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Von – 10. Juni 2013

Münzen waren Nachrichten

Wie funktionierte Geld in der Antike und welche Bedeutung hatte es? Darüber sprach Reinhold Walburg, der Direktor des Geldmuseums der Deutschen Bundesbank, bei einer „Expertenführung“ im Bibelmuseum.

So sahen Schekel aus: Exponate im Bibelhaus Erlebnismuseum. Foto: Ilona Surrey

So sahen Schekel aus: Exponate im Bibelhaus Erlebnismuseum. Foto: Ilona Surrey

Als Jesus im Tempel gegen die Geldwechsler wütete, haben ihn wahrscheinlich auch die Abbildungen auf manchen Münzen erbost: Auf dem tyrischen Silberschekel war vorne der Kopf des Baals und hinten ein Seeadler zu sehen, doch auf jüdischen Münzen durften sondern nur Symbole wie Kelch oder Weizenähre abgebildet werden. Solche Zusammenhänge zur Bedeutung des Geldes in der Antike erläuterte Reinhold Walburg, der Direktor des Geldmuseums der Deutschen Bundesbank, bei einer „Expertenführung“ im Bibelmuseum in Sachsenhausen.

Dreißig Exemplare dieser tyrischen Silberschekel sind ebenso im Bibelmuseum zu sehen wie die „Schekel Israel“, die nach dem ersten jüdischen Krieg gegen Rom, also im Jahr 66 nach Christus, geprägt wurden. „Israel“ darauf zu schreiben, sei ein Akt des Widerstandes gewesen, erläuterte Walburg. Doch auch die Römer hätten Münzen zur Propaganda genutzt. „Münzen waren das erste Massenkommunikationsmittel“, erklärte er. „Eine Art Tageszeitung“. So steht etwa auf einem römischen Sesterzen, der 71 nach Christus geprägt wurde, die Inschrift: “Judäa Capta“, also „Judäa ist erobert“. Zu sehen ist das Profil des  römischen Kaisers Vespasian, eine jüdische Palme und eine trauernde Personifikation Judäas. Auf diese Weise feierte der Senat in Rom Kaiser Vespasian und seinen Sieg in Judäa nach fünf Kriegsjahren.

Urpsrünglich seien Münzen nicht, wie häufig angenommen, erfunden worden, um den Zahlungsverkehr einfacher zu machen, sagte Walburg, sondern aus Prestigegründen: Man konnte als Herrscher sein eigenes Bild oder Wappen darauf prägen. Der ökonomische Aspekt sei erst später hinzugekommen, um 630 vor Christus in der Region zwischen Kleinasien, Griechenland und Trakien. Bis dahin habe man Waren und Dinge direkt getauscht. Während die ersten Münzen noch gewogen wurden, sei später der Begriff „bezahlen“ im Unterschied zum „tauschen“ aufgekommen: Denn bezahlen kann man auch für Dinge, die nicht materiell und zum Anfassen sind, Steuern etwa, Strafe oder auch Arbeitskraft.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 10. Juni 2013 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe , .

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Stephanie von Selchow ist Redakteurin von "Evangelisches Frankfurt".