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Von – 25. Juni 2016

„Die Reformation gehört nicht der Kirche“

Das Frankfurter Literaturhaus und die Stiftung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau haben 95 Personen aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen eingeladen, Thesen für die Zukunft zu formulieren. Das Buch soll im Februar 2017 erscheinen.

„Die Reformation gehört nicht der Evangelischen Kirche.“ Sondern sie wirkte sich nach dem Urteil des Theologen Johann Hinrich Claussen vielmehr auf die „gesamte Kultur- und Zivilgesellschaft“ aus. Deshalb begrüßt der Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) das Veranstaltungs- und Buchprojekt „95 Anschläge – Thesen für die Zukunft“.

Die Reformation begreift Claussen als „literarisches Ereignis“, das umfassende Debatten in die Wege leitete.  Gleiches erhofft er sich von einer Publikation, die aus Anlass des Reformationsjubiläums erscheint und in der 95 Autorinnen und Autoren persönliche Thesen zu Gegenwartsfragen formulieren.

Das Projekt hatten die Geschäftsführerin der EKHN-Stiftung, Friederike von Bünau, und der Leiter des Frankfurter  Literaturhauses, ?Hauke Hückstädt, initiiert, weil sie überzeugt sind, dass Martin Luthers Thesen nach wie vor gesellschaftspolitische Bedeutung haben. Sie wollen sie damit „einen Überblick über Haltungen, Wagemut, Innerlichkeit und Glaubenssätze unserer Gegenwart“ vermitteln, aber auch einen Austausch über Werte, Lebensformen und gesellschaftliche Dissonanzen entfachen.

Um diesen Anspruch zu erfüllen, versammelten sie eine große Bandbreite an Stimmen. Schreibende aus den Bereichen Kunst, Natur- und Geisteswissenschaft steuerten ebenso Texte bei wie aus Theologie, Ökonomie, Handwerk und Sport. Die Verfasser und Verfasserinnen gehören unterschiedlichen Generationen und Religionen an. So kommen unter anderem die Regisseurin Caroline Link, der Psychologe Ahmad Mansour, der frühere EKD-Ratspräsident Wolfgang Huber, die Sozialunternehmerin Sina Trinkwalder und der Bankier Friedrich von Metzler zu Wort.

„Wir wollten kein kirchlich-theologisches Buch fabrizieren, sondern Freiraum für Assoziationen zu bestimmten Themen gewähren“, hob Friederike von Bünau bei der Präsentation im Frankfurter Literaturhaus hervor und attestierte den 95 Beiträgen, „moralisch und intellektuell repräsentativ“ zu sein. Sie wünsche sich, dass die Publikation zu Gesprächen über grundsätzliche Fragen animiert und beweist, „dass die Pluralität unserer Gesellschaft ihr Reichtum ist“.

Dass Literaturhaus und EKHN Stiftung nun bereits zum wiederholten Male kooperieren, liegt für Hauke Hückstädt mehr als nahe. „Hier haben zwei Einrichtungen zusammengefunden, für deren Arbeit das Wort im Mittelpunkt stehe, für die das Wort keine Verhandlungsmasse ist.“

Aus diesem Grund soll das im Februar 2017 Buch auch „kein Wohlfühl- oder Befindlichkeitsbuch“ werden, sondern „ein provozierendes Werk mit Zukunftsdimension“. Das gelte auch für die rund 25 Veranstaltungen, die im Jubiläumsjahr „500 Jahre Reformation“ die Veröffentlichung mit verschiedenen Fragen und Besetzungen bundesweit begleiten werden – vier sind im Rhein-Main-Gebiet vorgesehen.

Für Hauke Hückstädt wäre es zudem denkbar, dass die Publikation etwa Thesenwettbewerbe im Deutschunterricht nach sich zieht. „95 Anschläge – Thesen für die Zukunft“ sei jedenfalls „ein belastbares Buch, das viel aushält und durchaus Gebrauchswert besitzt“.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 25. Juni 2016 in der Rubrik Kultur, erschienen in der Ausgabe , .

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