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Von – 13. März 2013

Vor 225 Jahren erlaubte Frankfurt reformierte Gottesdienste

Ein allegorischer Kupferstich verweist auf das historische Datum: 225 Jahre ist es her, dass der Rat der Stadt Frankfurt den schon lange hier beheimateten reformierten Glaubensflüchtlingen erlaubte, Gottesdienste innerhalb der Stadtmauern durchzuführen.

Pfarrer Bendix Balke und Präses-Ältester Niko Raatschen vor dem allegorischen Kupferstich. Georg Joseph Cöntgen schuf ihn im Jahr 1788, nachdem der Magistrat der Stadt Frankfurt das Verbot, reformierte Gottesdienste im Stadtgebiet abzuhalten, aufgehoben hatte. Foto: Rolf Oeser

Pfarrer Bendix Balke und Präses-Ältester Niko Raatschen vor dem allegorischen Kupferstich. Georg Joseph Cöntgen schuf ihn im Jahr 1788, nachdem der Magistrat der Stadt Frankfurt das Verbot, reformierte Gottesdienste im Stadtgebiet abzuhalten, aufgehoben hatte. Foto: Rolf Oeser

Der Gemeindesaal der Evangelisch-Französisch reformierten Gemeinde ist schlicht und schmucklos, ganz auf das Wort gerichtet. Doch seit kurzem hängt hier ein wertvoller allegorischer Kupferstich, der auf ein historisches Datum verweist: 225 Jahre ist es her, dass der Rat der Stadt Frankfurt ein Verbot aufhob und den schon lange hier beheimateten reformierten Glaubensflüchtlingen erlaubte, ihre Gottesdienste innerhalb der Stadtmauern durchzuführen.

Eine unglaublich lange Zeit, von 1561 bis 1787, war genau das den reformierten Gemeinden im lutherischen Frankfurt verwehrt geblieben. Die Kaufleute, Handwerker und Arbeitsleute mit reformiertem Bekenntnis mussten nach Bockenheim ausweichen – das außerhalb der Stadtmauern lag – um dort ihre Gottesdienste zu feiern, zu taufen, zu heiraten und Abschied zu nehmen von Verstorbenen. Erst am 10. Februar 1788 fiel das Verbot der Religionsausübung.

Jede Bekenntnisschrift ist Zeugnis ihrer Zeit

„Als französisch-reformierte Gemeinde stehen wir in einer Tradition, die über Jahrhunderte unter fehlender religiöser Toleranz gelitten hat“, sagte Pfarrer Bendix Balke in seiner Jubiläumspredigt zum Thema „Religion und Toleranz“. Doch sind deswegen die Reformierten toleranter als andere Konfessionen? Ja und nein, war seine Antwort, das zeige die Geschichte der Glaubensverfolgungen. „Typisch reformiert“ sei das Bewusstsein, dass jede Bekenntnisschrift als zeitgebunden und damit als vorläufig anzusehen ist. Glaubensgrundlage sei einzig die Bibel und das Vertrauen darauf, dass Gott jeden Menschen direkt anspricht.

Balke warnte davor, einfache Antworten zu suchen. Keine Gesellschaft sei ohne Fehler und Abweichungen. „Wer Toleranz einüben will, dem hilft es, sein eigenes Urteil zu relativieren und das endgültige Urteil Gott zu überlassen“. In der reformierten Gemeinde ist es Tradition, nach der Predigt über das Gehörte zu sprechen, eigene Ansichten zu äußern und Fragen zu stellen. In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass Toleranz nicht mit einfachen Dulden oder Gewährenlassen verwechselt werden darf. „Es kommt auf ein bewusstes Miteinander an“, sagte ein Gemeindemitglied.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 13. März 2013 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe , .

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