Hinweis

Diese Website wurde am 28. November 2017 archiviert. Neues Online-Angebot: Evangelische Kirche in Frankfurt.

Aktuell

Von – 30. September 2013

Für ein Afrika ohne Klischees

Eine Konferenz in Frankfurt hat im Ökumenischen Zentrum Christuskirche und im Haus am Dom Menschen zusammengebracht, die Verbindungen zu Afrika haben, um neue Wege und Perspektiven für den Kontinent zu entwickeln.

Im Ökumenischen Zentrum Christuskirche diskutierten über hundert Interessierte über neue Wege für Afrika. Eine Schlüsselrolle könnten dabei in Deutschland lebende Menschen mit afrikanischen Wurzeln spielen. Foto: Rolf Oeser

Im Ökumenischen Zentrum Christuskirche diskutierten über hundert Interessierte über neue Wege für Afrika. Eine Schlüsselrolle könnten dabei in Deutschland lebende Menschen mit afrikanischen Wurzeln spielen. Foto: Rolf Oeser

In Deutschland leben viele Menschen, die ursprünglich aus Afrika kommen oder deren Eltern oder Großeltern von dort eingewandert sind. Viele von ihnen führen ihre kulturellen Traditionen in Vereinen oder Gemeinden fort, und sie pflegen meist vielerlei Kontakte zu ihren Herkunftsländern. Doch an Diskussionen über „die Zukunft Afrikas“ sind sie trotz ihrer Expertise und ihrer Kontakte selten beteiligt.

Eine Konferenz in Frankfurt hat Ende September im Ökumenischen Zentrum Christuskirche und im Haus am Dom Menschen zusammengebracht, die Verbindungen zu Afrika haben, um neue Wege und Perspektiven zu entwickeln. Über hundert Mitglieder afrikanischer Gemeinden, afrikanisch-deutscher Vereine und viele Einzelpersonen waren dabei.

Auf die fatale Funktion von Afrika-Klischees wies Veye Tatah, Chefredakteurin der Zeitschrift „Africa Positive“ hin. Auch kirchliche Hilfsorganisationen nutzten immer noch Bilder von hungernden Kindern für ihre Spendenwerbung. „Afrika“ werde so auf eine Krisenidentität von Hunger, Krieg und Aids reduziert. Zudem wirken diese Bilder auch auf die Kinder afrikanischer Herkunft schädlich. Notwendig sei eine „Dekolonisierung des Denkens“.

Auf die Bedeutung von „Rücküberweisungen“ von Europa nach Afrika machte Tzegha Kibrom, Organisationsberaterin bei „Diversity Works“ (Berlin/Eritrea) aufmerksam. So bestehe etwa ein Drittel des Staatshaushalts von Togo aus solchen Überweisungen. Rahime Diallo vom Bundesweiten Verband Migrantischer Experten MEPA e.V. (Berlin/Guinea) wies darauf hin, dass diese Macht der Diaspora zunehmend von afrikanischen Staaten erkannt werde. Es sei dringend nötig, zivilgesellschaftliche Strukturen zu etablieren, um selbst Einfluss nehmen zu können.

Der Schriftsteller und Journalist Charles Onana (Frankreich/Kamerun) kritisierte, dass die Rolle von Menschen afrikanischer Herkunft in der europäischen Geschichtsschreibung systematisch ausgeblendet werde, um die Fiktion einer „weißen“ Geschichte aufrecht zu erhalten. Das historische Potenzial afrikanisch-europäischer Identität zu erschließen, wurde als ein wesentliches Anliegen benannt. Eine Arbeitsgruppe will sich dieser Aufgabe widmen.

Zentral sei in allen Vorträgen und Diskussionen der Hinweis auf das große Potenzial der afrikanischen Diaspora in Deutschland gewesen, bilanzierten die Veranstalter. Vor allem bei den Jugendlichen sei das Bedürfnis sehr groß, ein stärkeres Selbstbewusstsein zu entwickeln und die gemeinsame afrikanische Identität als Teil der deutschen Gesellschaft zu betonen. Selbstkritisch angemerkt wurde die noch zu oft wenig effektive Selbstorganisation der afrikanischen Diaspora im Vergleich zu anderen europäischen Ländern.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 30. September 2013 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe , .

Artikel teilen: E-Mail Facebook Twitter Google+

Dr. Antje Schrupp ist geschäftsführende Redakteurin von Evangelisches Frankfurt. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin bloggt auch unter www.antjeschrupp.com.