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Von – 18. Januar 2013

Studientag über den „Bonhoeffer Afrikas“

Kirche unter den Bedingungen gewaltsamer Unterdrückung: Um die Theologie von Gudina Tumsa, den „Bonhoeffer Afrikas“, ging es bei einem Studientag im Ökumenischen Zentrum Christuskirche. Mit dabei war  seine Tochter Lensa Gudina aus Addis Abeba.

Pfarrer Tasgara Hirpo aus Hermannsburg und Lensa Gudina aus Addis Abeba brachten beim Studientag im Ökumenischen Zentrum Christuskirche im Westend. Es ging um die Theologie des afrikanischen Thelogen Gudina Tumsa. Foto: Rolf Oeser

Im Sommer 1979 wurde Gudina Tumsa, der Generalsekretär der Evangelischen Mekane Yesus Kirche in Äthiopien, zusammen mit seiner jüngsten Tochter Lensa verhaftet. Er wurde gefoltert, ihm wurde ange­droht, dass auch seine Tochter vor seinen Augen gefoltert würde, wenn er nicht der Militärdiktatur zu Willen wäre. Die beiden wurden kurzfristig freigelassen, doch am 28. Juli 1979 wurde der Kirchenmann erneut verschleppt und, wie die Familie erst 13 Jahre später erfuhr, ermordet. Seine Frau kam für viele Jahre ins Gefängnis.

Die Tochter Lensa konnte jedoch mit Hilfe von Verbindungen zu den deutschen Kirchen heimlich nach Frankfurt ausreisen. Als sie 1991, nach dem Fall des Regimes, wieder zurück in ihre Heimat zog, baute sie dort zusammen mit ihren Geschwistern die Gudina Tumsa Stiftung auf, deren Direktorin sie heute ist. In Erinnerung an die Arbeit ihres Vaters führt die Stiftung in Äthiopien kirchliche Bildungsprojekte durch und hilft der Landbevölkerung, Brunnen zu bohren und Bäume gegen die Versteppung des Bodens anzupflanzen.

Die Frankfurter äthiopische Oromo-Gemeinde

Kürzlich war Lensa Gudina wieder einmal in Frankfurt, im Ökumenischen Zentrum Christuskirche im Westend. Dort leben mehrere Gemeinden unter einem Kirchendach, darunter auch die evangelische Oromo Gemeinde, in der äthiopische Flüchtlinge der Volksgruppe der Oromo Gottesdienst feiern. Lensas ältere Schwester Kulani Gudina gehört dieser deutschsprachigen Gemeinde an und ist auch im Kirchenvorstand.

Bei einem Studientag über „Leben und theologisches Denken von Gudina Tumsa“, zu dem das Ökumenische Zentrum eingeladen hatte, referierten neben Lensa auch Tasgara Hirpo, ein früherer Mitarbeiter von Gudina Tumsa, der dann fliehen konnte und im Missionswerk in Hermannsburg die Bibel in die Sprache der Oromo neu übersetzt hat, sowie zwei Vertreter des Berliner Missionswerks.

Kirche unter den Bedingungen gewaltsamer Unterdrückung

Gudinas Schriften werden heute in den afrikanischen Kirchen entdeckt und wieder gelesen wie in Deutschland die Schriften von Dietrich Bonhoeffer. Gudina hatte während eines Aufbaustudiums in den USA die Theologie Bonhoeffers studiert und sie auf seine Situation als afrikanischer Christ hin durchdacht und weitergeführt. Beide Theologen haben bei allen Unterschieden ja ein ähnliches Schicksal und ein gemeinsames Thema: Die Rolle der Kirche in einer Situation gewaltsamer Unterdrückung, und der Preis, den einzelne Christen und Christinnen dafür zahlen müssen.

Ebenso wie Bonhoeffer ist auch Gudina sehr bewusst in den Tod gegangen. Die Predigt, die er am Tag seiner Verhaftung gehalten hat, hatte das Thema „Der Preis der Nachfolge“, erzählte seine Tochter Lensa. Der Studientag gab Mitgliedern der Frankfurter Oromo Gemeinde ebenso wie Interessierten aus anderen Frankfurter Gemeinden Gelegenheit, in Gudina Tumsa einem beeindruckenden Vertreter afrikanischer Theologie zu begegnen.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 18. Januar 2013 in der Rubrik Gott & Glauben, Menschen, erschienen in der Ausgabe , .

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Dr. Hildburg Wegener ist Theologin und Publizistin.

Kommentare zu diesem Artikel

  • Wolfgang Lauer schrieb am 7. April 2014

    Ich habe mit Tasgara Hirpo in Hermannsburg und München studiert. Danke für den Beitrag. Als Hermannsburger Seminarist habe ich 1966 Aira, Tshallia und Bedelle besucht; eine sechswöchige Reise per Anhalter. Ich hatte viel von der Ermordung von Gudina Tumsas gehört, aber nicht von seiner eigenen Theologie. Daran wäre ich sehr interessiert. Unter dem Apartheidsystem habe ich die Entwicklung der Black Theology in Südafrika (Manas Buthelezi u.a.) mitverfolgt. Können Sie mir die letzte Predigt von Gudina Tumsa „Der Preis der Nachfolge“ schicken, auf Deutsch oder Englisch?

  • Antje Schrupp schrieb am 10. April 2014

    @Wolfgang Lauer – Vielen Dank für Ihr Interesse. Diese Predigt haben wir hier in der Redaktion leider nicht, aber vielleicht kann die Frankfurter Oromo-Gemeinde Ihnen weiterhelfen? Hier ist der Link: http://www.christus-immanuel.de/evangelische-oromo-gemeinde-frankfurt-m