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Aktuell

Von – 12. März 2013

Immer mehr Menschen werden wohnungslos

Wenn die Immobilienpreise steigen, werden erschwingliche Wohnungen knapp. Der Evangelische Verein für Wohnraumhilfe unterstützt Menschen, denen Wohnungslosigkeit droht oder die bereits auf der Straße stehen. Und das werden immer mehr. Der Verein sucht daher Objekte zur Anmietung – auch zeitweise.

Es seien vor allem Familien mit Kindern und Alleinerziehende, die die Miete für ihre vier Wände nicht mehr bezahlen können, sagt Geschäftsführer Heinz Gonther. Das liege nicht allein an höheren Mieten. Auch die Nebenkosten steigen, und die Betreuung oder Ausbildung der Kinder werde teurer. Immer mehr Menschen seien zudem verschuldet. Das „Arbeitsplatzzentrum Frankfurt“ locke auch viele Menschen von außerhalb an, die zwar meist zunächst bei Freunden und Verwandten unterkommen können, doch das funktioniere immer nur eine gewisse Zeit.

Welche Gründe im Einzelnen auch den Ausschlag geben – wen das Sozialamt zum Verein für Wohnraumhilfe schickt, der ist „existenziell bedroht“, sagt Gonther. In Frankfurt habe das Sozialdezernat im November rund 2300 Betroffene gezählt.

300 Wohnungen und 500 Übergangsunterkünfte

Einem Teil von ihnen kann der evangelische Verein helfen. In sechs Liegenschaften hält er 300 Wohnungen sowie 500 Übergangsunterkünfte bereit. Zusätzlich gibt es 36 betreute Plätze für junge Erwachsene, die von ihren Eltern vor die Tür gesetzt oder misshandelt wurden oder aus anderen Gründen eine neue Bleibe brauchen.

Wer beim Verein um Hilfe anfragt, hat zwar „materiell keinen Boden mehr unter den Füßen“, sei aber noch nicht aus sozialen Zusammenhängen herausgefallen, sagt Gonther. Menschen, die für sich selbst keine Lebensperspektive mehr entwickeln könnten, würden an andere Einrichtungen wie etwa das Diakoniezentrum „Weser5“ verwiesen, wo sich gezielt auch psychosozialer Probleme angenommen wird.

Die Suche nach einer Wohnung kann Jahre dauern

Doch auch in den Übergangsunterkünften des Vereins sind Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter unterwegs. Vor allem Menschen ohne Bonität brauchten Unterstützung bei der Wohnungssuche, wenn etwa Schufa-Auskünfte gefordert werden, aber auch mit der falschen Hautfarbe stünden auf dem angespannten Wohnungsmarkt die Karten schlecht. Manche Wohnungssuchende fänden innerhalb von zwei bis drei Monaten wieder ein Domizil, andere suchten bis zu sechs Jahren.

Gonther rechnet damit, dass sich die Situation weiter verschärft: „Je knapper der Wohnraum, umso länger der Aufenthalt in den Übergangsunterkünften.“ Um dem wachsenden Bedarf hinterher zu kommen, hält der Verein ständig Ausschau nach leer stehenden Häusern oder vakanten Büros, auch wenn sie nur übergangsweise als Unterkunft genutzt werden können.

1984 wurde der Verein für Wohnraumhilfe als vermittelnde Instanz zwischen Vermietern und Mietern gegründet. Inzwischen ist er zu einem Unternehmen mit 41 Angestellten geworden – was Gonther aber alles andere als froh stimmt. Diese Entwicklung sei ein „Spiegel für den desolaten Zustand der Gesellschaft. Wir werden leider immer mehr gebraucht.“

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 12. März 2013 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe , .

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