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Von – 22. Januar 2013

Radkappen zu Rosetten

Wie passt Kunst in den Kirchenraum? Michael Volkmers Ausstellung „Fiat Lux“ war in der Stadtkirche Frankfurt-Höchst zu sehen.

Gewöhnliche Radkappen hatte der Künstler Michael Volkmer lackiert und als beleuchtete Rosetten in der Stadtkirche Höchst installiert. Foto: Rolf Oeser

Michael Volkmer sucht als bildender Künstler Anregungen bei Objekten, die seinen  Weg kreuzen. Diese Alltagsgegenstände neutralisiert er mit der Lackfarbe „Hellelfenbein“ in ihrer Funktion und arbeitet sie zu künstlerischen Statements um. Bei der Lichtinstallation „Fiat Lux – es werde Licht!“, die jetzt in der Stadtkirche Höchst zu sehen war, sind es Radkappen vom Auto gewesen: Von innen lackiert wirkten sie wie leuchtende Rosetten und wurden als solche im Kirchenraum eingearbeitet. Aber auch ein Altarkreuz hatte der Künstler aus Radkappen gestaltet.

Sogar ein Altarkreuz war aus Radkappen gestaltet. Foto: Rolf Oeser

Um die Frage von Kirchenräumen als Kunsträume ging es bei einer begleitenden Podiumsdiskussion. Matthias Ludwig vom Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst an Universität Marburg erinnerte daran, dass die Kirche bis ins 19. Jahrhundert hinein neben fürstlichen Familien der wichtigste Auftraggeber von Künstlern war. Mit der Industrialisierung habe sich die Kunst jedoch von der Kirche gelöst, heute sei ihr Verhältnis schwierig. Kunst fördere zwar ein „Aufräumen und Umordnen des Kirchenraumes“, dies habe allerdings Grenzen: Gewaltige Veränderungen erzeugten Skepsis. Besser sei es, mit möglichst wenigen Mitteln inhaltlich viel zu verändern.

Die Arbeiten Volkmers zeigen, wie das gelingen kann. „Die Arbeit zeigt, dass nichts bleiben muss, wie es ist“, erläutert der Künstler. „Die Radzierblenden, mit denen wir unser geliebtes Automobil aufzupeppen suchen, werden transformiert und zeigen so ihr reformatorisches Potenzial.“

Kirchenräume sollten nicht museal in ihrer Entstehungszeit konserviert werden, so der Mannheimer City-Pfarrer Peter Annweiler, sondern die Sinne ansprechen und sich öffnen, um „Kunst hereinzulassen und um einen Diskurs zu führen über Schein und Sein oder Transformation und Wirklichkeit“.

Dass Gemeinde und Stadtöffentlichkeit über die Kunst miteinander verbunden werden, kann auch die Höchster Pfarrerin Ulrike Schweiger bestätigen: Die Schwelle, in die Kirche zu gehen, sei bei einer Kunstausstellung für viele Menschen einfacher zu überwinden.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 22. Januar 2013 in der Rubrik Kultur, erschienen in der Ausgabe , .

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