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Aktuell

Von – 20. Februar 2015

Sieben Wochen mal niemanden „runtermachen“

Vierzig Tage Fastenzeit sind ein guter Zeitrahmen für eine Reflexion, aber zu wenig für eine „komplette” Umkehr. Deshalb ist es hilfreich, in jedem Jahr einen speziellen Aspekt zu bearbeiten. Für 2015 empfohlen: „Sieben Wochen ohne Runtermachen”.

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Von Aschermittwoch bis Karsamstag sind es – die Sonntage ausgenommen – vierzig Tage. So lange dauert die Passionszeit, die dem Gedenken des Leidens Jesu gewidmet ist. Dabei geht es zum einen um all die Fragen, die mit dem Tod Jesu zu tun haben: Was ist da konkret geschehen in Jerusalem? Wie konnte Jesus sehenden Auges auf seinen Tod zugehen? Bedeutet die Kreuzigung Scheitern oder Triumph oder beides? Und schließlich: Wie ist es zu verstehen, dass in diesem Tod Heil für die Sünderinnen und Sünder sichtbar wird?

Aber es kommt in der Passionszeit auch das Leid der Welt und nicht zuletzt das eigene in den Blick. Welche Ursachen hat es, welche – oft gar nicht so anonymen – lebenszerstörenden Mächte stehen dahinter? Welche Möglichkeiten gibt es, das Leid zu überwinden? Hat es einen Sinn?

Die religiöse Beschäftigung mit dem Leid Jesu führt in gesellschaftliche Fragen der Gegenwart hinein und drängt auf nicht nur intellektuelle, sondern auch praktische Lösungen. Deshalb ist die Passionszeit auch absolut nicht depressiv oder resignativ, sondern im Gegenteil eine besonders aktive und fruchtbare Zeit. Es geht schließlich darum, Antworten auf elementare Lebensfragen zu finden und im wahrsten Sinne des Wortes „Not-wendige“ Veränderungen einzuleiten. Man wird sensibel für das Leid der Opfer und nimmt sehr bewusst das Böse in den Blick, auch in der eigenen Lebenshaltung. Daraus folgt dann – hoffentlich – eine nachhaltige Neuorientierung. Es wäre ganz falsch, zu denken, in der Passionszeit solle man sich mit Respekt vor dem Leiden Jesu für eine Zeit zügeln, um danach wieder ungestört allen Lastern nachgehen zu können.

Vierzig Tage sind ein guter Zeitrahmen für eine Reflexion, aber angesichts zahlreicher tief verwurzelter unguter Einstellungen definitiv zu wenig für eine „komplette” Umkehr. Deshalb ist es hilfreich, in jedem Jahr einen speziellen Aspekt zu bearbeiten. Die Aktion „Sieben Wochen Ohne” der evangelischen Kirche schlägt vor, in diesem Jahr mal „ohne Runtermachen“ auszukommen. Also ohne verletzende Kommentare im Internet, ohne herabsetzende Bemerkungen über das Aussehen anderer und mit Sensibilität für Mobbing. Das Ziel der diesjährigen Kampagne ist es, bewusst und aktiv eine akzeptierende Haltung sich selbst und anderen gegenüber einzunehmen und so den dauernd kritischen Blick zu ersetzen durch ein aus vollem Herzen gesprochenes: „Du bist schön!“ Näheres gibt es im Internet unter www.7wochenohne.evangelisch.de.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 20. Februar 2015 in der Rubrik Gott & Glauben, erschienen in der Ausgabe , .

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Wilfried Steller ist Theologischer Redakteur von "Evangelisches Frankfurt" und Pfarrer in Frankfurt-Fechenheim.