Hinweis

Diese Website wurde am 28. November 2017 archiviert. Neues Online-Angebot: Evangelische Kirche in Frankfurt.

Aktuell

Von – 6. November 2013

Regeln der Finanzmärkte in kleinen Schritten ändern

Kirche und Geld ist das Thema einer Predigtreihe in der Matthäuskirche. Als Erster stieg der Investmentbanker Eberhard Schnebel auf die Kanzel, beim anschließenden Gespräch war auch Oberbürgermeister Peter Feldmann dabei.

Oberbürgermeister Peter Feldmann (links) und der Investmentbanker Eberhard Schnebel (rechts) beim Predigtnachgespräch in der Matthäuskirche. Moderiert hat Wolfgang Nethöfel (Mitte). Foto: Rolf Oeser

Oberbürgermeister Peter Feldmann (links) und der Investmentbanker Eberhard Schnebel (rechts) beim Predigtnachgespräch in der Matthäuskirche. Moderiert hat Wolfgang Nethöfel (Mitte). Foto: Rolf Oeser

An Frankfurt ließ Martin Luther seinerzeit kein gutes Haar. Die Stadt sei ein „Silber- und Goldloch, durch das alles abfließt, was wächst und gedeiht“, ein Sündenpfuhl, in dem „der Habsucht Raum gegeben und der Hölle alle Türen und Fenster geöffnet“ würden.

Im Rahmen einer Predigtreihe zum Thema Kirche und Wirtschaft in der Matthäuskirche wies der Investmentbanker Eberhard Schnebel die Schmähungen des Reformators zwar nicht völlig von der Hand. Ganz so verdorben, wie es im „Sermon vom Handel“ beschrieben ist, stuft er das Treiben in Frankfurt dann aber doch nicht ein.

„Auch Luther wusste, dass die Welt ohne Geld und Handel nicht funktioniert“. Für gute Christen sei die entscheidende Frage, „was wir aus dem Glauben heraus mit dem Geld bewegen können“. Schnebel, der auch promovierter Theologe ist und dem Group Risk Management der Commerzbank angehört, gab hier gravierende Schieflagen zu. Die Vorgänge an den Finanzmärkten machten den Menschen Angst, weil sie undurchsichtig seien, die Vorstellungskraft überstiegen und Werten wie Menschlichkeit und Fürsorge entgegenstünden.

Schaltstellen mit „aufrichtigen Führungskräften“ besetzen

Deshalb müssten „Gesetze und Regeln für mehr Transparenz und Fairness“ auf den Finanzmärkten sorgen. Überdies sei es von Nöten, die maßgeblichen Schaltstellen mit „aufrichtigen Führungskräften“ zu besetzen. Mit Blick auf das Leitmotiv der Predigtreihe „Suchet der Stadt Bestes“ plädierte Schnebel dafür, sich bei „Investitionen wieder auf das eigene Land zu konzentrieren“ – und das nicht mit dem Fokus auf Luxus und Konsum. Die Gelder sollten im Gegenteil verstärkt „in soziales Engagement, Visionen und Handwerk“ fließen.

Dass mahnende Worte allein wenig bewirken, ist dem Ökonom natürlich klar. Luthers Appell, sich allen Besitz rauben zu lassen und Kredite nicht zurückzufordern, könne aber auch keine Lösung sein. Wenngleich die globalisierten Finanzmärkte Schranken setzen, macht Schnebel in seiner Zunft durchaus Handlungsspielräume aus. „Es gibt Stellen, an denen es möglich ist, die Regeln zu ändern und andere Dinge zu tun.“

OB Feldmann will sich nicht mit Kinderarmut abfinden

Dass „im Alltag nur kleine Schritte möglich“ sind, räumte im anschließenden Predigtgespräch auch Oberbürgermeister Peter Feldmann ein. So werde er sich zwar „nicht damit abfinden, dass in Frankfurt jedes vierte Kind von Armut betroffen ist“. Er könne aber auch nicht einfach befehlen, dass „ab morgen nur noch werteorientierte Dinge gemacht werden“.

An einem Finanz- und Handelsplatz wie Frankfurt sei er als Stadtoberhaupt tagtäglich Interessenskonflikten ausgesetzt. Die in der Politik vorherrschende Furcht, „die Märkte zu verärgern“, findet Feldmann allerdings übertrieben. Zumal in den Banken „nicht nur Böse sitzen“, sondern mittlerweile auch dort zahlreiche Stimmen nach einer strengeren Regulierung verlangen – „leider noch viel zu leise“. Es sei an der Zeit, ein „Bündnis der Nichtzyniker“ einzugehen.

Predigtreihe wird an den kommenden Sonntagen fortgesetzt

Die Predigtreihe wird an den kommenden Sonntagen fortgesetzt: Am 10. November ist Christiane Nickel, Leiterin der Konjunkturanalyse der Europäischen Zentralbank, Predigerin, am 17. November der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung. Die Gottesdienste in der Matthäuskirche an der Messe, Friedrich-Ebert-Anlage 33, beginnen jeweils um 11 Uhr.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 6. November 2013 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe , .

Artikel teilen: E-Mail Facebook Twitter Google+