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Von – 9. Mai 2014

Weiteres Kirchenasyl in Frankfurt

Auch in der Gemeinde Cantate Domino in der Nordweststadt gibt es jetzt einen Fall von Kirchenasyl. Hier hat ein junges Paar aus Eritrea Schutz gefunden, dem die Abschiebung nach Italien droht.

Pfarrerin Sabine Fröhlich. Auch ihre Gemeinde, Cantate Domino in der Nordweststadt, hat jetzt zwei Flüchtlingen Kirchenasyl gewährt. Foto: Ilona Surrey

Pfarrerin Sabine Fröhlich. Auch ihre Gemeinde, Cantate Domino in der Nordweststadt, hat jetzt zwei Flüchtlingen Kirchenasyl gewährt. Foto: Ilona Surrey

Wie Pfarrerin Sabine Fröhlich „Evangelisches Frankfurt“ mitteilte, halten sich der 26 Jahre alte John und die 29 Jahre alte Eteinesh seit 30. April in der Kirche auf. Der Kirchenvorstand habe nach reiflicher Überlegung beschlossen, ihnen Kirchenasyl zu gewähren. Die Behörden seien darüber informiert worden.

Bis 28. August müssten die beiden abwarten, dann sei die Frist, innerhalb derer sie abgeschoben werden können, verstrichen, und sie können einen Asylantrag in Deutschland stellen.

Es ist der zweite Fall von Kirchenasyl in Frankfurt in kurzer Zeit, nachdem im April bereits die Gemeinde Am Bügel einen jungen Eritreer aufgenommen hat, der nach Ungarn abgeschoben werden soll. Auch in Mainz hat eine Kirchengemeinde kürzlich Kirchenasyl gewährt, wie der Evangelische Pressedienst mitteilt. Hier betrifft es eine siebenköpfige Familie aus Syrien, der die Abschiebung nach Bulgarien droht.

Alle Fälle betreffen die Folgen der sogenannten „Dublin-Verordnungen“, wonach Flüchtlinge, die in Europa Asyl suchen, ihren Antrag in dem Land stellen müssen, über das sie eingereist sind. Das bedeutet, dass kaum welche von ihnen Chancen haben, in Deutschland Aufnahme zu finden. Die Verhältnisse in den Grenzländern sind aber meist untragbar.

So sei der junge Mann, der jetzt am Bügel Kirchenasyl gefunden hat, in Ungarn von Neonazis überfallen worden, aber die ungarische Polizei habe die Anzeige nicht aufgenommen, weil er kein Ungarisch sprach, berichtet Pfarrer Olaf Lewerenz. In Bulgarien gelingt es den Behörden dem Flüchtlingshilfswerk UNHCR zufolge nicht einmal, die Menschen in den völlig überfüllten Flüchtlingslagern mit Trinkwasser zu versorgen.

Schätzungen von Flüchtlings-Aktivisten zufolge halten sich im Rhein-Main-Gebiet derzeit rund 300 Menschen auf, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, die also aufgrund der Dublin-Verordnungen ihren Asylantrag nicht in Deutschland stellen können.

„Diese Verhältnisse sind unmenschlich“, sagt Pfarrerin Fröhlich. „Es geht hier um dramatische Schicksale“. So habe der junge Mann, der jetzt in Cantate Domino untergekommen ist, bei der Überfahrt von Afrika nach Lampedusa seinen Bruder und dessen zwei Söhne ertrinken sehen. Deutschland nehme im Verhältnis zu seiner Bevölkerungszahl viel weniger Flüchtlinge auf als andere europäische Länder.

Auch Kirchenpräsident Volker Jung nahm in seiner Rede vor der derzeit in Frankfurt tagenden Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau zu dem Thema Stellung. Er forderte eine „Willkommenskultur“ für Flüchtlinge, bessere legale Einreisemöglichkeiten nach Europa sowie eine Änderung der Dublin-Verordnungen.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 9. Mai 2014 in der Rubrik Ethik, erschienen in der Ausgabe .

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Dr. Antje Schrupp ist geschäftsführende Redakteurin von Evangelisches Frankfurt. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin bloggt auch unter www.antjeschrupp.com.