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Von – 4. November 2014

Die Gemeinde ist Heimat

Gerhard und Helga Häfner sind am Dornbusch zu Hause. Und in der Dornbuschgemeinde, wo sie sich seit Jahrzehnten engagieren. Gemeinsam.

Die Häfners finden es „ganz normal“, einen Großteil ihrer Freizeit mit ehrenamtlicher Arbeit in der Kirchengemeinde zu verbringen. Foto: Rolf Oeser

Die Häfners finden es „ganz normal“, einen Großteil ihrer Freizeit mit ehrenamtlicher Arbeit in der Kirchengemeinde zu verbringen. Foto: Rolf Oeser

Eine aufgeräumte, heimelige Wohnung im Erdgeschoss. Durch das Wohnzimmerfenster fällt der Blick auf Rasen und Bäume. Wer bei Gerhard und Helga Häfner zu Besuch ist, vergisst die nahe Miquelallee schnell. „Schau, da flitzt ein Eichhörnchen“, sagt Helga Häfner, ihr Mann schaut durchs Fenster, lässt den Blick kurz im Grünen ruhen. Ein kleiner, versonnener Moment, gemeinsam genossen.

Die beiden sind im Stadtteil zu Hause. Und in der Dornbuschgemeinde, wo sie sich seit Jahrzehnten engagieren. Gemeinsam.

Gerhard Häfner kommt zum Interview ein paar Minuten später. Er hat als Kirchenvorstandsmitglied mit Pfarrerin Doris Müller-Fisher die Endabnahme der Sanierung des Glockenturms beaufsichtigt. Wenn der Hausmeister der Gemeinde im Urlaub ist, hat Häfner – der Ehrenamtler, der vor seiner Pensionierung als Chemielaborant gearbeitet hat – die Schlüsselgewalt.

Die Sache mit dem Turm ist den Eheleuten wichtig, da geht es ihnen wie vielen Gemeindemitgliedern. Der Dornbuschkirche im Norden Frankfurts drohte der vollständige Abbruch – das Gebäude aus den 1960er Jahren war in einem schlechten Zustand. Die Gemeinde hat dennoch für den Glockenturm gekämpft, Rücklagen investiert und mit einem Flohmarkt weiteres Geld zusammengetragen. Als Organisatoren mit dabei: die Häfners. „Wir brauchen doch unseren Kirchturm!“, sagen die beiden, Eltern zweier erwachsener Söhne.

Wenn die Photovoltaikanlage auf dem Dach des Gemeindehauses Probleme macht: Gerhard Häfner ist da. Wenn neue Tische und Stühle hermüssen: Gerhard Häfner sucht Angebote von Firmen raus. „Man hat ein bisschen was zu tun“, sagt der 69-Jährige, der als Prädikant auch predigen darf und es gerne tut, bescheiden. Das ist natürlich untertrieben. „Da sag‘ ich schon mal: Du kannst eigentlich gleich dein Bett im Gemeindehaus aufstellen“, sagt Helga Häfner, 64 Jahre alt, und lacht.

„Na, das Gleiche sag ich über dich auch immer!“, kontert der Ehemann und lacht auch. Sie ziehen gemeinsam an einem Strang, das ist in jeder Gesprächsminute spürbar. Helga Häfner hilft bei jedem Gemeindefest, sie hat elf Jahre lang den Frauenkreis der Dornbuschgemeinde geleitet und das dortige „Frauenfrühstück“ ins Leben gerufen.

Dem Evangelischen Frauen-Stadtverband Frankfurt – einer Arbeitsstelle für gemeindebezogene Frauenarbeit – steht sie seit 2009 vor. Referentinnen zu Themen wie Patientenverfügung oder Organspende organisieren, Plakate entwerfen: Helga Häfner strahlt, wenn sie davon erzählt.

Nur wenige Kilometer Luftlinie von der Dornbuschgemeinde entfernt haben sich die beiden kennengelernt. Natürlich: in einer Kirchengemeinde, der Versöhnungsgemeinde im Gallus. Gerhard Häfner leitete mit 22 den gemischten Jugendkreis, den er mit gegründet hatte. Die 17-jährige Helga gehörte zur Riege der Jugendlichen, die ihn besuchte.

„Unsere Gemeinden waren immer ein Stück Heimat für uns“, sagt sie. Er wundert sich ein bisschen darüber, wenn über die Intensität ihrer beider Engagement gestaunt wird: „Wenn man aus kirchlich gebundenen Familien stammt, ist das doch ganz normal. Das liegt dann in den Genen.“

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 4. November 2014 in der Rubrik Menschen, erschienen in der Ausgabe , .

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Anne Lemhöfer interessiert sich als Journalistin und Autorin vor allem für die Themen Kultur, Freizeit und Gesellschaft: www.annelemhoefer.de.