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Von – 19. Januar 2013

Das „Bibelhaus Erlebnis Museum“ wird zehn Jahre

Sie sitzen in einem Nomadenzelt und streichen Kirchererbsenpaste auf Brotfladen, besteigen den Nachbau eines Fischerboots vom See Genezareth und zupfen die Laute wie der judäische König David – das „Bibelhaus Erlebnis Museum“ in Sachsenhausen lädt seine Besucherinnen und Besucher zum Mitmachen ein.

Biblische Geschichte zum Anfassen: Seit zehn Jahren gibt es in Frankfurt das „Bibelhaus Erlebnis Museum“. Foto: Rolf Oeser

„Wir wollen ein lebendiges Bild der Lebenswelt in Israel zur Zeit Jesu vermitteln“, sagt Direktor Jürgen Schefzyk. Das Museum zum Anfassen wird am heutigen Samstag zehn Jahre alt.

Mit seiner Herangehensweise ist das Frankfurter Bibel-Museum einzigartig. „Es gibt keine Einrichtung in Deutschland, die biblische Texte so veranschaulichen kann“, lobt der Mainzer Alttestamentler und Biblische Archäologe Wolfgang Zwickel, der sieben Jahre lang ehrenamtlich die wissenschaftliche Leitung ausübte. Das „Bibelhaus Erlebnis Museum“ verbinde einen erlebnispädagogischen Ansatz mit originalen Exponaten und einer wissenschaftlich exakten Interpretation.

Einen Blick hinter die biblischen Texte werfen

So veranschaulicht ein nach neuesten Kenntnissen gefertigtes Modell den von König Herodes gebauten Tempel in Jerusalem zur Zeit Jesu. Die dort dargebrachten Rauchopfer werden durch Gewürze und ein Duftkissen sicht- und riechbar gemacht. Zeitgenössische Quellen zeigen die Bezüge zur Bibel und die geschichtliche Bedeutung auf. „Wir wollen in die Erzählzeit der Bibel hineinschauen und einen Blick hinter die Texte werfen“, sagt Schefzyk. Dazu tragen auch Hör- und Filmstationen bei.

Besonders stolz ist der Direktor auf die Zusammenarbeit mit der israelischen Antikenverwaltung. Das „Bibelhaus Erlebnis Museum“ sei neben dem Metropolitan Museum of Art in New York die einzige Einrichtung, die archäologische Funde aus Israel für zehn Jahre ausgeliehen bekommen habe. Unter den 270 Objekten befinden sich etwa Münzen der aufständischen Zeloten aus der Bergfestung Masada am Toten Meer, wo sie ihren letzten Widerstand gegen die römische Besatzungsmacht bis 73 nach Christus ausfochten.

Das Konzept des Museums scheint aufzugehen: Zwischen 2003 und 2012 kamen knapp eine Viertelmillion Besucher, mehr als die Hälfte von außerhalb des Rhein-Main-Gebiets. 1.200 bis 1.400 Gruppen besuchen jährlich das Haus, die meisten davon sind Schüler und Konfirmandinnen. Bei den Einzelbesuchen dominiert die mittlere Altersgruppe zwischen 30 und 50 Jahren.

„Die Bibel wird wieder kultureller Mittelpunkt“

„Die Bibel wird wieder ein kultureller Mittelpunkt“, glaubt Professor Zwickel. Das Museum erreiche auch kirchenferne Erwachsene. Das Wissen über die Bibel schwinde, es sei aber notwendig, um die abendländische und die orientalische Kultur zu verstehen. Auch zum Dialog kann das Museum beitragen. Eine Schulklasse habe im Nomadenzelt die Abrahamserzählung auf Arabisch, Hebräisch und Deutsch kennengelernt, berichtet Schefzyk. Eine muslimische Schülerin verließ das Zelt mit den Worten: „Wir haben alle die eine Geschichte.“

Für die Zukunft halte das Museum weiter Ausschau nach aussagekräftigen Exponaten, sagt der Direktor. So wie der jüngst von der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin erhaltene Kalenderstein von Priene (heute Türkei) aus dem Jahr neun vor Christus, der nun erstmals öffentlich zu sehen ist. Die Inschrift bezeichnet die Geburt des römischen Kaisers Augustus als „Geburt Gottes“, dieses „Evangelium“ (frohe Botschaft) solle als Beginn einer neuen Zeitrechnung gelten. Der Stein mache deutlich, wie die biblischen Evangelien die Terminologie des Kaiserkultes übernahmen und auf Jesus Christus als „Sohn Gottes“ und Friedensbringer ganz anderer Art umdeuteten.

Nächste Sonderausstellung über Jaffa

Als nächste Sonderausstellung kündigt Schefzyk „Jaffa – Tor zum Heiligen Land“ an. Ab Ende September soll die Schau am Beispiel des israelischen Hafenorts zeigen, wie über 4000 Jahre lang vom Ägyptischen bis zum Osmanischen Reich Kulturtransfer, Migration und Integration funktionierten. Die Ausstellung ist ein Beitrag der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau zum Themenjahr „Toleranz“ der Reformationsdekade der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Die Öffnungszeiten sind dienstags und donnerstags bis samstags von 10 bis 17 Uhr, mittwochs bis 20 Uhr, sonn- und feiertags von 14 bis 18 Uhr, montags nur für angemeldete Gruppen. Gruppen können angemeldet werden unter Telefon: 069 66426525 oder per E-Mail an: gruppenfuehrung@bibelhaus-frankfurt.de.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 19. Januar 2013 in der Rubrik Kultur, erschienen in der Ausgabe .

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