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Von – 1. Mai 2014

Alltägliches vom lieben Gott

In seinem Buch „Der liebe Gott kommt nicht voran“ spürt Wolfgang Weinrich der menschlichen Seite des christlichen Gottesbildes nach und versucht unaufgeregt, Orientierung in einer komplizierten Welt zu geben.

Zur Präsentation seines Buches hatte Wolfgang Weinrich zahlreiche Kolleginnen und Kollegen eingeladen. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Zur Präsentation seines Buches hatte Wolfgang Weinrich zahlreiche Kolleginnen und Kollegen eingeladen. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Wie wird es wohl sein, wenn der liebe Gott in die Börse geht? Muss er sich auch der Sicherheitskontrolle am Eingang unterziehen? Was hält der liebe Gott von dem geschäftlichen Treiben, steigenden und fallenden Aktien, von dem Treiben, das die Welt bewegt?

Wissen tut es Wolfgang Weinrich auch nicht, aber er kann es sich vorstellen. „An einem Tag wie diesem, denkt der liebe Gott, wird sich jemand das Leben nehmen, weil die Kurve dort an der Wand nicht nach oben geht.“

In seinem Buch „Der liebe Gott kommt nicht voran“ lässt der Theologe seinen literarischen Gott fragen: „Ist das die neue Welt, von der alle reden?“ und kritisch denkt dieser Gott über die Frage der Gerechtigkeit eines solchen Marktes, der zudem elektronisch gesteuert wird, nach“.

Wolfgang Weinrich, Kommunikationsbeauftragter der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, getraut sich was mit seinem lieben Gott. Gut, dass Gott Akkordeon spielt, wusste schon Hanns Dieter Hüsch. Aber dass er auch Herzschmerzen haben kann und Zigarren liebt, ist doch überraschend. „’Eine brennende Zigarre‘, sagt der liebe Gott, ‚ist nur vergleichbar mit einem Ausbruch des Vesuvs: mit Dampf, Rauch und Hitze verbunden.’“ Weinrichs Gott liebt eben dieses Element, das in kalter Zeit Wärme spende: das Feuer.

Der liebe Gott kommt nicht voranMit solch kleinen, menschlichen Begebenheiten, spürt Weinrich nicht nur der menschlichen Seite des christlichen Gottesbildes nach, sondern er versucht unaufgeregt Orientierung in einer komplizierten Welt zu geben. Ganz ohne missionarischen Eifer, aber doch hintersinnig.

Der akademischen Theologie mag dies an vielen Stellen viel zu platt sein, was hier ein Oberkirchenrat in eine literarische Form gießt. Aber leidet nicht gerade die evangelische Kirche an einer ungeheuren spirituellen Sprachlosigkeit? Weinrich überwindet diese. Wer sich auf diese Form einlassen kann, wird das Buch immer wieder mit Vergnügen zur Hand nehmen.

Mit den Vorbehalten der akademischen Thelogie wird Weinrich leben können. Die Projekte des 59-Jährigen sind anfänglich nie auf ungeteilte Unterstützung in seiner Kirche gestoßen: Sei es die Einführung des Facettenkreuzes als Logo, sei es die Kampagne „Evangelisch aus gutem Grund“ oder die Präsenz auf Hessentagen und Landesgartenschauen.

Wie schreibt der Autor im Nachklapp: „Das Leben ist zu schwer, als dass es nicht auch leichter zugehen könnte. Und zu kurz, um schlechten Wein zu trinken. Das könnte auch der liebe Gott gesagt haben.“

Wolfgang H. Weinrich: Der liebe Gott kommt nicht voran – Geschichten aus dem Alltag des Allmächtigen, Kreuz-Verlag, Freiburg 2014, 12 Euro.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 1. Mai 2014 in der Rubrik Gott & Glauben, erschienen in der Ausgabe , .

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Kurt-Helmuth Eimuth ist Mitglied in der Redaktion von "Evangelisches Frankfurt". Mehr über den Publizisten und Erziehungswissenschaftler ist auf www.eimuth.de zu erfahren.