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Von – 14. Juli 2014

Jemanden hinter sich wissen

Das Projekt „Stark mit Kind“ unterstützt junge alleinerziehende Frauen

Hat jetzt wieder Perspektiven und einen Plan für ihr Leben: Janina Reuter (Name geändert) im Gespräch mit „Evangelisches Frankfurt“. Foto: Ilona Surrey

Hat jetzt wieder Perspektiven und einen Plan für ihr Leben: Janina Reuter (Name geändert) im Gespräch mit „Evangelisches Frankfurt“. Foto: Ilona Surrey

Janina Reuter (Name geändert) lächelt, wenn sie sich daran erinnert, wie sie vor zwei Jahren zum „Zentrum für Frauen“ des Diakonischen Werkes unweit vom Zoo kam. 23 Jahre war sie damals alt, mit einem viereinhalbjährigen Sohn, aber ohne Schulabschluss. „Mein Sohn hatte damals keinen Kindergartenplatz. Hier haben sie mir geholfen, einen zu finden.“ Auch ihre Wohnsituation hat sich verbessert: Bald wird sie in ihre erste eigene Wohnung ziehen. Zuvor lebte Janina „bei der Schwiegermutter in spe“, obwohl sie sich von ihrem Freund schon lange getrennt hatte.

Janinas Geschichte steht für die vieler Frauen, die im Rahmen des Projektes „Stark mit Kind“ neun Monate lang an persönlichen Stärken und beruflichen Perspektiven arbeiten, während ihre Kinder betreut werden. Karin Kühn, die Leiterin des Zentrums für Frauen, weiß von keinem anderen Projekt in Deutschland, das so konzipiert ist. Finanziert wird das Angebot von der Stadt Frankfurt und dem Jobcenter. Die Beraterinnen kennen die Lebenslagen junger Alleinerziehender, die Arbeitslosengeld II beziehen: Viele kommen aus anderen Ländern und brauchen einen Deutschkurs. Oder ihre Bildungsabschlüsse aus den Herkunftsländern werden in Deutschland nicht oder nur teilweise anerkannt. Oder sie haben klare berufliche Vorstellungen, werden aber von der Lebenssituation allein mit Kind „ein Stück zurückgeworfen“, wie Anna Leona Gerhardt sagt.

Die Pädagogin betreut gemeinsam mit der Sozialarbeiterin Kersten Eiting die jeweils 15 Frauen pro Gruppe, auch in Einzelgesprächen. „Diese Gespräche waren sehr wichtig für mich“, sagt Janina. Am Anfang sei sie in sich gekehrt gewesen und habe sich „nicht getraut, offen zu reden“. Froh war sie auch über die Unterstützung bei Behördengängen: „Ich habe Angst, abgewimmelt zu werden, weil ich sehr ruhig bin. Wenn die Sozialarbeiterin mich beim ersten Mal unterstützt, kann ich beim zweiten Mal auch alleine hingehen.“

Mehr als siebzig Prozent der Frauen kommen nach Ablauf der Projektzeit unter, wie Eiting sagt: „In eine Ausbildung, eine weiterführende Maßnahme oder Schule. Wenn nicht, unterstützen wir mit Nachgesprächen.“

Auch Janina kommt noch hin und wieder zu einem Beratungsgespräch ins Zentrum. Als nächstes will sie ihren Hauptschulabschluss nachholen. In ihrem Leben mit Kind ist ihr schon viel gelungen: „Ich habe eine gute Hausapotheke, wir haben viele Tipps dafür bekommen.“ Durch gesunde Ernährung, die sie im Projekt lernte, hat sie 15 Kilo abgenommen. Gesund zu kochen will sie beibehalten, obwohl gesunde Ernährung „nicht so günstig beim Einkauf ist“. Und sie lernte im Projekt viel für die Erziehung: „Zum Beispiel wenn das Kind keine Geduld hat, ist es besser, kurz rauszugehen und zu brüllen, als das Kind anzuschreien.“

Janina und die anderen Frauen erfahren auch Wissenswertes über andere Einrichtungen, um sich ein persönliches Netzwerk aufzubauen. Sie entwickeln Ideen für ihre berufliche Zukunft, machen Bewerbungstraining. Als Janina „Stark mit Kind“ begann, so sagt sie, hatte sie „keinen, der hinter mir stand“. Jetzt hat sie das Gefühl, „dass jemand da ist“. Auch für die Zeit nach dem Schulabschluss hat sie eine Idee: „Altenpflege würde ich gerne machen.“

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 14. Juli 2014 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe .

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Susanne Schmidt-Lüer ist Redakteurin und schreibt vor allem über Sozialpolitik, Kirche, Alter und wirtschaftspolitische Themen.