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Von – 1. Februar 2013

Herrenwitze sind heutzutage inakzeptabel

Es scheint, als hätten viele Frauen schon lange darauf gewartet, sich all ihren Ärger über den alltäglichen Sexismus einmal von der Seele zu schreiben. Auch die evangelische Männer- und Frauenarbeit unterstützen die Initiative „Aufschrei“.

Antje Schrupp ist geschäftsführende Redakteurin von „Evangelisches Frankfurt“.

„Der Dekan, der, als zwei Frauen für ein Führungsamt zur Wahl standen, sagte, da habe das Gremium ja gar keine Auswahl. Der Mann mit evangelikalem Hintergrund, mit dem ich mich einmal an einem öffentlichen Ort getroffen habe, und der mich dann via Facebook als Hure Babylon bezeichnete, weil ich ihn zum Ehebruch verführen könnte. Der über 70jährige Mann aus meinem Stadtteil, der am Pfarrhaus klingelte und mich mit der Faust bedrohte, weil ich nicht mehr auf seine fast täglichen Mails und Briefe antwortete, in denen er mir zuerst seine Liebe erklärt hatte und dann mit dem Ewigen Gericht drohte.“

Mit solchen Beispielen hat sich eine Pfarrerin auf ihrem Blog an der Aktion „Aufschrei“ beteiligt. Unter diesem Stichwort sammeln seit Ende Januar Frauen im Internet Geschichten und Erlebnisse mit alltäglichem Sexismus. Tausende haben sich daran beteiligt – Frauen aus allen gesellschaftlichen Bereichen und eben auch aus dem kirchlichen Umfeld.

Der Strom der Beiträge reißt nicht ab

Es scheint, als hätten viele von ihnen schon lange darauf gewartet, sich all das einmal von der Seele zu schreiben. Und es ist ihnen gelungen, das Thema in die öffentliche Debatte zu bringen. Alle Sender und Zeitungen haben ausführlich berichtet, und noch immer reißt der Strom der Beiträge nicht ab – zum Beispiel auf der Seite www.alltagssexismus.de, wo man sich auch anonym beteiligen kann.

Die Männerarbeit der evangelischen Kirche und die Evangelischen Frauen in Deutschland haben die Aktion mit einer gemeinsamen Stellungnahme unterstützt. Sie kritisieren darin auch die üblichen „Abwehrmechanismen“, die gegen diese Initiative vorgebracht werden, wenn etwa solche Erlebnisse zu Bagatellen gemacht werden oder gesagt wird, die Frauen sollten sich doch wehren: „Nicht die Wehrhaftigkeit von Frauen muss wachsen, sondern der gemeinsame Wille, einander mit Respekt und Achtung zu begegnen“, betont der Vorsitzende der Männerarbeit, Helmut Eiteneyer.

Männer sind nicht von Natur aus Sexisten

Richtig so. Die Zeiten, in denen wir uns damit abgefunden haben, dass „Männer nun mal so sind“, sind lange vorbei. Regeln können sich ändern, und Männer sind nicht von Natur aus Sexisten. Viele von ihnen haben sich ja auch längst geändert. „Herrenwitze“, Belästigungen und schlüpfrige Bemerkungen mögen früher einmal normal gewesen sein. Heute sind sie nicht mehr nur peinlich, sondern schlichtweg inakzeptabel. Das finden nicht nur viele Frauen, sondern auch immer mehr Männer. Gott sei Dank.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 1. Februar 2013 in der Rubrik Meinungen, erschienen in der Ausgabe , .

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Dr. Antje Schrupp ist geschäftsführende Redakteurin von Evangelisches Frankfurt. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin bloggt auch unter www.antjeschrupp.com.

Kommentare zu diesem Artikel

  • verena schrieb am 1. Februar 2013

    Schön, dass die beiden genannten Organisationen diese Debatte konstruktiv unterstützen, also offiziell. Wegen der Signalwirkung.

  • obros schrieb am 1. Februar 2013

    Passend zur derzeitigen Debatte: Ein globaler Aktionstag gegen Sexismus und alltägliche Gewalt gegen Frauen findet am Valentistag statt. Rund um den Globus, eine unglaubliche Aktion:
    http://onebillionrisingosnabrueck.wordpress.com/one-billion-rising-germany-geplante-events-in-der-brd/

  • Friedrich Peter Niebling schrieb am 13. März 2013

    Herrenwitze sind heutzutage inakzeptabel. Heutzutage? Und solange es denn nur Witze wären! Der Kampf gegen den Sexismus ist aussichtslos! Wieder kämpft das bzw. der Gute gegen das bzw. den Bösen. Das Opfer gegen den Täter! Was hat dieser Kampf – global betrachtet- bisher gebracht? Sexismus löst sich weitgehend durch jene geistig-seelische Reifung auf, die „unsere“ Ideale von einer humanen Welt durchzusetzen in der Lage ist. Wie alle gottgegebenen Lebensgrundprinzipien zeigt sich auch die Sexualität in einer negativen, sozusagen in einer verzauberten Form –dem Sexismus einschließlich allerlei Gräueltaten, wenn es sich nicht recht zum Ausdruck bringen kann: mit anderen Worten, wenn der Mensch nicht gemäß seiner in ihm schlummernde Potenz von sich Zeugnis ablegen kann, wozu eine einträgliche und befriedigende Arbeit ebenso gehört, wie das Zeugen von Nachkommen. Bis das aber erreicht ist, bleibt nichts anders als sich zu wehren; was vielen leider nicht möglich ist. Oder mit anderen z.B.in einer therapeutisch orientierten Gruppe zu lernen, den Witzerzähler nicht verantwortlich dafür zu machen, was er in ihm auslöst.

    Friedrich Peter Niebling