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Von – 13. Juli 2015

„Fegt mich weg“

„Wir wollen die Leute anregen, über den Tod nachzudenken und sich bewusst damit zu beschäftigen“: Ursula Mühlberger und Katrin Skok schauen dem Tod mit Humor ins Auge.

Katrin Skok und Ursula Mühlberger (am Klavier) in der Andreasgemeinde in Eschersheim. Auch hier brachten sie ihr Publikum dazu, das Thema Tod und Sterben mit Humor und trotzdem ernst zu nehmen. Foto: Rolf Oeser

Katrin Skok und Ursula Mühlberger (am Klavier) in der Andreasgemeinde in Eschersheim. Auch hier brachten sie ihr Publikum dazu, das Thema Tod und Sterben mit Humor und trotzdem ernst zu nehmen. Foto: Rolf Oeser

„Sag mal, kannst du dir vorstellen heute zu sterben?“ Die Frage kommt unvermittelt und bringt die Befragte sichtlich aus der Fassung. Sie rutscht auf ihrem Stuhl hin und her, schluckt und zupft ihr schwarzes T-Shirt zurecht, auf das tanzende Sensemänner aufgedruckt sind. „Du meinst, gleich heute Abend?“ Die andere nickt mit todernster Miene. „Nein, also nein, das würde mir gar nicht in den Kram passen.“

Mit einer großen Portion Humor gehen Ursula Mühlberger und Katrin Skok das Thema Tod und Sterben an. „Fegt mich weg“ haben sie ihr Programm genannt: Das sollen die letzten Worte des Philosophen Sören Kierkegaard gewesen sein. Im Juni waren die Musiktherapeutin und die Komikerin damit in der Andreasgemeinde in Eschersheim zu Gast – und brachten ihr Publikum trotz des ernsten Themas zum Lachen.

Zum Beispiel mit einer „Hitparade der Trauerlieder“, die auch als Studie über Geschlechterklischees taugt, weil die Männer immer „Spiel mir das Lied vom Tod“ zum Spitzenreiter wählen. Oder bei den Ausführungen einer resoluten Bäuerin, die auf keinen Fall im Kreise ihrer erbgierigen Lieben das Zeitliche segnen will. Oder mit einem Ausflug in die bizarre Welt moderner Bestattungskultur.

Mag die Begegnung mit den letzten und vorletzten Dingen die Lachmuskeln auch gewaltig strapazieren – lächerlich machen Mühlberger und Skok den Tod an keiner Stelle. Humor dient ihnen vielmehr als Türöffner zu Bereichen, die man nur allzu gern verdrängt: „Wir wollen die Leute anregen, über den Tod nachzudenken und sich bewusst damit zu beschäftigen.“ Die eigene Sterblichkeit zu ignorieren, halten die beiden für einen großen Fehler. „Wenn du gut sterben willst, musst du frühzeitig damit anfangen“, sagt Mühlberger, und sie meint das nicht ironisch.

Sie wurde selbst schon in der Kindheit mit tragischen Todesfällen in der Familie konfrontiert, ihre Bühnenpartnerin ebenfalls. Dass ihre Auseinandersetzung mit Sterben und Tod den Weg auf die Bühne fand, war aber letztlich Zufall. Als Leiterinnen des Frauenchors „Amanda Taktlos“ flatterte ihnen vor drei Jahren die Bitte auf den Tisch, bei einem Studientag das Thema Tod einmal etwas anders zu beleuchten, und das war der Startschuss für ein völlig neues Bühnenprojekt.

Inzwischen füllt die „musikalische Unterhaltung über Leben und Tod“ einen ganzen Abend. Unter anderem gastierten sie damit auch schon bei den Palliativtagen, bei einem Sterbebegleitungskurs oder in einem buddhistischen Zentrum.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 13. Juli 2015 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe , .

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