzuhaben.

Ehrenamtliche ergänzen professionelle Angebote

„Unsere professionelle Beratungsstelle ist zwar täglich offen“, sagt Farah Haidari, „aber eine Begleitung der Ratsuchenden im Alltag können wir oft nicht leisten.“ Haidari leitet die Sozialberatung für Migranten und Flüchtlinge im Evangelischen Zentrum am Weißen Stein in Eschersheim. „Deshalb sind wir auf die Idee gekommen, uns ehrenamtliche Unterstützung zu suchen. Das war die Initialzündung für Socius.“

„Socius“ ist ein Programm für ehrenamtliche Mentorinnen und Mentoren, die Menschen, die aus anderen Ländern nach Deutschland gekommen sind, im Frankfurter Alltag begleiten. Fünf Männer und dreizehn Frauen haben im Januar eine entsprechende Qualifikation unter der Leitung von Marie Rössel-Cunovic vom Fachbereich „Beratung, Bildung und Jugend“ im Evangelischen Regionalverband absolviert.

Ehrenamtliche zu finden war kein Problem

Die Inhalte werden an zwei Wochenenden, drei Tagesseminaren und fünf Abenden vermittelt. Auf dem Programm stehen Kommunikation und Rollenverständnis, Anlaufstellen in der Stadtgesellschaft, Integrationsrecht und -politik sowie Selbstreflexion.

Ehrenamtliche für „Socius“ zu finden, war kein Problem: Die ersten 18 Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer wurden aus fünfzig Bewerbungen ausgewählt. Darunter sind vier Rentnerinnen, Berufstätige aus pädagogischen Arbeitsfeldern und der technischen Entwicklungszusammenarbeit, eine Buchhändlerin, eine Übersetzerin.

Einer der Mentoren ist Benjamin Henning. Der 28 Jahre alte Sozialpädagoge hat sich beworben, weil er selbst länger im Ausland gelebt hat, in Botswana und Rumänien. „Ich weiß noch sehr gut, wie es ist, wenn man neu ist, die Kultur nicht kennt und mit den Behörden zu tun hat.“ Henning ist vor einem Jahr mit seiner Frau nach Frankfurt gezogen und will als „begeisterter Neu-Frankfurter dazu beitragen, dass Migranten die Stadt ebenso schnell schätzen und lieben lernen wie wir.“

Sorgfältig ausgewählt, wer zu wem passt

Der erste Teil der Qualifikation ist im Juni abgeschlossen, nun beginnen die Mentorinnen und Mentoren, mit ihren jeweiligen „Mentees“ zusammenzuarbeiten. „Wir haben sorgfältig ausgewählt, wer zu wem passt, und persönliche Wünsche berücksichtigt“, sagt Farah Haidari. In ihrem Ehrenamt werden die Mentorinnen und Mentoren von den Profis der Sozialberatung begleitet: „Unsere Fachberaterinnen arbeiten eng mit ihnen zusammen, und zum Ablauf gehört auch eine Supervison.“

„Socius bringt professionelle Arbeit und qualifiziertes Ehrenamt auf genau definierte Weise zusammen“, sagt Fachbereichsleiter Jürgen Mattis. „Perspektivisch können wir sechzig bis achtzig qualifizierte Mentoren und Mentorinnen gut gebrauchen. Diesen Stamm wollen wir in den nächsten Jahren kontinuierlich aufbauen.“

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 15. Juli 2012 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe , .

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Stephanie von Selchow ist Redakteurin von "Evangelisches Frankfurt".

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