Hinweis

Diese Website wurde am 28. November 2017 archiviert. Neues Online-Angebot: Evangelische Kirche in Frankfurt.

Aktuell

Von – 7. März 2016

Warum die AfD aus christlicher Perspektive inakzeptabel ist

Das AfD-Programm wirkt auch auf christliche Konservative anziehend. Aber es verkehrt die Grundlagen des Glaubens ins Gegenteil.

Wilfried Steller. Foto: Ilona Surrey

Pfarrer Wilfried Steller ist Theologischer Redakteur von „Evangelisches Frankfurt“. Foto: Ilona Surrey

Die „Alternative für Deutschland” wirkt auch auf manche christliche Konservative anziehend: Sie propagiert das klassische Familienbild mit Vater, Mutter, Kindern, spricht sich grundsätzlich gegen Abtreibung aus, pflegt Homophobie und Islamfeindlichkeit.

Nach eigenem Bekunden steht die AfD für die „Wertegrundlagen des christlich-abendländischen Kulturkreises”, was immer genau damit gemeint sein mag. Man habe nichts gegen Schwule oder Ausländer, beteuert man, das nachfolgende „Aber” jedoch hat es in sich: Wer an der deutschen Grenze den Schießbefehl erteilen will, dem wird man wohl noch mehr zutrauen müssen.

Zu mutmaßen, die AfD wolle nur Aufmerksamkeit auf sich ziehen, im politischen Ernstfall werde aber schon nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wurde, könnte sich als blauäugig erweisen. Denn die systemverändernden Ansprüche sind offensichtlich: Die AfD spricht abwertend von den „Systemparteien” und sieht das „Volk” von der regierenden Elite bedroht, deren Repräsentantinnen schon mal als „krank” bezeichnet werden. Die Kur, die zu deren „Heilung” führen soll, möchte man sich nicht genauer ausmalen.

Mit christlich vertretbaren Positionen hat die Stoßrichtung der AfD nichts zu tun. Christliche Nächstenliebe überlässt notleidende Menschen vor den Grenzen Deutschlands nicht sich selbst, sondern übernimmt Verantwortung. Ein christliches Menschenbild sieht alle Menschen unterschiedslos als Gottes geliebte Geschöpfe und mit gleicher Würde ausgestattet.

Die AfD bezieht ihre Energie aus einem Angst- und Bedrohungsszenario und reagiert darauf mit Rückbesinnung auf eine völkisch-traditionalistische Identität. Diese Politik der verschlossenen Türen macht sie aus christlicher Perspektive inakzeptabel.

Es kennzeichnet ja gerade die Osterbotschaft, dass die todbringenden Mächte ihre Schrecken verloren haben und der Blick auf die gesellschaftlichen Herausforderungen zwar nicht von einer rosaroten Brille, aber doch von Gottvertrauen geprägt sein kann und der frohen Erwartung des Reiches Gottes, in dem alle – und wirklich alle – zum Leben finden.

Das christliche Anliegen ist es, allen Menschen zu einem Leben in Würde zu verhelfen. Dass dies nie ganz gelingen wird, macht traurig und übrigens auch schuldig. Doch zu einer Politik, die alle Grundlagen christlichen Glaubens in ihr Gegenteil verkehrt, kann es nur ein klares Nein geben.

Lesen Sie auch: Kirche gegen AfD

und: Darf die Kirche gegen die AfD sein?

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 7. März 2016 in der Rubrik Meinungen, erschienen in der Ausgabe , .

Artikel teilen: E-Mail Facebook Twitter Google+

Wilfried Steller ist Theologischer Redakteur von "Evangelisches Frankfurt" und Pfarrer in Frankfurt-Fechenheim.

Kommentare zu diesem Artikel

  • Werner schrieb am 7. März 2016

    Der Nahe Osten ist seit Jahrzehnten mit großen Fluchtbewegungen geübt. Es macht keinen Sinn, mit dem Ersparten Schleuser zu bezahlen und die Familie in ein untüchtiges Schlauchboot zu setzen. Vgl.: https://www.tagesschau.de/multimedia/bilder/syrische-fluechtlinge-jordanien-101.html
    Dass Nachbarstaaten im Notfall für die Geflüchtenten sorgen, ist selbstverständlich. Ebenso, dass wir genau das mit aller Kraft fördern und unterstützen.
    Im Christentum ist die Zweireichelehre in der Politik das Maß für Richtig und Falsch.
    Und im Privaten aber ist es die Bergpredigt.
    In diesem Licht ist die junge AFD einfach eine politische Partei und Kraft. Man kann nur wünschen, daß sie sich im politischen Spektrum als demokratische Partei entwickelt und bewährt.

  • aig2256 schrieb am 7. März 2016

    Wenn ich entsprechende Maßstäbe an alle Pareien anlege, ist aus christlicher Perspektive wohl keine Partei akzeptabel.

  • Alex schrieb am 9. März 2016

    Wie man nur auf die Idee kommen könnte die Alternative für Dumme (AfD) wäre aus irgendeiner Perspektive akzeptabel ist ist mir vollkommen schleierhaft. Bis ich die 2 Kommentare hier gelesen habe dachte ich, sich Gedanken über den Stuss zu machen wäre absulut unnütz. Wobei ich mir da nicht sicher bin, inwieweit die Kommentare Zustimming für die AfD ausdrücken sollen.

  • Bodil schrieb am 9. März 2016

    Die Bergpredigt? Da steht zum Thema Nächstenliebe »Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten?« Da steht nichts von »privat« und nichts von der Zweireichelehre. Und was Jesus da sagt, ist ein starker Satz, wenn es darum geht, zu bewerten, was christlich ist und was nicht.
    Und wem (wie mir meist) die C-Parteien von diesem Grundsatz zu weit entfernt sind und dann auf eine Partei stößt, die etwas von der Rettung des christlichen Abendlandes schwafelt, dem sei gesagt: die von der »AfD« sind es schon mal gar nicht, die dem Christentum dienen.
    A. Merkel hat mir in diesem Zusammenhang gut gefallen: gegen alle Widerstände in der eigenen (C-)Partei Nächstenliebe zu zeigen, war schon groß. Dass sie jetzt dubiosen Demokratieverweigerern den Hof macht und ihnen viel Geld bietet, ist sicherlich auch denen zu verdanken, die die Stimmung verbreiten, Flüchtlinge seien im Libanon oder in der Türkei besser aufgehoben, als irgendwo sonst auf der Welt. Vor allem besser als bei uns. Beschämend.

  • Klaus Müller schrieb am 11. März 2016

    Wieso diese Hetze von Seiten der Kirche auf eine demokratisch legitime Partei die nichts anderes tut als die Angst der Bevölkerung wahrzunehmen. Etwas was unsere „etablierten Parteien“ nicht tun.

    Es gibt aus Kirchen Sicht auch andere Einstellungen als die von Herrn Pfarrer Steller:

    http://www.bbc.com/news/uk-35781613

  • Werner schrieb am 14. März 2016

    @Bodil
    Die Bergpredigt und das Verhalten der Gemeinde im Blick auf die Obrigkeit stehen nicht gegeneinander.
    Das Retten und das Beschützen ist Auftrag.
    Bedenken Sie aber Eltern, die aus sicheren Lagern sich aufmachen
    mit ihren Kindern und in seeuntüchtige Boote steigen,
    das ist unverantwortlich.
    Im Übrigen, nach den Genfer Richtlinien sind die Nachbarländer zuständig für Kriegflüchtlinge.
    Und unsere Politik hat ebenfalls ein schlüssiges Regelwerk.

  • Zurechtweisung! schrieb am 18. März 2016

    Es ist doch verblüffend, wie sehr sich die Evangelische Kirche über die Säkularisierung von Politik und Religion hinwegsetzt und immer mehr zu einer Institution für Politikaktivisten wird. Zunächst einmal schüren Sie mit dieser Einstellung eine weitere Spaltung der Gesellschaft, indem sie Menschen, die sich mit den Vorschlägen der AfD gut identifizieren können, auf der einen Seite, nämlich der rassistischen, diskriminierenden, antidemokratischen und menschenverachtenden, verorten. Auf der anderen Seite steht demnach die Wahrheit, das Verbindende, das Weltoffene, demokratische- eben das Wahre, Schöne und Gute.
    Das aber ist doch ein Widerspruch in sich. Sollte die verbindende Seite nicht auch für Vebindung und den Diskurs einstehen?! Ist es nicht völlig widersprüchlich, dass sie in Ihrer Voreingenommenheit, Anhängern der AfD Ressentiments, Engstirnigkeit, nationalistisches Denken, ja sogar Rassismus vorwerfen und gleichzeitig das Verbindende, Weltoffene und Vielfältige predigen? Da stellt sich doch nun die Frage wer hier wirklich Ressentiments pflegt- ich denke sie beantwortet sich nun von selbst…

    Sie werben für die Vielfältigkeit- was ist mit der Vielfalt von Meinungen und Ansichten? Sie bietet allerhand Stoff zum Diskurs- wenn man diesen nur zulässt. Die Voraussetzung dazu ist nur diese, dass man andere Ansichten und Meinungen akzeptiert OHNE sie im Vorfeld zu verurteilen. Voreingenommenheit fürht zu nichts Gutem- Sie sind es aber!!! Von einem Studierten der ev. Theologie, hätte ich mir weitaus mehr Reflexionsvermögen erwartet.

    Weiter sagen Sie, dass Werte der AfD nicht mit denen des Evangeliums vereinbar sind. Nun, da erläutere ich Ihnen auf Anhieb gleich mehrere Gemeinsamkeiten: Stärkung der traditionellen Familie, Stärkung der Ehe als die innerste Verbildlichung des heiligen Bundes zwischen Christus und den Menschen und ja, auch der Einsatz gegen Abtreibung ungeborenen Lebens- auch wenn die evangelische Kirche da ja schon weniger Probleme drin sieht…. Weiter spricht sie die AfD ganz klar FÜR die Hilfe von notleidenden Menschen aus und hält sich dabei Strikt an unsere Gesetzmäßigkeiten über die Anspruchsberechtigung auf Asyl. Was soll daran falsch sein?! Kriegsflüchtlinge sind in diesem Zusammenhang vorerst strikt den Menschen VORZUZIEHEN, die lediglich aus wirtschaftlichen Gründen „flüchten“. DAFÜR spricht sich die AfD aus!!! Auch diese Differenzierung ist Ihnen scheinbar nicht gelungen- oder wollte/ sollte es auch einfach nicht….

    Um das Ganze abzurunden nun der Abschluss: SIE schüren das schlechte Gewissen derer, die mit Vorschlägen der AfD sympathisieren und sich zum Evangelium bekennen. Sie diffamieren diese Menschen, indem Sie diese mit in eine rechte Ecke stellen und versuchen dies mit dem Evangelium zu belegen und zu bekräftigen.
    Das solche, ich nenne es Attentate, auf das menschliche Gewissen aber wohl NICHTS, aber auch rein garnichts, mit einem modernen Christentum und dem Evangelium zu tun haben, ist nun völlig indiskutabel!!!! Statt andere Menschen, Menschen und Meinungen, die Sie doch überhaupt nicht kennen und demnach keinerlei Berechtigung innehaben zu verurteilen und diesen im Subtilem als auch Direktem, ein Missverstehen des Evangeliums unterstellen, sollten Sie nochmal in ihr eigenes Inneres kehren und einiges aus Ihrem eigenen Verständnis über die Anwendung des Evangeliums überdenken.

    Wenn Martin Luther sehen würde, dass aus diese ev. Kirche mehr ein Politakteur, als ein Verkünder des Evangeliums und verbindendes Pflaster geworden ist, so würde er sich im Grabe umdrehen!

  • Wilfried Steller schrieb am 20. März 2016

    @ “Zurechtweisung!”

    Lieber “Zurechtweisung”,

    vielen Dank für Ihr Statement. Aber mussten Sie gleich so schreien? Meine Kinder haben mal gesagt: Wer schreit, hat Unrecht. Da ist was dran, insbesondere wenn die vielen verbalen Ausrufezeichen mit dem Absender “Zurechtweisung” verbunden sind. Das hat etwas überaus Anmaßendes, und das gehört sich nicht, denn Sie kennen mich ja auch nicht – ganz abgesehen davon, dass ich es als feige empfinde, sich mit seiner Identität nicht aus der Deckung zu wagen. Aber vielleicht sprechen Sie ja gar nicht (nur) im eigenen Namen, sondern im Namen eines “gesunden Volksempfindens” oder einer Ideologie, die sich im Vollbesitz der Wahrheit wähnt und nichts und niemanden neben sich dulden kann – mit so etwas haben wir Erfahrung in Deutschland.

    Es erinnert in der Tat fatal an totalitäre Denkmuster, dass Sie mir Missachtung Ihrer Meinungsfreiheit vorwerfen, meine Meinung aber in Bausch und Bogen verdammen, dass Sie mir Intoleranz unterstellen, mir aber selbst jede Berechtigung absprechen, mich als studierter evangelischer Theologe zu äußern, dass Sie sich diffamiert fühlen, aber mich zum “Attentäter” stempeln. Ich habe in meinem Kommentar die Ideologie der “AfD” aufs Korn genommen, nicht deren Mitglieder. Sie dagegen machen aus der Ideologiekritik eine sehr persönliche Angelegenheit, indem Sie nicht nur meine Meinung, sondern mich verurteilen. “Alles, was man sagt, ist man selber”, erwiderten meine Kinder, als sie Schimpfe kassierten.

    Mit Ihrer Reaktion lassen Sie die Gepflogenheiten des Diskurses hinter sich und zeigen unfreiwillig, dass an dem Bild, das ich gezeichnet habe, etwas dran ist. Da sollten Sie noch mal in sich gehen. Meinungsfreiheit und Toleranz kann man für sich nur in Anspruch nehmen, wenn man sie umgekehrt auch gewährt. Genau diese Fähigkeit fehlt Ihnen jedoch ganz offensichtlich, und das ist ein fundamentaler Mangel.

    Dass ich mich in Sachen “AfD” (Sie ahnen, warum ich sie in Anführungszeichen schreibe) zu Wort melde, hat nichts damit zu tun, dass ich ein “Politakteur” bin. Die “AfD” nimmt für sich die „Wertegrundlagen des christlich-abendländischen Kulturkreises” in Anspruch; damit kenne ich mich aus, da muss ich sogar von Amts wegen mitreden, wenn ich die Sorge habe, dass unsere jüdisch-christlichen Werte missbraucht und in ihr Gegenteil verkehrt werden. In diesem Punkt war übrigens auch Martin Luther kein Kind von Traurigkeit.

    Wilfried Steller

  • Werner schrieb am 21. März 2016

    @ Wilfried Steller

    Zunächst einmal müssen wir abwarten,
    wir haben kaum belastbare Fakten.

  • Bertram Klingelhöfer schrieb am 22. März 2016

    Herr Steller,
    nach Ihrem Anti-AfD-Kommentar und Ihrer Reaktion auf eine Lesermeinung bin ich sehr erstaunt, wie Sie auf Kritik reagieren.
    Wenn es erlaubt sein sollte, dann möchte ich einen Vers aus dem Philipperbrief zitieren:
    „Nichts tut durch Zank oder eitle Ehre, sondern durch Demut
    achte einer den andern höher denn sich selbst.“
    Ihren klugen Kindern wird der Satz sicher gefallen.
    Freundliche Grüße
    Bertram Klingelhöfer

  • Werner Hellwich schrieb am 18. März 2017

    Lieber Pastor Steller
    Heute haben sich die Wogen geglättet.

    Für die Christen ist nun die gute Fragestellung: „Wie helfe ich als Christ in einem Rechtsstaat“
    Das heißt: Wie helfe ich, ohne dabei das gültige Recht zu übertreten.

    Es war eine Regierungspolitik, die Europa einen Rechtsruck beschert hat, weil eben die Regierungspolitik das gültige Recht nicht beachtet hatte.
    Ihr Werner Hellwich