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Von – 4. März 2014

Nahansichten innerer Gefühlswelten

Noch bis zum 30. März: Die Ausstellung „Be Happy“ in der Epiphaniaskirche im Nordend zeigt Videokunst von Eva Weingärtner.

Drei Videos hat Eva Weingärtner für ihre Ausstellung in der Epiphaniaskirche am Oeser Weg installiert: Zwei an der Wand, eine auf dem Fußboden. Foto: Rolf Oeser

Drei Videos hat Eva Weingärtner für ihre Ausstellung in der Epiphaniaskirche am Oeser Weg installiert: Zwei an der Wand, eine auf dem Fußboden. Foto: Rolf Oeser

„Diese Augen werden Ihnen nicht so schnell aus dem Kopf gehen!“ sagte Christian Kaufmann, Kurator der Evangelischen Akademie Frankfurt, bei der Eröffnung der Video-Kunst-Ausstellung von Eva Weingärtner in der Epiphaniaskirche. Die großen braunen Augen, die die Betrachterin aus dem Chorraum unverwandt anschauen, sind die Augen der 36 Jahre alten Künstlerin selbst, die immer im Mittelpunkt ihrer Arbeiten steht.

In Weingärtners Video-Installation „Lucid dream“ wandert langsam ein schwarzer Schatten über ihre Augenpartie und tastet das Gesicht ab, bis schließlich nur noch die Augen aus dem Schwarz herausschauen – der Schatten wirkt jetzt wie eine Tiermaske. „Ist das ein Traum oder ein Alptraum?“ fragt Kaufmann. „Und wer betrachtet hier eigentlich wen? Wir die Künstlerin oder sie uns?“

Die Arbeiten von Eva Weingärtner, erläuterte er, umkreisten Ich, Identität, Fragen der Selbst- und der Fremdwahrnehmung. Sie seien „Nahansichten innerer Gefühlswelten“.

In der zweiten Arbeit rechts vom Altarraum wiegt sich der Kopf der Künstlerin wie träumend vor blauem Himmel. Ein Schattenkopf, ebenfalls wiegend, bewegt sich auf ihn zu. Eine Hand tastet zärtlich nach dem Schattenprofil. Später taucht noch eine zweite, kleinere Hand auf. Diese Installation passe sehr gut in eine Kirche, sagte Kaufmann. Sie spiele zwar im Irdischen, habe aber einen deutlichen Zug ins Transzendente.

Weingärtners dritte Installation auf dem Boden unterhalb der Orgel bezieht den Kirchenraum direkt mit ein. Zunächst wird ein Teil der Decke mit lichtgrauen Holzverstrebungen auf den Boden projiziert. Jetzt taucht das Gesicht der Künstlerin mit den großen Augen auf, eine unsichtbare Hand scheint Wassertropfen von einer Glasplatte zu wischen, durch die sie von unten hindurchsieht. Scheibenwischergefühl. Dann wird es unheimlicher: Ihr Kopf scheint unter Wasser geraten zu sein und uns aus der Tiefe anzusehen. Schließlich wird das Bild unscharf, kleiner, aber die Augen bleiben. Dahinter werden die Boden-Steinplatten auf die echten Boden-Steinplatten der Kirche projiziert und dann tritt auf einmal ein Mann ins Bild und schaut lächelnd hoch zur lichtgrauen Holz-Decke. „Be happy“ heißt diese Arbeit; sie hat auch der ganzen Ausstellung den Titel gegeben.

In der heutigen Bilderflut sei das künstlerische Video keineswegs überflüssig, unterstrich Kaufmann. Es entzerre, entschleunige und reinige, weil es neu sehen helfe.

Zur Eröffnung der Ausstellung waren außerdem Sound-Collagen von Jörg Simon zu hören, die genau auf Weingärtners Video-Installationen abgestimmt sind. Der Künstler und Filmemacher hat wie die Video-Künstlerin an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach studiert.

Die Ausstellung „Be happy“ von Eva Weingärtner ist vom noch bis 30. März in der Epiphaniaskirche im Nordend, Oeder Weg/Ecke Holzhausenstraße, zu sehen. Öffnungszeiten: mittwochs bis freitags von 16 bis 19 Uhr.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 4. März 2014 in der Rubrik Kultur, erschienen in der Ausgabe , .

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Stephanie von Selchow ist Redakteurin von "Evangelisches Frankfurt".