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Von – 21. März 2014

Kirchenbindung: Entweder – oder

Der Trend ist seit Jahrzehnten stabil: Die absolute Zahl der Kirchenmitglieder sinkt kontinuierlich, Kasualien wie Taufe, Trauung, Bestattung werden seltener begehrt. Mit jeder nachrückenden Generation wird die Relevanz von Glaube und Kirche in der Gesellschaft undeutlicher.

Und doch fördert die jüngste Mitgliederstudie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) überraschende Ergebnisse zu Tage. Es gibt eine Tendenz der Polarisierung. Entweder man ist der Kirche sehr oder ziemlich verbunden (43 Prozent) – oder man fühlt nicht oder kaum verbunden (32 Prozent). Vor zwanzig Jahren lagen die Prozentzahlen bei 40 und 27. Die mittlere Gruppe derer mit zumindest schwachen oder sehr schwachen Bindungen zur Kirche ist dagegen kleiner geworden und umfasst nur noch ein Viertel statt der Mitglieder.

Durch diese Polarisierung wird die Vermittlung von Religion zunehmend schwieriger. Das vor Jahren propagierte Konzept der Mission erscheint damit obsolet zu sein. Der Trend wird verstärkt durch einen massiven Traditionsabbruch. Vorsichtig formuliert hier die Studie: „Die Generationsweitergabe des Evangeliums gelingt zunehmend weniger, mitunter muss man die Sorge haben, dass sie schon unterbrochen ist.“

Immer weniger Menschen genießen eine religiöse Erziehung. In der Gruppe der 14- bis 21-Jährigen sagen selbst von den Kirchenmitgliedern in Westdeutschland weniger als die Hälfte (49 Prozent), dass sie religiös erzogen worden seien. Angesichts der erheblichen Ressourcen, die die Kirche in den Elementarbereich investiert, fragt die Studie, ob das Konzept der Entlastung der Familie „problematisch“ sei. Und weiter heißt es: „Müssen die Kirchen nicht kraftvoller als bisher die Stärkung der Familien in ihrer eigenen religiösen Kompetenz fördern? Wenn die primäre religiöse Kommunikation an die Familie gebunden ist, dann ist die Stärkung dieser Kommunikationssituation das Gebot der Stunde. Um aber die Vielfalt der realen kindlichen Lebenswelten ins Blickfeld zu bekommen und keine Ausgrenzungen vorzunehmen, ist ein erweiterter Familienbegriff im Blick auf Alleinerziehende oder Patchwork-Familien u. a. eine unerlässliche Voraussetzung.“

Und noch eines Zeigt die Studie. Die Kirche ist eine „Vor-Ort-Kirche“. Dabei haben die Pfarrerinnen und Pfarrer eine Schlüsselfunktion. Andere kirchliche Strukturen werden kaum wahrgenommen. Lediglich die mediale Wahrnehmung bilde hier einen gewissen Gegenpol.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 21. März 2014 in der Rubrik Gott & Glauben, erschienen in der Ausgabe .

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Kurt-Helmuth Eimuth ist Mitglied in der Redaktion von "Evangelisches Frankfurt". Mehr über den Publizisten und Erziehungswissenschaftler ist auf www.eimuth.de zu erfahren.

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