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Von – 15. August 2014

Warum heute noch heiraten?

Heiraten muss heute (fast) niemand mehr, aber dennoch tun es viele. Zwölf Paare erzählen in diesem Buch, warum.

WarumWirHeiraten_Umschlag_lg.inddFrüher musste man heiraten – weil ein Kind unterwegs war, weil man sonst kein gemeinsames Hotelzimmer bekam, weil sich das eben so gehörte.

Diese Zeiten sind aber lange vorbei. Von den zwölf Paaren, die in diesem Buch ihre Liebesgeschichte erzählen, musste nur eines heiraten: Hannah und Miguel. Sie könnten sonst nicht zusammen leben, weil Miguel keine Aufenthaltserlaubnis für Deutschland hätte.

Alle anderen Paare in diesem Buch hingegen könnten haargenau dasselbe Leben führen, ohne verheiratet zu sein. Warum tun sie es dennoch?

Dass die Ehe „das letzte große Abenteuer“ sei, das man heutzutage noch erleben kann, ist ein schon etwas abgedroschenes, aber offenbar unvermeidliches Bild – auch im Vorwort wird es wieder bemüht. Aber das ist natürlich Quatsch. Ebenso wenig wie man heute heiraten muss, muss man heute eine Ehe „bis dass der Tod euch scheidet“ durchziehen. Man kann sich jederzeit selbst wieder scheiden lassen, und auch das ganz ohne gesellschaftliche Stigmatisierung.

Nein, es ist nichts Gefährliches und Endgültiges heute mehr am Heiraten. Doch genau dieser Verlust von äußeren Zwängen, so zeigt sich in diesen Geschichten, ist auch eine Chance. Denn obwohl die zwölf Paare natürlich höchst unterschiedlich sind, haben sie eines gemeinsam: Sie beschreiben den Prozess als bewusste Entscheidung. Das Ja-Wort ist heute wieder eines, das in vollem Bewusstsein gesprochen wird.

Zu heiraten bedeutet, Ja zu sagen zu einer Beziehung. Wer heiratet, verspricht, alles dafür tun zu wollen, dass diese Beziehung dauerhaft und stabil ist. Man verspricht sich das selbst, der oder dem Liebsten, dem Freundeskreis, der Welt. Und möglicherweise verspricht man es auch Gott.

Es ist vermutlich mehr als nur der Wunsch nach althergebrachten Ritualen und kitschigen Fotos, der viele Paare heute wieder eine kirchliche Trauung wählen lässt. Denn wer realistisch ist, weiß doch, dass das Versprechen, jemanden auf Dauer zu lieben und gute wie schlechte Zeiten miteinander zu teilen, schwer zu halten ist. Viele Beziehungen scheitern, übrigens nicht erst heutzutage, sondern das war schon immer so. Nur dass man sich heute leichter trennen kann und nicht mehr verbittert aneinandergekettet bleiben muss, um sich doch nur gegenseitig das Leben schwer zu machen. Das ist ganz unzweifelhaft ein Fortschritt. Aber es ändert nichts an dem Grundproblem: Dass niemand am Anfang einer Ehe garantieren kann, dass sie dauerhaft glücklich sein wird.

Denn das hängt eben nicht nur von uns selber ab. Es gehört auch Glück dazu, günstige Umstände, was auch immer. Um Gottes Beistand zu bitten ist deshalb wirklich keine so schlechte Idee.

Gesine Wulf, Hannes Leitlein: Warum wir heiraten. Zwölf Paargeschichten. edition chrismon, Frankfurt 2014, 124 Seiten, 16,90 Euro.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 15. August 2014 in der Rubrik Gott & Glauben, erschienen in der Ausgabe .

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Dr. Antje Schrupp ist geschäftsführende Redakteurin von Evangelisches Frankfurt. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin bloggt auch unter www.antjeschrupp.com.