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Von – 26. Juni 2014

„Alltagshelden“: Ein offenes Ohr für die Nöte anderer

„Sie tun eigentlich etwas Selbstverständliches, aber man braucht Mut dazu, insofern ist die Kategorie wohl angebracht“, sagt Pfarrer Winfried Hess: Die 45 ehrenamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Ökumenischen Arbeitskreises Seelsorge, haben den Bürgerpreis in der Kategorie „Alltagshelden“ erhalten. Verliehen wird er von der Stadt Frankfurt und der Stiftung der Frankfurter Sparkasse.

Im Kaisersaal des Römers nahmen die ehrenamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger den Frankfurter Bürgerpreis entgegen. Foto: Rolf Oeser

Im Kaisersaal des Römers nahmen die ehrenamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger den Frankfurter Bürgerpreis entgegen. Foto: Rolf Oeser

Man findet sie in Frankfurter Krankenhäusern, Altenpflegeheimen, Hospizen, Gefängnissen und Gemeinden: Ehrenamtliche, die Menschen seelsorgerlich begleiten, das heißt, gesprächsbereit und aufmerksam sind, gerade in schwierigen Lebenssituationen. Brigitte Lüben zum Beispiel fing 2003 als ehrenamtliche Seelsorgerin an. Im Hospiz Sankt Katharina schenkt sie heute einmal in der Woche „oder nach Anforderung“ Menschen ein offenes Ohr, einen weiteren Vormittag ist sie in der Demenz- und Geriatrie-Abteilung des Diakonissenkrankenhauses anzutreffen.

„Wichtig ist mir, Menschen einfühlsam zu begleiten und ihnen sorgfältig zuzuhören, ihnen Raum zu geben, damit sie ihre Kräfte wieder entdecken können und erleben, dass sie in der Krise nicht alleine sind“, sagt Lüben. Auch ihr Mann engagiert sich in der Seelsorge. Beiden ist die Arbeit so sehr ans Herz gewachsen, dass sie 2012 unter dem Dach der Diakonie-Stiftung Frankfurt die „Lüben-Stiftung für Seelsorge“ einrichteten.

Regelmäßig Supervision und Fortbildung

Wichtig ist für Pfarrer Hess, der im Auftrag der evangelischen Kirche für die Ausbildung und Begleitung der Ehrenamtlichen zuständig ist, dass die Seelsorgerinnen und Seelsorger mit ihrer Arbeit nicht allein gelassen werden. Einmal im Monat gibt es Supervision, wo sie sich über ihre Erfahrungen in den zurückliegenden Wochen austauschen können. Vier solche Gruppen gibt es bereits in Frankfurt. „Dabei lernen wir uns besonders gut kennen und das verbindet uns“, sagt Brigitte Lüben.

Alle haben auch eine regelrechte Ausbildung bekommen. Im September startet bereits der 17. Ökumenische Ausbildungskurs zur ehrenamtlichen Mitarbeit in der Seelsorge. Dazu gehören Seminarabende, ein Praktikum und drei Wochenenden. In dem Kurs wird die Selbstwahrnehmung geschult, es geht um Gesprächsführung und Gesprächsprotokolle, um den Umgang mit Konflikten, das Gestalten von Ritualen, um Glaubensfragen, um religiöse Bedürfnisse von Menschen. Der Lehrgang endet im Juni 2015. Auch später besuchen die Ehrenamtlichen einmal im Jahr eine Fortbildung.

Unabhängig von der Weltanschauung

Die Ökumenische Seelsorge ist für alle Menschen offen, „völlig unabhängig von Weltanschauung und Religion“, betont Hess. Und das betrifft nicht nur diejenigen, die Gesprächsbedarf haben. Auch an dem Ausbildungsgang hätten schon eine Buddhistin und eine Muslima teilgenommen, sagt Hess.

Christine Mendler arbeitet einmal in der Woche auf der Neurochirurgischen Station der Städtischen Kliniken Höchst als Seelsorgerin. In der Neurochirurgie trifft die 52jährige Katholikin auf ganz unterschiedliche Schicksale: Unfallopfer, Leute, die einen Bandscheibenvorfall hinter sich haben, sind darunter. Dieser Tage führte Mendler ein Gespräch mit einer Frau, die aus heiterem Himmel umgefallen war, die Untersuchungen ergaben, dass bei ihr ein Hirntumor wuchert. Zugute kommt Mendler, dass sie vor ihrem Lehramtsstudium sechs Semester Medizin studiert hat: „Die Leute zeigen einem wirklich auch die Narben, das macht mir nichts.“

Neuer Ausbildungskurs startet im September

Von Ärztinnen und Ärzten, Pflegekräften, aber auch dem Reinigungspersonal, bekommt Mendler Tipps, wo Gesprächsbedarf besteht. Gerade in den Anfangszeiten – vor acht Jahren – habe sie die schriftlichen Berichte, die sie über die Gespräche verfasst, als sehr hilfreich empfunden. Schon beim Notieren ebe es Gelegenheit zur Reflektion, sich noch mal in die Situation des Gegenübers und in die eigene Wahrnehmung reinzuversetzen.

Nähere Informationen über den neuen Seelsorgekurs gibt es unter www.oekumenischer-arbeitskreis-seelsorge.de. Anmeldung bis Mitte Juli unter Telefon 06031 162950, irene.baindl.zsb@ekhn-net.de.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 26. Juni 2014 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe , .

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