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Von – 17. Februar 2014

Depression: mehr als schlechte Stimmung

Was kann man tun, wenn eine Freundin oder ein Freund nicht mehr richtig mit einem redet, sich immer mehr zurückzieht und womöglich in eine Depression abrutscht? Und das aber nicht wahrhaben will?

Foto: Jürgen Fälchle - Fotolia.com

Foto: Jürgen Fälchle – Fotolia.com

Gerade im Winter verstärkt sich die Neigung zur Depression. Dabei geht es um mehr als bloß schlechte Stimmung, sagt Wolfgang Schrödter, Gesprächstherapeut und Leiter des Evangelischen Zentrums für Beratung in Höchst. Alle haben mal schlechte Tage. Aber depressiven Menschen fehle es wirklich an Mut und Kraft, morgens aufzustehen und den Alltag zu bewältigen, sich um die Kinder und den Haushalt zu kümmern oder zur Arbeit zu gehen. Für sie sei alles sinnlos geworden, sie schafften das Leben einfach nicht mehr.

Offene, intensive Gespräche können da helfen. Aber wenn sich die Gedanken eines depressiven Menschen ständig im Kreis drehen, verlieren Angehörige oder Freundinnen und Freunde auf die Dauer leicht die Geduld.

Psychotherapeutinnen hingegen sind darin geschult, eine wohlwollende Haltung aufrecht zu erhalten und sich von solchen Stimmungen nicht anstecken zu lassen. Therapien seien letztlich nichts anderes als von bestimmten Regeln geleitete Gespräche, die, wenn die Beziehung zwischen Therapeut und Klient stimme, den Lebensmut wieder stärken könnten, sagt Schrödter.

„Man kann versuchen, jemanden zu überzeugen, dass es doch immerhin besser ist, auszuprobieren, ob psychotherapeutische Gespräche helfen, als weiter einsam, starr und unglücklich zu verharren“, empfiehlt der Berater, „und gemeinsam einen Therapeuten suchen, einen Termin machen und ihn oder sie beim ersten Mal vielleicht dorthin begleiten.“ Die meisten Menschen wollten sich letztlich helfen lassen, ist Schrödter überzeugt. Gut sei bei Depressionen auch Bewegung: Spazieren gehen oder Schwimmen könne das Starre auflösen und die Stimmung etwas heben.

Manchmal könne sich eine Krise schon nach fünf Therapiegesprächen lösen, sagt Schrödter. „Wir haben hier das Prinzip: So kurz wie möglich.“ Das evangelische Beratungszentrum bietet jedoch auch längere Paar-Beratungen an, mit Sitzungen alle vier Wochen über zwei Jahre. In manchen Fällen könne auch ein Klinikaufenthalt sinnvoll sein: „Das empfehle ich aber nur, wenn jemand nicht nur Selbstmordgedanken hat, sondern sehr stark zur Handlung drängt“, erklärt Schrödter. Viele Kliniken seien heute fast wie Hotelbetriebe. Und für Mütter gebe es auch Tageskliniken, sodass sie abends wieder zuhause sind.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 17. Februar 2014 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe , .

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Stephanie von Selchow ist Redakteurin von "Evangelisches Frankfurt".

Kommentare zu diesem Artikel

  • Friedrich Peter Niebling schrieb am 18. Februar 2014

    Depression mehr…….

    Mehr geht nicht in 20 Sätzen bzw. 373 Worte! Nützlicher wohl! Es wird gefragt, was man, also was ich tun kann. Antwort: Ich kann – weil bzw. falls ich bei offenen und intensiven Gespräche leicht die Geduld verliere- versuchen, meinen Freund zu überzeugen, dass es doch besser wäre auszuprobieren, ob psychotherapeutische Gespräche ihm helfen. Gewiss, das kann, je nach Art der Depression und dem Vermögens des Therapeuten, der Beginn einer Heilung sein. Die Wahrscheinlichkeit aber ist für viele sehr gering, wenn der Therapeut davon ausgeht, Therapien seien letztlich nichts anderes als von bestimmten Regeln geleitete Gespräche, und wenn er die Depression mit einer Krise gleichsetzt, die sich durch fünf Gespräche auflösen lässt. Wir haben unsere wie auch immer geartete Identität zwar zunehmend auch mit Hilfe unseres Denkvermögens ausgebildet(und im Nachvollziehen der Vernunft anderer), in der Hauptsache aber auf der Ebene des Erlebens und dessen zunächst völlig unbewussten Bewältigung(Lösung bzw. Abfuhr oder Ausgleich von Spannungen). Um alte unheilvolle Lebensstrategien, Befindlichkeiten, Überzeugungen und Reaktionsmuster auflösen bzw. wandeln zu können braucht es in erster Linie die Möglichkeit, sich anders zu erleben bzw. eine neue Selbsterfahrungen machen zu können. Das gelingt am besten ambulant in einer Gruppe oder stationär in einer Klinik. Wobei auch ein Klinikaufenthalt meist nur ein Start ist.

    Friedrich Peter Niebling