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Aktuell

Von – 3. Mai 2014

Engagement für fairen Handel wird interreligiös

Anständige Preise für Kleinbauern, gute Arbeitsbedingungen, Nachhaltigkeit und Umweltschutz – christliche Gruppen engagieren sich schon lange für fairen Handel. Das Thema hat auch viel interreligiöses Potenzial, wie ein Treffen in Bockenheim zeigte.

Fairtrade-Logo

Das Engagement für fairen Handel könne sich als zukunftsweisend im Dialog der Religionen erweisen, sagte Andreas Herrmann. Der Beauftragte für interreligiöse Fragen im Zentrum Ökumene der evangelischen Kirche war einer der Veranstalter eines Treffens über den Zusammenhang von fairem Handel und religiöser Ethik – gemeinsam mit dem islamischen Zentrum IIS und dem Weltladen Bornheim.

Soziales und ethisches Engagement besitze in allen Heiligen Schriften hohen Stellenwert, und ebenso die Aufforderung, die Schwachen im Blick zu halten, sagte Herrmann.

Christliche Gruppen waren zentral für die Fair Trade-Idee

Christliche Gruppen haben beim „FairTrade“-Engagement von Anfang an eine zentrale Rolle gespielt. 1970 organisierten die evangelische und katholische Jugend die ersten Proteste gegen ungerechte Handelsstrukturen. Der Verein „TransFair“ wurde 1992 unter maßgeblicher Beteiligung der kirchlichen Hilfsorganisationen „Brot für die Welt“ und „Misereor“ ins Leben gerufen. Beide sind bis heute die größten Gesellschafter der „Gepa“, des wichtigsten Fair Trade-Händlers in Deutschland, und auch in dem unabhängigen Gremium, das das Transfair-Siegel verleiht, sind zahlreiche christliche Vereine und Institutionen vertreten.

In Frankfurt gab es den ersten muslimischen Weltladen

Aber auch im Islam gebe es eine große Nähe zu fairem Handel, betont Mohammed Naved Johari vom Frankfurter Verein „Islamische Informations- und Serviceleistungen“ (IIS). Schon der Prophet Mohammed habe den Handel nur dann als Segen erachtet, wenn er für alle Beteiligten transparent und gerecht vonstatten geht. Im Islam spiele das Soziale eine tragende Rolle, deshalb seien „menschunwürdige Arbeitsbedingungen und Dumpingpreise unvereinbar mit dem islamischen Gesellschaftsideal“, so der Sozialpädagoge.

Johari schreibt gerade an seiner Doktorarbeit über die soziale Arbeit in Moscheegemeinden. Er möchte Muslime und Musliminnen über fairen Handel aufklären, und zwar auch ganz praktisch: Vor drei Jahren eröffnete er gemeinsam mit einem IIS-Vorstandskollegen in Frankfurt den „deutschlandweit ersten Weltladen unter muslimischer Regie“. Untergebracht ist er im Ladenlokal der IIS in der Mainzer Landstrasse 116.

Das FairTrade-Sortiment rege unter den durchschnittlich 400 Menschen, die dort die Freitagspredigten besuchen, Gespräche über Umweltschutz und Nachhaltigkeit an. Das Engagement beschere auch dem interreligiösen Dialog eine neue Qualität: So lud die IIS zu einem interreligiösen FairTrade-Frühstück ein und beteiligte sich bei der Bewerbung Frankfurts als Hauptstadt des fairen Handels. Demnächst erscheint eine Broschüre „FairTrade und Islam“, die die IIS in Kooperation mit dem Bornheimer Eine-Welt-Laden erstellt hat.

Auch Buddhismus tritt für fairen Handel ein

David Wahle, der in Mainz eine buddhistische Gemeinde betreut, sieht ebenfalls in seiner Glaubenslehre die Prinzipien des fairen Handels bereits eingeschlossen. Buddhismus bedeute „Liebe und Mitgefühl für alle Wesen“, und die Auseinandersetzung mit dem Gesetz von Ursache und Wirkung – dem Karma – schärfe die Aufmerksamkeit für das eigene Verhalten. „Buddhisten wissen, dass es auf sie zurückfällt, wenn sie Produkte kaufen, die unter Sklavenbedingungen produziert worden sind“, sagte Wahle.

Nächstes Treffen im Herbst – hessenweit

Erhard Brunn, der als Berater für interkulturelle Kooperationen die von rund vierzig Teilnehmerinnen und Teilnehmern besuchte Veranstaltung organisiert hatte, spricht zwar von „einem kleinen Pflänzchen, das noch viel gegossen werden muss“. Doch geht nicht nur er davon aus, dass es wachsen und gedeihen wird.

Für den Herbst ist jedenfalls bereits ein hessenweites „Interreligiöses FairTrade Seminar“ geplant.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 3. Mai 2014 in der Rubrik Ethik, erschienen in der Ausgabe , .

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