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Von – 5. September 2016

Pfarrfrauen, Theologinnen, Attentäterinnen

Zum Jubiläumsjahr 2017 erzählt ein Hörbuch in zwölf Portraits von den weiblichen Protagonistinnen der Reformation – von Katharina Luther bis Hille Feicken.

War nacheinander mit drei einflussreichen Reformatoren verheiratet : Wibrandis Rosenblatt

War nacheinander mit drei einflussreichen Reformatoren verheiratet : Wibrandis Rosenblatt

So wie die Reformatoren den Zölibat, das Eheverbot für Priester, abschafften, um das Christentum in Familie und Alltag aufzuwerten, so interpretierte Martin Luther die Bibel in dem Sinne, dass jeder getaufte Mensch Priester, Bischof oder Papst sei – also auch Frauen. Das durch die Reformation bekräftigte Recht auf Bildung sollte nicht mehr nur Nonnen in Klostern zukommen, sondern stärkte Frauen in ihren gesellschaftlichen Positionen.

Dass diese das zu nutzen und einzusetzen wussten, zeigt ein neues Hörbuch, das zum 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017 jetzt erschienen ist. Es widmet sich in Form einer Zeitreise den Protagonistinnen dieser weltgeschichtlich bedeutenden Epoche.

Die „Frauen der Reformation“ – so der Titel – wirkten zum einen an der Seite ihrer berühmten Männer, wie beispielsweise Katharina von Bora, als Luthers Frau auch die „Lutherin“ genannt. Mit 24 Jahren floh sie aus dem Kloster, um später, an der Seite Luthers, die Tradition des „evangelischen Pfarrhauses“ zu begründen: ein Haus mit offenen Türen und bei täglicher Tischgesellschaft, wo sie und Luther mit vielen Kindern und zahlreichen Gästen lebten, beteten, musizierten und in der Bibel lasen.

Auch Wibrandis Rosenblatt, die nacheinander mit drei Reformatoren verheiratet war (Johannes Ökolampad, Wolfgang Capito und Martin Bucer) und deren Arbeit mit selbstlosem Einsatz begleitete, ist ein Kapitel gewidmet. Als Pfarrfrau der ersten Stunde blieb sie eher im Hintergrund und ermöglichte es ihren Ehemännern damit, sich ganz der Sache der Reformation zu widmen.

Die Wiedertäuferin Hille Feicken dagegen behauptete sich kämpferisch in der Reformationsbewegung und wollte als „neue Judith“ durch die Ermordung des dortigen Bischofs die Stadt Münster befreien.  Sie zahlte den gescheiterten Plan mit ihrem Leben, 1534 wurde sie hingerichtet.

Oder Elisabeth von Rochlitz, die am Dresdner Hof und als Gemahlin des Herzogs Johann von Sachsen schnell Missfallen gegenüber den Hofsitten und den religiösen Pflichten empfand. Sie studierte die neuen Lehren Martin Luthers und erfuhr wegen ihres autonomen Denkens erheblichen Widerstand. Sie verweigerte sich zum Beispiel der Teilnahme am Abendmahl am Hofe und bestand auf ein Abendmahl nach evangelischem Ritus.

Die Autorinnen und der Autor beschreiben in zwölf sorgsam und gut gewählten, unterschiedlich langen Portraits von etwa 5 bis 12 Minuten Länge die Lebenswege und wichtigsten Wegmarken dieser Reformatiorinnen. Immer im Kontext der Zeit des politischen und religiösen Umbruchs erzählen die einzelnen Titel, teils begleitet von Musik und geprägt von angenehmer Akustik, die einzelnen Schicksale der doch so ungleichen Frauen. Ein gut gelungenes Hörbuch

Kristina Dronsch, Katharina Buschor-Huggel, Thomas Klaus: Frauen der Reformation, Teil 1 & 2, Dornbuch Medien AG, Juli 2016, 19,95 Euro, zu Bestellen bei den Evangelischen Fraen in Deutschland, Telefon 0511 89768300 bestellung@evangelischeszentrum.de

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 5. September 2016 in der Rubrik Gott & Glauben, erschienen in der Ausgabe .

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Angela Wolf studierte Soziologie, Politikwissenschaften und Psychoanalyse in Frankfurt am Main, arbeitet als freie Autorin und ist ehrenamtlich aktiv.