In der Jugendkulturkirche Sankt Peter begeisterten Abiturientinnen und Abiturienten der Bettinaschule das Publikum. Unter der Überschrift „Wir sind die Bildungselite“ legten sie offen, was sie an der Schule erleben.
Auch die in den 1990er Jahren Geborenen werden längst in Schubladen gesteckt. Zur „Generation Y“ gehören demnach junge Menschen, die selbstverliebt, risikoscheu und verwöhnt, aber auch gut ausgebildet, technikaffin und leistungsbereit sind. Unter „Generation Chips“ hingegen werden all jene subsumiert, die schlecht ausgebildet, gering motiviert, ungesund ernährt und exzessivem Medienkonsum verfallen sind.
Solchen Etikettierungen setzten Abiturientinnen und Abiturienten der Bettinaschule eigene Betrachtungen entgegen. Im Kurs „Darstellendes Spiel“ mit der Theaterlehrerin Bettina Tonscheidt gingen sie der Frage nach: „Was hat die Schule aus und mit mir gemacht?“ Herausgekommen ist ein Aufführungsprojekt, in dem junge Menschen eine weitaus vielschichtigere und sehr authentische Selbsteinschätzung lieferten.
Was in der Jugendkulturkirche Sankt Peter zu sehen war, hat jedenfalls mit affektierten Generation Y-Egomanen nichts gemein. Selbstkritisch, reflektiert und mit frappierender Ehrlichkeit gaben die 22 Mädchen und Jungen sehr persönliche Empfindungen preis. Dass etwa ein fülliges Mädchen auf der Bühne schildert, wie sie unter den Hänseleien leidet, die ihr selbst Freunde nicht ersparen, zeugt von beachtlichem Mut und Selbstüberwindung. Auch dem Jungen, der seine Verzweiflung über eine schlechte Zeugnisnote beschrieb, die er dann fälschte, um seinen Vater nicht zu enttäuschen, dürfte das nicht leicht gefallen sein.
Mischung aus Theater, Performance und Dokumentation
Die in eine Mischung aus Theater, Performance und Dokumentation verpackten Erlebnisse berührten auch die Erwachsenen. Ob fehlurteilende Lehrer, Leistung fordernde Eltern oder fiese Mitschülerinnen – bei den Exkursionen in schulalltägliche Wirklichkeiten musste das Publikum in so manchen Abgrund blicken.
Unter dem Titel „Wir sind die Bildungselite“ machten die Laiendarstellerinnen und -darsteller vor allem klar, welch enormer Druck mittlerweile in Schulen herrscht, dass psychische Störungen und Überforderungssyndrome zunehmen. Dennoch findet die 18-jährige Elisa Frey „die Schule nicht nur deprimierend“. Das gemeinsam auf die Beine gestellte Theaterprojekt sei dafür doch das beste Beispiel. Dass es bei der Entwicklung des Stückes oft ans Eingemachte ging, „viel geweint, aber auch viel gelacht“ worden ist, verbucht die Abiturientin als „richtig tolle Erfahrung“.
Mit dieser Einschätzung steht sie nicht alleine. Acht der beteiligten Mädchen und Jungen haben „Darstellendes Spiel“ nun als Abiturfach gewählt. Zur Freude von Bettina Tonscheidt, die damit nie gerechnet hätte. Die biografische Arbeit habe den Jugendlichen schließlich einiges abverlangt und sie an Grenzen gebracht.
Der emotionale wie körperliche Einsatz war bei der Aufführung nicht zu übersehen und wurde von den über zweihundert Zuschauerinnen und Zuschauern entsprechend honoriert. Nach der packenden Vorstellung in Sankt Peter – für die Jugendkulturkirche und die Bettinaschule war es nicht die erste fruchtbare Kooperation – erntete die Truppe tosenden Applaus und viel Respekt.