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Von – 28. April 2014

Reliquien: Die tun nichts

Ob das Turiner Grabtuch oder die kürzlich zugänglich gemachten Gebeine des Petrus: Reliquien sind immer wieder Gegenstand des öffentlichen Interesses. Nach evangelischem Verständnis sind sie aber nichts Besonderes.

Körperliche Überreste von Heiligen oder Gegenstände, mit denen sie in Berührung gekommen sein sollen, zu verehren, gehört zur katholischen, aber auch zur orthodoxen Frömmigkeit. Schon früh wurden christliche Märtyrer und Märtyrerinnen an gottesdienstlichen Orten bestattet, und auf den Gräbern von Heiligen – Petrus etwa – wurden Kirchen errichtet. Später wurden ihre Gebeine wie im Kölner Dom auf dem Altar präsentiert. Dahinter steht die Auffassung, Reliquien brächten Gläubige in besondere Nähe zu einem Heiligen und damit zum Himmel.

Anstoß zur Verehrung von Reliquien mag Lukas in der Apostelgeschichte gegeben haben (Kapitel 19, Vers 12ff): Die Anhängerinnen und Anhänger von Paulus, heißt es da, hielten „die Schweißtücher und andere Tücher, die er auf seiner Haut getragen hatte, über die Kranken, und die Krankheiten wichen von ihnen”. Allerdings stellt Lukas sogleich fest, dass diese Gegenstände nicht aus sich heraus wirkten, sondern nur in Verbindung mit dem geweckten Glauben. Daran knüpften später die Reformatoren an, als sie die Auswüchse der Reliquienverehrung im Mittelalter kritisierten. Nicht nur, dass man im Volk den Überbleibseln magische Wunderkräfte zuschrieb, der Besuch von Reliquien konnte auch Nachlass bei der Bestrafung von Sünden erwirken. Deshalb verurteilte der Protestantismus die Verehrung von Reliquien als Abgötterei.

Nach evangelischem Verständnis gibt es ohnehin keine besonderen „Heiligen”, weil alle Christinnen und Christen gleichermaßen heilig sind, also auch ohne spezielle Verdienste zu Gott gehören. Eine Reliquie ist für Evangelische nur die sichtbare Erinnerung an eine bedeutende christliche Person, denn „Heilige” sind einfach besondere Vorbilder im Glauben – ein Franz von Assisi gehört da ebenso dazu wie ein Dietrich Bonhoeffer. Reliquien, Gedenkorte oder Grabmäler mögen pädagogisch und historisch interessant sein, Heil vermitteln die Überreste der Heiligen nicht.

Zumal es für das Zentrale des christlichen Glaubens, die Auferstehung Jesu, keine Anhaltspunkte für Wahrheit und Echtheit gibt. Da hilft nur Glauben.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 28. April 2014 in der Rubrik Gott & Glauben, erschienen in der Ausgabe , .

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Wilfried Steller ist Theologischer Redakteur von "Evangelisches Frankfurt" und Pfarrer in Frankfurt-Fechenheim.