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Von – 24. Februar 2014

Kalt versus kuschelig

In Frankfurt wird darüber debattiert, wie warm es in Kirchen sein soll. Üblich sind während der Gottesdienste bis zu 20 Grad. Eine Richtlinie der Kirchenverwaltung sieht aber nur 15 Grad vor – um Energie zu sparen und für den Klimaschutz.

In der Kirche lässt man den Mantel besser an, wie hier in der Katharinenkirche. Kuschelig warm muss es im Gottesdienst nicht sein. Aber bei welcher Temperatur es unzumutbar wird, darüber streiten sich die Geister. Foto: Rolf Oeser

In der Kirche lässt man den Mantel besser an, wie hier in der Katharinenkirche. Kuschelig warm muss es im Gottesdienst nicht sein. Aber bei welcher Temperatur es unzumutbar wird, darüber streiten sich die Geister. Foto: Rolf Oeser

„Ich bin in Frankfurt schon als Mister 16 Grad bekannt“ sagt Olaf Lewerenz und sieht es sportlich. Der Pfarrer der Gemeinde Am Bügel ist im Evangelischen Regionalverband auch für die Projektstelle „Kirche für Klimaverantwortung“ zuständig.

Lewerenz wirbt dafür, dass Kirchen am Sonntag nur noch auf 16 Grad geheizt werden sollen statt der derzeit meist üblichen 20 Grad. „Die Raumtemperatur um vier Grad herabzusetzen würde etwa ein Drittel der Heizenergie sparen. Dafür sitze ich gerne eine Stunde in der Woche in Mantel und Schal in der Kirche.“

Über eine Million Euro werde jährlich in Frankfurt für die Beheizung von Gemeindehäusern und Kirchen ausgegeben. „Will ich Geld durch den Schornstein jagen oder lieber eine Jugendfreizeit, die Seniorenarbeit oder den Sozialfonds der Gemeinde erhöhen?“ fragt Lewerenz, und man ahnt, wie seine Antwort lautet. Doch in den meisten Gemeinden wird das anders gesehen. „Wir hatten in der Lutherkirche kürzlich durch ein technisches Problem tatsächlich einmal nur 15 Grad im Gottesdienst“, sagt Pfarrer Reiner Haberstock, „das war unerträglich.“

Wenn man die Richtlinien der EKHN wirklich umsetzen würde, ist der Pfarrer aus dem Nordend überzeugt, vertreibt man die Leute aus dem Gottesdienst. „Es hat doch keinen Zweck, wenn man da sitzt und sich auf nichts konzentrieren kann, weil man dauernd daran denkt, wie kalt es ist.“

Olaf Lewerenz hält dagegen, dass eine Kirche kein Wohnzimmer sei. „Eine gute Predigt oder inniger Gesang können mich im Gottesdienst erwärmen, oder es kann nach dem Gottesdienst heißer Tee ausgeschenkt werden.“

Fragt sich nur, ob das Publikum diesen Gedankengang nachvollziehen wird. Man ist heute schließlich daran gewöhnt, bei öffentlichen Veranstaltungen wohl beheizte Räumlichkeiten vorzufinden. Es ist schwer zu vermitteln, warum ausgerechnet bei Gottesdiensten niedrigere Standards gelten sollen als bei anderen Zusammenkünften.

„Wir können nicht das Konzept offene und einladende Kirche vertreten wollen und dann den Leuten so etwas zumuten“, findet Haberstock. Allerdings würden die Gemeinden mit einer Temperatursenkung auch einen Beitrag zur Umsetzung der Klimaschutzziele leisten. Vor acht Jahren hat sich die hessen-nassauische Kirche nämlich vorgenommen, ihren CO2-Ausstoß bis Ende 2015 gegenüber 2005 um 25 Prozent zu senken. Durch Gebäudesanierungen und den Umstieg auf Ökostrom wurde auch schon einiges erreicht. Zum selbst gesetzten Ziel sei es aber noch ein weiter Weg, sagt Lewerenz.

In der Lutherkirche hat man die Heizung jetzt von 20 auf 19 Grad abgesenkt. „Da muss man auch den Mantel anbehalten“, sagt Haberstock, „aber immerhin friert man nicht.“

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 24. Februar 2014 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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Dr. Antje Schrupp ist geschäftsführende Redakteurin von Evangelisches Frankfurt. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin bloggt auch unter www.antjeschrupp.com.