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Von – 10. Oktober 2014

Essen, denken, reden

Die lutherische Tradition der Tischreden hat die Propstei Rhein-Main zum Anlass genommen, ein besonderes Erntedankfest in der kurzzeitig zum Restaurant umfunktionierten Frankfurter Heiliggeistkirche zu feiern: Ein Dinner zum Thema Nachhaltigkeit.

Was nachhaltiges Wirtschaften bedeuten erklärte in ihrer Tischrede Maren Heincke vom Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Foto: Rolf Oeser.

Was nachhaltiges Wirtschaften bedeuten erklärte in ihrer Tischrede Maren Heincke vom Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Foto: Rolf Oeser.

Wenn sich im Hause Martin Luthers die Familie am Tisch versammelte, um das ziemlich üppige Mahl einzunehmen, gesellten sich Verwandte, Studenten, Freunde und Reisende als Gäste dazu. In gelöster Stimmung beginnen lebhafte Gespräche, die der Hausherr mit einer seiner berühmten Tischreden einleitet.

Diese lutherische Tradition hat die Propstei Rhein-Main zum Anlass genommen, ein besonderes Erntedankfest in der kurzzeitig zum Restaurant umfunktionierten Heiliggeistkirche im Frankfurter Dominikanerkloster zu feiern: An fein gedeckten Tischen im Kirchenschiff genossen etwa hundert Gäste ein dreigängiges vegetarisches Menü, dazu gab es Tischreden zum Thema Nachhaltigkeit.

Das Abendessen gehörte zur Aktion „Danksekunde“ der Evangelischen Kirche Hessen und Nassau (EKHN). „Das Danken hilft uns, nicht dem Druck unserer Gegenwart zu erliegen, ständig nur von Einem zum Nächsten zu jagen“, sagte Pröpstin Gabriele Scherle. „Wir haben etwas Gutes erfahren und denken schon über das nach, was nicht gut und in Ordnung ist. Wer aber immer nur nach vorne schaut, wer nicht innehält und für das Gewordene dankt, der verliert die Hälfte seines Lebens.“

Der Gastronomie-Nachwuchs des Evangelischen Vereins für Jugendsozialarbeit kochte und servierte Feldsalat mit Roter Beete, dazu Vollkornnudeln mit Walnüssen, Bergkäse und Wirsing – alles aus regionalen und saisonalen Zutaten kreativ und gekonnt zusammengestellt. Als die Vorspeisenteller abgeräumt waren, begann das Programm am Rednerpult.

Was Böden für nachhaltiges Wirtschaften bedeuten erklärte zum Auftakt Maren Heincke vom Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN. „Böden erfüllen lebensnotwendige Funktionen, nicht zuletzt für Klimaregulierung und der Archivierung von Natur- und Kulturgeschichte“, sagte sie in ihrer Tischrede. „Doch leider werden heute im Rhein-Main-Gebiet die fruchtbarsten bebaut. Wäre ich Luther, müsste ich auf den Tisch hauen. Mit einem Fünfkilo-Hammer.“ Für originalgetreue lutherische Tischsitten fehle ihr allerdings die Erlaubnis, scherzte Heincke.

Förster Günter Lanz, Geschäftsführer der Gemeinnützigen Umwelthaus GmbH in Kelsterbach, wies in seiner Ansprache darauf hin, dass der Begriff Nachhaltigkeit ursprünglich der Forstwirtschaft entlehnt sei: „Es darf nicht mehr gefällt werden als nachwachsen kann.“

Weil es schwierig ist, sich in einer Stadt wie Frankfurt dem Thema des Abends zu widmen, ohne über nachhaltige Mobilität zu sprechen, war auch Verkehrsdezernent Stefan Majer (Grüne) als Redner geladen. Er sprach von der „Ambivalenz der Mobilität“, die Freiheit und Vorwärtskommen verspreche, aber auch Lärm und Abgase für die Menschen in der Metropolregion bedeute. Was in der Realität leichter gesagt als getan ist: Allein 365000 Menschen pendeln laut Stefan Majer derzeit jeden Tag nach Frankfurt zur Arbeit, etliche davon mit dem Auto. „Wenn man einen Veränderungsprozess herbeiführen will, braucht man Menschen, denen die Schöpfung so wichtig ist, dass sie das Auto auch mal stehenlassen.“

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 10. Oktober 2014 in der Rubrik Ethik, erschienen in der Ausgabe , .

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Anne Lemhöfer interessiert sich als Journalistin und Autorin vor allem für die Themen Kultur, Freizeit und Gesellschaft: www.annelemhoefer.de.