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Von – 27. Juni 2014

„Ich laufe zum Spaß, Flüchtlinge nicht“

Wenn am 6. Juli der Frankfurter Ironman startet, ist auch Pfarrer Thomas Stephan dabei. Der 45-Jährige hat schon einige Rennen hinter sich: Noch vor vier Jahren wog er ungesunde 230 Kilo, inzwischen ist er ein durchtrainierter Sportler. Seinen ersten Ironman nimmt Stephan zum Anlass, um um Spenden für die Flüchtlingsarbeit zu bitten. „Denn ich schwimme, radle und laufe zum Spaß, Flüchtlinge nicht.“

Pfarrer Thomas W. Stephan aus Niederrad läuft zum Spaß - und bittet um Spenden für die, nicht so privilegiert sind. Foto: Rolf Oeser

Pfarrer Thomas W. Stephan aus Niederrad läuft zum Spaß – und bittet um Spenden für die, nicht so privilegiert sind. Foto: Rolf Oeser

„Dass ich nur so zum Spaß schwimmen, radfahren und laufen darf, das habe ich mir nicht verdient, es liegt vor allem an meiner Herkunft aus Europa“, sagt Stephan, der in der Paul-Gerhardt-Gemeinde in Niederrad Pfarrer ist. „Auch dass ich als EU-Bürger frei bin, fast überall hin zu reisen, wohin ich will, ist ein unschätzbares Privileg. Es sollte ein Menschenrecht für alle sein.“

Daher bittet er, für Flüchtlinge zu spenden, und zwar an die Organisation „CCME“, die „Christlichen Kommission für Migranten in Europa“. Stephan hat sie während seines Spezialvikariats in Brüssel kennengelernt. In der CCME sind anglikanische, orthodoxe und protestantische Kirchen und christliche Organisationen der Migrations- und Flüchtlingsarbeit zusammengeschlossen. Sie setzen sich auf politischer und kirchlicher Ebene für Migrantinnen und Migranten, für Flüchtlinge und Asylsuchende ein. Aktuell geht es dabei vor allem um sichere Fluchtwege aus Krisengebieten und den Kampf gegen Menschenhandel.

Der Ironman, bei dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zuerst 3,8 Kilometer schwimmen, dann 180 Kilometer Rad fahren und zum Abschluss noch einen Marathon laufen, sei die „wohl größte Herausforderung meines Lebens“, sag Stephan. „Ich bin unendlich dankbar, dass ich das machen kann.“

Vor vier Jahren wog Thomas Stephan noch 230 Kilo. Foto: privat

Vor vier Jahren wog Thomas Stephan noch 230 Kilo. Foto: privat

Dankbar vor allem jener Person, die vor vier Jahren zu ihm sagte: „Für mich musst du nicht abnehmen“ – und die damit genau das in Gang setzte. „Erlöst von dem Druck, abnehmen zu müssen, um Ansprüchen anderer und den eigenen zu genügen, bewirkte dieses unvoreingenommene Angenommensein, dass ich ganz ohne Diät, ohne Plan und Zwang so viel abnehmen konnte.“

Stephan schildert dies als ein Wunder – den neu gefundenen Spaß an der Bewegung und die Faszination über die neuen Möglichkeiten, die er nun wieder hatte, und von denen der Start beim Ironman ein weiterer Höhepunkt ist.

„Doch diese Herausforderung ist nichts, verglichen mit der Herausforderung, vor der tagtäglich viele tausend Flüchtlinge überall auf der Welt stehen“, sagt Stephan. „Wenn ich es am 6. Juli ins Ziel schaffe, bin ich für viele ein Held. Aber die wirklichen Helden sind ganz andere. Es sind die, die gezwungen durch Hunger, Naturkatastrophen oder Krieg ihre Heimat verlassen müssen.“

Die Hoffnung, gut ans Ziel zu kommen, hätten die Flüchtlinge mit den Sportlerinnen und Sportler gemein, doch ihr Einsatz sei ungleich höher, und ihr Rennen ungleich gefährlicher: „Sie rennen um ihr Leben.“

Spenden können unter dem Betreff „I run for fun“ an die CCME überwiesen werden: Iban BE76001079299495, Bic GEBABEBB.
Weitere Informationen und die Stellungnahme von Pfarrer Stephan im Wortlaut.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 27. Juni 2014 in der Rubrik Ethik, erschienen in der Ausgabe , .

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