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Von – 9. Juli 2015

Kapital und Menschenrechte

Ist ethisches Investment möglich, gibt es Kapitalanlagen, die die Menschenrechte ernst nehmen? Darum ging es in der „Frankfurt School of Finance & Management“, die bei der Reihe „Schnittstelle Ostend“ ebenfalls kooperierte.

Optimistisch zeigte sich Antje Schneeweiß vom Südwind Institut für Ökonomie und Ökumene. In den 1990er Jahren habe man sich bei Geldanlagen noch kaum um Menschenrechte oder Nachhaltigkeit geschert. Inzwischen seien rund dreißig Prozent des weltweiten Kapitals „nachhaltig“ angelegt. Allerdings spiele die Menschenrechtsfrage noch eine untergeordnete Rolle. Arbeitsrechte oder Arbeitsstandards seien bei vielen Nachhaltigkeitsfonds kein Kriterium. Auftrieb erhofft sich Schneeweiß aber vom „Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte“, in dem sich auch die kirchlichen Hilfswerke Brot für die Welt und Misereor engagieren. Er soll in Deutschland die Leitprinzipien „Wirtschaft und Menschenrechte“ der Vereinten Nationen umsetzen.

Jan-Christian Niebank vom Deutschen Institut für Menschenrechte wies allerdings darauf hin, dass diese Prinzipien unverbindlich und Konzerne nicht daran gebunden sind: „Was macht man mit Unternehmen, denen die Gewinnmaximierung wichtiger ist als die Menschenrechte?“ Es werde sich erst etwas ändern, wenn die Leitprinzipien in Gesetze gegossen sind, so Niebank.

Auch Investoren könnten für Beschleunigung sorgen, betonte der Vorstandsvorsitzende des Forums nachhaltige Geldanlagen, Volker Weber, vor allem wegen des Reputationsrisikos. In den Hauptversammlungen vieler Aktienunternehmen würden heute die Menschenrechte zunehmend zum Thema gemacht.

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau legt ihre Gelder seit 15 Jahren nach ethischen Kriterien an, sagte der Leiter der Kirchenverwaltung, Heinz Thomas Striegler. Da sich gesellschaftliche Einstellungen jedoch wandeln, würden sie ständig überprüft. So werde gegenwärtig darüber diskutiert, ob US-Staatsanleihen angesichts der dort immer noch vollzogenen Todesstrafe akzeptabel sind.

Effektiver als das Meiden bestimmter „unethischer“ Anlagen sei es, wenn gleichgesinnte Investoren sich gemeinsam mit Forderungen an Unternehmen wenden, glaubt Striegler. Vom Dialog verspreche er sich mehr Erfolg als von öffentlicher Kritik.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 9. Juli 2015 in der Rubrik Ethik, erschienen in der Ausgabe .

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