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Von – 15. Dezember 2012

Kalenderwirrwarr am Jahreswechsel

Das weltliche Jahr beginnt am 1. Januar, das Kirchenjahr am Ersten Advent. Weihnachten fällt im Westen immer auf den 25. Dezember, in den orthodoxen Kirchen jedoch auf den 7. Januar, in der armenischen Kirche auf den 19. Januar – obwohl niemand weiß, wann Jesus tatsächlich geboren ist.

Wilfried Steller ist Pfarrer in Frankfurt-Fechenheim und Mitglied in der Redaktion von „Evangelisches Frankfurt“. Foto: Rolf Oeser

Dass wir heute weltweit ein einheitliches Datumssystem haben, ist dem Gregorianischen Kalender zu verdanken. Papst Gregor XIII. hat ihn Ende des 16. Jahrhunderts eingeführt, weil der durch Julius Caesar im Jahr 45 vor Christus eingeführte Julianische Kalender gegenüber dem Sonnenjahr 11 Minuten und 14 Sekunden zu lang ist. Dies führte dazu, dass im Laufe der Jahrhunderte Sonnenjahr und Kalenderjahr immer mehr differierten und daher der berechnete Ostertermin nicht mehr mit der Realität übereinstimmte.

Der Gregorianische Kalender korrigierte durch verfeinerte Schaltzyklen die Fehler des Julianischen und wurde nach und nach von allen Ländern (zuletzt 1949 in China) übernommen. Auch die westlichen Kirchen übernahmen die Reform, während sich die meisten orthodoxen Kirchen bei der Datierung ihrer Feste weiterhin am Julianischen Kalender orientieren. Dies führt dazu, dass bei ihnen Weihnachten derzeit auf den 7. Januar fällt und der Ostertermin um eine Woche bis einen Monat vom westlichen Termin abweicht.

Im Julianischen Kalender lag der Jahresanfang regional unterschiedlich, teils am 1. September, am 25. Dezember, und auch an anderen Tagen. Im Westen setzte sich der 1. Januar vom 13. Jahrhundert an langsam durch.

„Feindliche Übernahmen“ heidnischer Festtage

Für die Festlegung des Weihnachtstermins auf den 25. Dezember gibt es verschiedene Theorien. Die wahrscheinlichste ist, dass die Christen im 4. Jahrhundert den Festtermin für den unbesiegbaren Sonnengott der Römer christlich besetzten und überboten. Solche „feindliche Übernahmen” waren auch im Umgang mit alten Kultstätten und Liedmelodien gängige Praxis. Der Termin nahe der Wintersonnenwende passt insofern, als die Geburt Christi mitten in der dunklen Jahreszeit das kommende Licht ankündigt.

Das Interesse an einem Geburtsfest Jesu bestand in der Kirche nicht von Anfang an. Bei der Bestimmung von Festterminen orientierte man sich dann mangels konkreter Daten an theologischen Gesichtspunkten. So ergaben sich alternative Geburtstermine Jesu am 6. Januar, 25. März oder auch im Mai.

Advent: Vierzig Tage Fastenzeit

Die Adventszeit war im 5. Jahrhundert eine 40-tägige Fastenzeit vor dem Fest der Erscheinung am 6. Januar und begann am Martinstag, dem 11. November. Papst Gregor der Große legte dann um 600 die Zahl der Adventssonntage vor Weihnachten auf vier fest (4000 Jahre liegen nach alten Vorstellungen zwischen Sündenfall und Erlösung). Die kürzeste Adventszeit beträgt drei Wochen und endet mit dem Vierten Advent an Heiligabend.

Am Ende bleibt noch die Frage, in welchem Jahr Jesus geboren ist. Nein, es ist nicht das Jahr 0, denn bei der Rückrechnung, die erst Anfang des 6. Jahrhunderts erfolgte und im nachhinein die Geburt Jesu als Beginn eines neuen Zeitalters herausstellen wollte, gab es Unzulänglichkeiten. Heute geht man davon aus, dass Jesus an einem unbekannten Tag etwa im Jahr 6 vor Christus zur Welt gekommen ist.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 15. Dezember 2012 in der Rubrik Gott & Glauben, erschienen in der Ausgabe , .

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Wilfried Steller ist Theologischer Redakteur von "Evangelisches Frankfurt" und Pfarrer in Frankfurt-Fechenheim.