Wenn ihnen ein großes Unglück zustößt, zerbrechen sehr viele Paare daran. Manche aber werden dadurch sogar stärker: Ursula Ott hat sieben wahre und extreme Paar-Geschichten aufgezeichnet.
Im Prinzip sind sie sich einig: Nach 13 Jahren Bockenheimer Gemeinde steht etwas Neues an. Doch als Ulrike Trautwein als Generalsuperintendentin nach Berlin geht, kommt Reinhold Trautweins Seele nicht nach. Er wirft sich vor einen Zug. Dabei haben sie am Abend vorher noch telefoniert. Ulrike wollte sofort losfahren, aber der letzte ICE war schon weg. Bei seinem Selbstmordversuch verliert Reinhold ein Bein und einen Fuß. Aber er überlebt. Und lebt heute zusammen mit seiner Frau in Berlin.
In ihrem Buch „Was Liebe aushält“ erzählt Ursula Ott, Chefredakteurin von chrismon, nicht nur diese, sondern insgesamt sieben wahre und extreme Liebesgeschichten. Zum Beispiel auch von einem Ehepaar, dessen Sohn im Alter von drei Jahren beim Baden ertrunken ist. Oder von der Ehe eines Soldaten, der nach brutalen Einsätzen in Afghanistan und im Kosovo schwer traumatisiert ist. Oder von einem Paar, das sich auch nach der Geschlechtsumwandlung einer der beiden Partnerinnen noch liebt.
Ursula Ott kommt den Menschen, mit denen sie lange Gespräche geführt hat, sehr nah, ohne voyeuristisch zu sein. Ihre Erkenntnisse sind klar, ohne je die Würde ihrer Interviewpartner anzutasten. Und sie lässt auch eine Paartherapeutin zu Wort kommen, die deutlich macht, dass Liebe viel aushalten kann, aber nicht alles aushalten muss: Man darf sich auch trennen. Und warum manche Paare etwas durchstehen, an dem andere zerbrechen, bleibt letztlich ohnehin ein Geheimnis.
Ursula Ott: Was Liebe aushält, edition chrismon, 117 Seiten, 16,90 Euro.
Stephanie von Selchow ist Redakteurin von "Evangelisches Frankfurt".