Hinweis

Diese Website wurde am 28. November 2017 archiviert. Neues Online-Angebot: Evangelische Kirche in Frankfurt.

Aktuell

Von – 19. Dezember 2012

Apfelbäumchen pflanzen ist nie verkehrt

Szenarien vom bevorstehenden Weltuntergang haben Menschen schon immer fasziniert. Warum eigentlich?

Foto: Nobapix / Fotolia.com

„Am 21. Dezember ist der Weltuntergang.“ Der Satz ist ein beliebtes Beispiel in Journalismuskursen: So darf man nämlich auf keinen Fall einen Artikel anfangen. Der Leserin könnte ja einfallen, dass sie am 21. Dezember einen Friseurtermin hat, und dann liest sie gar nicht erst weiter, verpasst also das Wichtigste.

Nein: „Der Weltuntergang ist am 21. Dezember“ muss der Satz richtig heißen. Denn, ist doch klar: Den Weltuntergang darf man auf keinen Fall verpassen! Warum allerdings, bleibt unklar. Denn wenn die Welt untergeht, kann man als einzelner Mensch ja ohnehin nichts dagegen unternehmen – und folglich genauso gut beim Friseur sitzen.

Die Zukunft ist unbekannt

Wann der Weltuntergang kommt, ist den Menschen unbekannt, das hat die Zukunft so an sich. Wahrscheinlich ist es aber nicht am 21. Dezember diesen Jahres, auch wenn da der berüchtigte Maya-Kalender wieder von vorne beginnt. Wissenschaftler prognostizieren den Weltuntergang eher für in eineinhalb Milliarden Jahren, wenn der Planet Erde zu verglühen beginnt. Ob es die Menschen schaffen, so lange als Spezies zu überleben, ist damit aber noch nicht gesagt.

Auch wenn alles darauf hindeutet, dass sich die Erde noch lange weiterdreht und Veränderungen sich im allgemeinen schleichend vollziehen, gibt es in fast allen Religionen Vorstellungen von einem plötzlichen Ende der Zeiten. Die Apokalypse. Das Jüngste Gericht.

Es geht um „Reset“, einen Neustart

Bei genauerem Hinsehen ist damit jedoch kein wirkliches Ende der Welt gemeint, sondern eher eine Art „Reset“, ein Neustart. Im Judentum und im Islam erwarten die Gläubigen das Kommen eines Messias, der das Unrecht auf der Welt besiegen wird. Christinnen und Christen hingegen glauben, dass Jesus von Nazareth bereits dieser Messias war. Aber das „Reich Gottes“, das er brachte, war offenbar nicht von genügend Pauken und Trompeten und Donnerblitzen und Höllenschlunden begleitet, denn auch im Christentum haben sich bald schon wieder Endzeitvorstellungen breit gemacht.

Am 31. Dezember 999 werde es soweit sein, prophezeite Papst Sylvester II und versetzte damals viele Menschen in Angst und Schrecken. Aber wie alle bisher prognostizierten Daten verstrich auch dieses, ohne dass weiter groß etwas passierte.

Hoffnung auf radikalen Umschwung

Der Grund für die Sehnsucht nach einem Ende der Zeiten war immer die Hoffnung auf einen radikalen Umschwung. Auf einen großen Zampano, der kommt und ein für alle Mal aufräumt mit Krieg und Unrecht. Der die Bösen in die Hölle schickt und die Guten endlich für ihr Gutsein belohnt. Endzeitphantasien haben vor allem in Zeiten der Not, im Angesicht himmelschreiender Ungerechtigkeit und in Krisenzeiten Hochkonjunktur. Besonders Menschen, die mit ihrem Leben und den Zuständen der Welt unzufrieden sind, aber nicht wissen, was sie dagegen unternehmen können, sind für solche Vorstellungen offen. Die Satten und Wohlhabenden, die Zufriedenen und Selbstzufriedenen hingegen haben wenig Interesse daran, dass sich groß etwas ändert.

Es gibt aber noch eine andere Haltung zwischen Panik und Desinteresse: Man kann den „finsteren Seiten“ dieser Welt durchaus realistisch ins Auge sehen, ohne dabei zu verzweifeln oder wie das Kaninchen vor der Schlange ins Nichtstun zu verfallen.

Den Rest Gott überlassen

Ganz unabhängig davon, wann der Weltuntergang oder das Jüngste Gericht kommt, ist es nämlich nie verkehrt, sich nach besten Kräften zu bemühen, im Rahmen der eigenen Möglichkeiten das Richtige zu tun. Dann kann man den Rest Gott überlassen.

Immer noch am besten bringt diese Haltung der berühmte, aber vermutlich zu Unrecht Martin Luther zugesprochene Ausspruch auf den Punkt: „Wenn ich wüsste, dass morgen der jüngste Tag wäre, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 19. Dezember 2012 in der Rubrik Gott & Glauben, erschienen in der Ausgabe , .

Artikel teilen: E-Mail Facebook Twitter Google+

Artikel "Apfelbäumchen pflanzen ist nie verkehrt" anhören

Dr. Antje Schrupp ist geschäftsführende Redakteurin von Evangelisches Frankfurt. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin bloggt auch unter www.antjeschrupp.com.