„Da müsste man mal ein Buch drüber schreiben!“ – diesen Satz hat Bettina Janotta, die Leiterin des kirchlichen Sozialdienstes für Passagiere am Frankfurter Flughafen, schon oft gesagt. Denn in ihrem Berufsalltag erlebt sie wirklich die unwahrscheinlichsten Geschichten. Die Journalistin Lieselotte Wendl hat jetzt ernst gemacht und einige davon tatsächlich in einem kleinen Büchlein aufgeschrieben.
Zum Beispiel die von dem Seemann aus Neapel, der als Koch auf einem Kreuzfahrtschiff angeheuert hatte, aber in Frankfurt den Anschluss verpasste – weil er nichts von der Zeitverschiebung wusste. Oder die einer Brasilianerin, die auf der Flucht vor ihrem brutalen deutschen Ehemann die drei Tage bis zum Abflug zurück nach Brasilien im Transitbereich verbrachte, weil sie dort vor ihm sicher war. Und dann ist da noch jener „Pendler“, der in Spanien lebt, aber immer mal wieder mit einem Billigflieger zum Geldverdienen nach Frankfurt kommt. Dann lebt er einige Wochen lang am Flughafen und hilft Reisenden mit den komplizierten Park- oder S-Bahn-Automaten, wofür er oft ein Trinkgeld bekommt.
Die Geschichten machen deutlich, wie einzigartig und individuell Unglück ist, und wie segensreich eine unbürokratische, respektvolle Hilfe. Die arg werbemäßig geratenen Interviews mit Verantwortlichen von Diakonie, Fraport und Lufthansa hingegen sind weniger spannend.
Der Kirchliche Sozialdienst befindet sich im Terminal 1, einen Schalter gibt es auch in der Abflughalle B (700.1).
Lieselotte Wendl: Gestrandet, heimgekehrt und obdachlos. Cocon Verlag, Hanau 2014, 70 Seiten, 12,80 Euro.