Über die mittelalterlichen Darstellungen der Madonna mit Kind und des Heiligen Georg in der Kreuzgemeinde in Preungesheim hat die Kunstgeschichtlerin Helga Bill jetzt ein Buch geschrieben.
Lange waren die mittelalterlichen Wandmalereien in der Preungesheimer Kreuzkirche in Vergessenheit geraten und unter Tünche verborgen. 1936 wurden sie erstmals wieder entdeckt, jedoch ohne dass die kunst- und kulturhistorische Bedeutung erkannt wurde: Sie verschwanden rasch wieder hinter einer Orgel.
Ein Riss in der Ostwand der Kirche, der aufwändige Sanierungsarbeit erforderte, brachte sie 1997 wieder ans Licht. Und dieses Mal wurde ihre außergewöhnliche kunsthistorische Bedeutung erkannt. Umfangreiche Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten folgten, 2007 konnten sie abgeschlossen werden.
Die Malereien zeigen den Heiligen Georg und eine thronende Madonna mit Kind – die wichtigsten Schutzpatrone des Deutschen Ordens. Die Kreuzkirche war 1275 vom Deutschen Orden als Patronatskirche übernommen worden, die beiden Bildwerke stehen über die Tätigkeit des Ordens und die Kultur der Stauferzeit mit der Stadt- und Kulturgeschichte Frankfurts im 13. Jahrhundert in enger Verbindung.
Die Frankfurter Kunstgeschichtlerin Helga Bill hat nun diese Wandmalereien wissenschaftlich untersucht und ihre Ergebnisse in einem aufwändig gestalteten Bildband veröffentlicht, der in der Schriftenreihe des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt erschienen ist.
Bill ordnet die Wandmalereien der Kreuzkirche historisch, theologisch und kunstgeschichtlich ein, vergleicht sie mit ähnlichen Darstellungen andernorts, erklärt ihre Ikonografie und stellt sie in ihren zeitgenössischen Kontext. In dem „Übergangsstil“ der Bildwerke spiegelten sich Etappen des Wechsels von der Spätromanik zur Hochgotik. Die Kombination der Stilelemente hält wesentliche Phasen des stilistischen Wandels im dritten Viertel des 13. Jahrhunderts fest.
Grafisch ist das Buch so gestaltet, dass einzelne Erläuterungen zu Begriffen oder auch Ereignissen optisch abgegrenzt sind, sodass man es nicht am Stück lesen muss, sondern gut darin blättern und stöbern kann. Wie nebenbei bekommt man so nicht nur Einsichten in die Preungesheimer Malereien selbst, sondern auch einen Einblick in die mittelalterliche Welt und ihre politischen Geschehnisse.
Zu einem besonderen Genuss wird das Lesen darüber hinaus durch die Vielzahl an farbigen Abbildungen, die das im Text geschilderte illustrieren.
Helga Bill: Sakrale Monumentalmalerei der Spätromanik im Umbruch zur Gotik. Schriftenreihe des Evangelischen Regionalverbandes, Frankfurt 2014, 200 Seiten, 25 Euro, zu bestellen über karin.schlicht@ervffm.de.