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Von – 14. Mai 2014

Gewisse Spannungen: Podium über Religion und Atheismus

Staat und Kirche müssten stärker getrennt werden, forderte Gabriele Förster vom Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten bei einer Podiumsdiskussion gestern Abend im Haus am Dom. Der Frankfurter Rat der Religionen hatte dazu eingeladen, um über Spannungen zwischen Atheismus und Religion zu diskutieren.

PlakatFörster kritisierte, dass Menschen Mitglied in der Kirche sein müssen, um einen Arbeitsplatz bei kirchlichen Trägen zu bekommen. Sie plädierte für eine Abschaffung des Kirchensteuereinzugs durch den Staat und dafür, Religionsunterricht durch Ethikunterricht zu ersetzen, der das kritische Denken schule. Die Präambel des Grundgesetzes über die Verantwortung vor Gott und den Menschen sei „antiquiert“.

Peter Scherle, der Direktor des Theologischen Seminars der hessen-nassauischen Landeskirche, hält hingegen das Grundgesetz für „stark“. Es sichere die Neutralität des Staates gegenüber der Religion zu, wolle aber gleichzeitig, dass Religion sich in den öffentlichen Diskurs einbringt. Deshalb gebe es auch den Religionsunterricht an Schulen, und jede Glaubensgemeinschaft könne eine Körperschaft des öffentlichen Rechts werden und entsprechende Möglichkeiten erhalten.

Es sei besser für eine Gesellschaft, wenn der Diskurs über Religion im öffentlichen Raum stattfinde und nicht wie zum Beispiel in Frankreich ins Private verdrängt würde, so Scherle. Dort entstünden derzeit immer mehr Privatschulen, die streng katholisch oder streng muslimisch geprägt seien. Auf diese Wiese bildeten sich Nebenwelten.

Norbert Hörster, emeritierter Philosophieprofessor, sagte, er glaube zwar an ein „göttliches Ordnungsprinzip“, denn die Naturwissenschaft könne nicht erklären, wie Leben entsteht. Es widerspreche aber der Vernunft, angesichts von Naturkatastrophen und allem Leid in der Welt an einen allmächtigen oder gar allgütigen Gott zu glauben. Theologen könnten dieses Theodizeeproblem nicht überzeugend beantworten. Luther habe von „der Hure Vernunft“ gesprochen. Mit solchen Ansichten könne man sich seiner Meinung nach nicht ernsthaft auseinandersetzen.

Förster und Scherle hingegen betonten, es sei wichtig, miteinander im Gespräch zu bleiben. „Auch, wenn man sich dann mit den eigenen Wahrheitsansprüchen anderen Wahrheitsansprüchen aussetzen und sich von ihnen begrenzen lassen muss“, so Scherle.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 14. Mai 2014 in der Rubrik Gott & Glauben, erschienen in der Ausgabe , .

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Stephanie von Selchow ist Redakteurin von "Evangelisches Frankfurt".