Fragen an Wolfganz Hinz, evangelischer Polizeipfarrer in Hessen.
Herr Hinz, was ist Ihre Aufgabe als Polizeipfarrer?
Berufsbegleitung. Mein kirchlicher Auftrag und der meiner drei Kolleginnen und Kollegen ist es, die Polizei in ihrer Arbeit zu begleiten, zu beraten und in Aus- und Fortbildung berufsethisch zu „ertüchtigen“. Mein Schwerpunkt liegt dabei in Frankfurt und bei den gesamthessischen Einrichtungen wie Landeskriminalamt, Polizeiakademie und Landespolizeipräsidium. Außerdem leite ich das Polizeipfarramt.
Braucht es nach den Ereignissen von Köln eine andere Form der Begleitung? Wie werden die Polizistinnen und Polizisten mit der zunehmenden Respektlosigkeit ihnen gegenüber fertig?
Dieses Thema beschäftigt uns nicht erst seit Köln. Hier in Hessen stehen wir momentan noch unter dem Eindruck des brutalen Polizistenmordes in Herborn am Heiligen Abend. Da habe ich in der Nacht noch Gespräche in Frankfurter Revieren geführt. Mein Kollege wirkte bei der Trauerfeier mit, und ich war auch vor Ort. Der differenzierte Umgang mit dem „polizeilichen Gegenüber“, wie das in Amtssprache heißt, also zum Beispiel mit Tatverdächtigen, wird in der Ausbildung trainiert. Aber auch die Polizeiseelsorge bemüht sich, im berufsethischen Unterricht und durch eigene Angebote die interkulturelle Kompetenz der Polizistinnen und Polizisten zu stärken. Die Kenntnis kultureller und religiöser Prägungen stärkt die eigene Souveränität im Umgang damit und gibt Handlungssicherheit. Die Lage in Köln war neu und ist in ihrem Ausmaß zu spät erkannt worden. Einsatzstärke und öffentliche Vermittlung waren unzureichend, das wird allen Länderpolizeien zu denken geben. Die Polizei beanstandet allerdings schon länger ihre Personalausstattung und die politische wie juristische Handhabung von Straftaten mit Migrationshintergrund. Da scheint sich ja nun was zu bewegen. Wenn man wiederholt gegen dieselben Täter ermitteln muss, fördert das nicht die eigene Autorität und Effektivität.
Sind die Polizistinnen und Polizisten zunehmend frustriert, weil die Mühlen der Justiz so langsam, zu langsam mahlen?
Nicht nur die Langsamkeit, auch die Nachhaltigkeit richterlicher Verfügungen gibt zu denken. Wobei die Polizei in Frankfurt gute Erfahrungen mit den Häusern des Jugendrechts macht. Diese Vernetzung von Polizei, Staatsanwaltschaft, Jugendgerichtshilfe und Täter-Opfer-Ausgleich beschleunigt Verfahren und macht Hoffnung. Die enge Begleitung potenzieller Straftäter scheint aber auch präventive Wirkung zu haben – für die Betroffenen und für die Gesellschaft. Das motiviert dann wieder die Polizeibediensteten in ihrer Arbeit.