Bei einer „Nacht der Bibel“ auf dem Uni-Campus boten sich den rund 300 Besucherinnen und Besuchern zahlreiche unterschiedliche Zugänge zum Alten und Neuen Testament.
„Unglaublich, diese Wucht der Sprache!“ Die Deutschlehrerin Angelika Wagner war zusammen mit ihrem Mann zur „Nacht der Bibel“ im Casino Gebäude auf dem Uni-Campus Westend der Goethe-Universität gekommen. Stunde um Stunde lasen hier Schauspieler und Schauspielerinnen aus der Bibel.
Vom frühen Abend bis Mitternacht pilgerten hunderte von Besucherinnen und Besuchern von Saal zu Saal. Es waren junge Gesichter dabei und alte, Studenten, Religionslehrerinnen, Schwestern aus dem nahegelegenen Diakonissenhaus, Mitglieder aus Kirchengemeinden und Menschen, die einfach neugierig waren auf diese „Nacht der Bibel“. Sie hörten „Was bisher geschah…“ als Lesung mit Originaltexten, sie lauschten der Musik, sie sahen Kurzfilme und Dokumentationen und erlebten die Bibel als sehr lebendige, sehr menschliche Inszenierung, eingerahmt von einem Beduinenzelt, Tempel-Modellen und Düften des Orients.
Ausgerichtet hatte die Nacht der Bibel die Stiftung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau gemeinsam mit dem Fachbereich Theologie der Frankfurter Universität. Aber auch Studierende und Lehrende des Fachbereichs Musik und darstellende Kunst beteiligten sich. Eine Band – Ron Spielmann und Thomas Alkier – hatte extra für diesen Anlass ein Programm mit selbst komponierten Stücken und Cover-Versionen bekannter Jazz-Rock und Soul-Songs entworfen.
„Wir wollen die Neugier auf das bekannteste Buch der Welt neu entfachen“, sagte Friederike von Bünau, die Geschäftsführerin der EKHN-Stiftung. Professor Stefan Alkier stellte die „Nacht der Bibel“ in die Tradition der Frankfurter Bürgeruniversität: „Die Bibel ist für uns nicht nur ein Gegenstand der Forschung, sondern ein Buch für jedermann. Sie ist Teil unserer Kultur ist und erzeugt ein vielfältiges mediales Echo.“ Daher dieser Versuch einer „Bibel in Performance“.
Beeindruckt von dem Programm zeigten sich vor allem die vielen jungen Studenten und Studentinnen. „Ich könnte ewig der Musik zuhören“, sagte eine junge Frau und verließ nur ungern den in rötliches Licht getauchten Festsaal, in dem die Spielmann-Alkier Band ihren Klangteppich auslegte. Doch schließlich warteten noch die anderen Räume und Inszenierungen darauf, erkundet zu werden.
„Es werden ganz unterschiedliche Zugänge zur Bibel geboten“, sagte Lehramtsstudent Bernhard Daniel Schütze und war beeindruckt von dem, was geboten wurde. Verpassen wollte er auf keinen Fall das interdisziplinäre Podiumsgespräch zur Bibelforschung. Dort ging es um Berührungspunkte mit Geschichte, Philologie und Erziehungswissenschaften und darum, wie Wertevermittlung und ein wissenschaftliches Curriculum zusammenpassen. „Kann man das Gebot der Barmherzigkeit an Professionelle delegieren?“ war zum Beispiel eine der Fragen, die diskutiert wurden.
„Das versteckt sich bei uns in der so genannten Feldforschung“, sagte Professorin Barbara Friebersthäuser vom Fachbereich Erziehungswissenschaften, die Wertevermittlung sei oft eher eine „Leerstelle“ im Studium. Deshalb hat sie das Angebot des Theologie-Fachbereichs zur Mitarbeit gerne aufgegriffen: „Daraus kann etwas Neues entstehen.“