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Von – 26. November 2014

Immer häufiger pflegen auch Männer

Traditionell sind es Frauen, die ihre Partner, ihre Mütter, Väter, Groß- oder Schwiegereltern pflegen. Doch inzwischen übernehmen immer häufiger auch Männer die Pflege erkrankter Angehöriger.

Foto: Tyler Olson / fotolia.com

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Erst vergaß Karin R. Alltagsdinge: wo sie die Brille hingelegt hatte, in welcher Schublade die roten Gummiringe aufbewahrt wurden. Sie vergaß die warme Jacke, obwohl es kalt war. „Sie wird eben alt, mit 74 können solche Sachen passieren“, dachte ihr Mann Kurt, der zwei Jahre älter und durch einen Schlaganfall gehandicapt ist.

Aber Karin R. wurde nicht nur älter. Sie war an Demenz erkrankt. Irgendwann stand Kurt vor der Frage, ob er Karin in ein Pflegeheim geben oder sie zuhause, mit Hilfe eines ambulanten Pflegedienstes, betreuen sollte. Er entschied sich für Letzteres. „In guten wie in schlechten Zeiten, so haben wir es uns doch einmal versprochen“, sagt er.

Monika Czechowicz kennt viele Geschichten wie die von Kurt und Karin R. Sie arbeitet für das Demenzprojekt der Diakonie Frankfurt, eine unter dem Motto „Würde im Alter“ von der Stadt geförderte Maßnahme. „Die Zahl der pflegenden Männer, die sich mit Fragen an uns wenden, steigt“, sagt Czechowicz. Im Vergleich zu Frauen, die in vielen Fällen jahrzehntelang einen Haushalt versorgt und Kinder großgezogen haben, stehen Männer dabei vor anderen Problemen. „Männer gehen häufig wie Manager an das Thema Pflege heran. Sie haben einen guten Blick für Fakten und formelle Dinge wie die Beantragung von Pflegegeld“, hat Czechowicz beobachtet.

Söhne würden von ihren pflegebedürftigen Eltern mitunter sogar eher als Autoritätsperson akzeptiert als Töchter. Andererseits fehle es Männern oft an Kompetenzen in den Bereichen Körperpflege und Haushaltsführung. Manche Pflegende könnten Unterstützung durch externe Dienstleister gut annehmen, andere hingegen ließen ungern Änderungen im gewohnten Ablauf zu.

Czechowicz hat auch festgestellt, dass sich ältere Männer besonders schwertun, die angetraute Lebenspartnerin in ein Pflegeheim zu geben. Das Eheversprechen nähmen viele sehr ernst, auch wenn die Beziehung nicht glücklich gewesen sei. „Da ist viel Aufopferung im Spiel, die für Männer wie Frauen oft nicht gesund ist. Es ist wichtig, sich Hilfe zu suchen, wenn man nicht mehr kann.“ Kontakt: Demenzprojekt der Diakoniestation Frankfurt: 069 25492113.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 26. November 2014 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe , .

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Anne Lemhöfer interessiert sich als Journalistin und Autorin vor allem für die Themen Kultur, Freizeit und Gesellschaft: www.annelemhoefer.de.