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Von – 14. Juli 2014

Acht Jahre Baulärm

Der anstehende Tunnelbau ist nur eines der Probleme im Riederwald

„Als für den Anschlusstunnel zwischen der A66 und der A 661 in der Vatterstraße Probebohrungen gemacht wurden, standen die Telefone hier nicht mehr still“, erzählt Sandra Abild vom Nachbarschaftsbüro Riederwald. „Viele Häuser haben gewackelt.“ Der Tunnelbau ist derzeit das wichtigste Thema im Riederwald. Auf der einen Seite, sagt Abild, wünschten sich die Leute den Autobahn-Tunnel, auf der anderen Seite hätten sie Angst vor der achtjährigen Bauphase, die jetzt begonnen hat, vor dem Lärm, den Abgasen und dem offenen Tunnelmund direkt über der Altenwohnanlage. „Gut, dass es eine Bürgerinitiative von sehr engagierten jungen Leuten gibt, die viel Aufklärungsarbeit leistet und für die Einhausung des Tunnels kämpft“, sagt Abild. „Aber wer es sich leisten kann, flieht.“

Sonja Abild ist Quartiermanagerin im Riederwald. Foto: Rolf Oeser

Sonja Abild ist Quartiermanagerin im Riederwald. Foto: Rolf Oeser

Abild ist Quartiermanagerin des Diakonischen Werks beim Frankfurter Programm Aktive Nachbarschaft. Mit knapp 5000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist der Riederwald einer der kleinsten Frankfurter Stadtteile. Gegründet wurde er 1911 als Arbeiterviertel. Charakteristisch ist die geschlossene Siedlungsstruktur, die der Architekt und Stadtrat Ernst May Ende der 1920er Jahre konzipierte. Eine breite Vereinskultur und das SPD-nahe Milieu haben sich bis heute erhalten.

Wie es hier in der Nachkriegszeit war, erfährt Abild von Seniorinnen und Senioren im „Erzählcafé“. Die so entstehende Geschichte des Stadtteils soll in Zusammenarbeit mit einer Autorin und einer Illustratorin als Buch erscheinen. Anders als heute gab es früher hier viele Einkaufsmöglichkeiten. „Wir sind froh, dass in der Schäfflestraße jetzt ein neuer Obstladen aufgemacht hat.“

Im Riederwald leben viele Menschen, die aus anderen Ländern wie Eritrea, Marokko, der Türkei, Italien, Rumänien und Bulgarien nach Frankfurt gekommen sind. Für sie ist vor allem das Bürokratendeutsch schwierig. Abild ist froh, dass jetzt eine Frau ehrenamtlich zweimal im Monat hilft, Anträge auszufüllen.

Im Kinder- und Familienzentrum der Philippusgemeinde findet zweimal im Monat ein Nachbarschaftsfrühstück statt, das das Quartiermanagement mit Lebensmitteln und ehrenamtlichen Helferinnen unterstützt. Überfordert ist hingegen das Hilfenetz, über das Menschen in der Nachbarschaft sich gegenseitig kostenlos helfen. „Viele brauchen nicht nur einmal Unterstützung, sondern regelmäßig“, sagt Abild. „Deshalb schließen wir uns jetzt mit der Caritas zusammen. Für regelmäßige Unterstützung muss man dann ein wenig zahlen. Aber die einmalige kostenlose Hilfe soll es weiterhin geben.“

Als gelernte Kultur- und Religionswissenschaftlerin ist Abild offen für Projekte und Menschen, die sich engagieren wollen. Neben dem jährlichen Projekt „Wald aufräumen“ ist bereits ein „Urban Gardening-Projekt“ entstanden, das an drei Orten im Stadtteil blühen soll. Das Grünflächenamt stellt einen Teil des Johanna-Tesch-Platzes für Hochbeete zur Verfügung: Beete in Holzcontainern, die immer wieder neu bepflanzt werden können. „Das ist nachhaltig“, sagt Abild. „Und die Kontakte und Gespräche, die beim Gärtnern entstehen, hoffentlich auch.“

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 14. Juli 2014 in der Rubrik Menschen, erschienen in der Ausgabe .

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Stephanie von Selchow ist Redakteurin von "Evangelisches Frankfurt".