Die Diakonie Frankfurt hat im Auftrag der Stadt die Betreuung einer Notunterkunft für Flüchtlinge in der Sporthalle Kalbach übernommen. Hilfe für Flüchtlinge sei eine „zentrale Aufgabe unserer Gemeinden und Einrichtungen“, sagte Stadtdekan Achim Knecht gestern Abend vor der Evangelischen Regionalversammlung.
In der Sporthalle Kalbach ist Platz für 350 Menschen, die noch nicht als Flüchtlinge registriert sind und warten müssen, bis in einer der hessischen Erstaufnahmeeinrichtungen Platz ist. Insgesamt drei solcher Notquartiere sind in Frankfurt eingerichtet worden, die anderen beiden betreuen die Caritas und die Arbeiterwohlfahrt.
Die Arbeit werde von hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den Einrichtungen und der Verwaltung des Evangelischen Regionalverbandes in ihrer Dienstzeit, aber auf freiwilliger Basis geleistet, sagte Stadtdekan Achim Knecht gestern Abend vor dem Frankfurter Kirchenparlament. „Dafür müssen dann andere Aufgaben unter Umständen einmal liegen bleiben.“ Voraussichtlich werde diese Aufgabe „wenigstens sechs Wochen“ dauern.
Dreißig weitere Plätze für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge
Gleichzeitig werde mit Hochdruck geprüft, welche kirchlichen Liegenschaften, auch in Gemeinden, möglicherweise kurzfristig als Notunterkünfte genutzt werden können. Eine gelebte Willkommenskultur für Flüchtlinge und die damit verbundene Integration sei „zentrale Aufgabe unserer Gemeinden und Einrichtungen“ betonte Knecht, der seinen mündlichen Vorstandsbericht an die Delegierten aus den Frankfurter Kirchengemeinden vollständig diesem Thema widmete.
Ein weiterer Schwerpunkt sei die Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen. Seit März ist der Evangelische Regionalverband Träger einer Einrichtung mit 18 Plätzen im Haus der Jugend in Sachsenhausen, seit kurzem werde eine weitere Notaufnahmeeinrichtung mit 30 Plätzen in den Räumen des Teenie-Cafes Edwards Garden am Frankfurter Berg aufgebaut.
Zwei arabischsprechende Psychologen für Traumaberatung
Das Team der psychologischen Beratung für traumatisierte Flüchtlinge, einer schon lange bestehenden Einrichtung der evangelischen Kirche in Frankfurt, werde um zwei arabischsprachige Psychologen erweitert. Ebenfalls erweitert werde das Programm „Socius“, bei dem ehrenamtliche Mentorinnen und Mentoren ausgebildet werden, die Flüchtlinge im Alltag begleiten – rund hundert Menschen seien auf dieser Basis bereits aktiv.
Zudem seien in jüngster Zeit in Frankfurt zwei weitere Fälle von Kirchenasyl neu vermittelt worden. Derzeit gebe es in Frankfurter Kirchengemeinden noch fünf Kirchenasyle, seit vorigem Sommer seien es insgesamt 16 Fälle gewesen, so Knecht: „Abschiebungen konnten bisher komplett verhindert werden.“
Gott um Segen und Gelingen bitten
Was das Engagement für Flüchtlinge betrifft, so appellierte Knecht für Realismus und sagte, berechtigte Sorgen, ob die Integration so vieler Menschen gelingen kann, sollten ernst genommen werden.
Allerdings könnten Zweifel nach christlichem Verständnis kein Grund sein, Hilfe zu verweigern: „Wir müssen neu buchstabieren, was in diesem Zusammenhang Vertrauen, Gottvertrauen, Glaube im praktischen Alltag heißt. Dass wir uns auf den Weg machen, weil Hilfe geboten ist. Aus unserem Glauben heraus, ohne dass wir dabei von vornherein schon wissen, ob wir denn auch genügend Ressourcen haben und ausreichend Unterstützung genießen“, sagte Knecht. „Es ist auch ein Anlass, die Hände zu falten und Gott um seinen Segen und Gelingen zu bitten für das, was wir zu bewältigen haben.“