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Von – 3. September 2016

Prostituierten-Beraterin: „Wir haben riesigen Respekt vor diesen Frauen“

„Wir können nicht nur Frauen beraten, die aussteigen wollen, und den Rest nach Hause schicken“ sagt die Sozialarbeiterin Fabienne Zwankhuizen, die im Auftrag der Diakonie Frankfurt Frauen in der Prostitution berät. Hier erklärt sie, warum Akzeptanz von Sexarbeit eine grundlegende Voraussetzung ihrer Arbeit ist.

Fabienne Zwankhuizen berät für die Diakonie Frankfurt Frauen rund um das Thema Prostitution. Foto: Peter Krauch.

Fabienne Zwankhuizen berät für die Diakonie Frankfurt Frauen rund um das Thema Prostitution. Foto: Peter Krauch.

„Wir haben einen riesen Respekt vor diesen Frauen. Das sind keine Personen für uns, die sich moralisch unanständig verhalten.“ Ihre Aufgabe sieht Fabienne Zwankhuizen von der Beratungsstelle für Prostituierte „Tamara“ am Alfred-Brehm-Platz im Ostend darin, „über Prostitution aufzuklären, Menschen zu sensibilisieren und Vorurteile abzubauen.“

„Wir haben einen sehr prostitutions-akzeptierenden Ansatz“ stellt sie in einem Interview mit ekhn.de klar. „Wir sagen: Es ist in Ordnung, dass eine Frau diesen Job macht. Aber wir wollen, dass sie ihn richtig macht, wir wollen sie professionalisieren. Wir wollen sie über Rechte und Pflichten aufklären, wir möchten sie immer wieder dafür sensibilisieren, dass sie innere und äußere Grenzen beachten muss, sonst wird sie krank.“

Die Mitarbeiterinnen von Tamara haben schon viel Erfahrung mit diesem Bereich, die Einrichtung feierte kürzlich ihr 30. Jubiläum. Vieles hat sich in dieser Zeit geändert, vor allem hat der Anteil ausländischer Frauen in der Sexarbeit zugenommen.

Immer mehr junge Frauen gingen heute in die Prostitution, die gar nicht wüssten, was dort auf sie zukommt, sagt Zwankhuizen. „Wir haben diese Frauen dann informiert, aufgeklärt und ihnen ihre meist falschen Vorstellungen genommen, beispielsweise, dass sie viel Geld verdienen und tolle Männer treffen würden. Viele Frauen sind nach der Beratung nicht in die Prostitution gegangen, weil wir sie über die Realitäten dieser Tätigkeit aufgeklärt haben.“

Denn selbstverständlich hat die Arbeit als Prostituierte große Schattenseiten, sie ist häufig gefährlich, die Frauen erleben Gewalt und Ausbeutung. „Das Verhalten vieler Frauen ist absolut leichtsinnig. Ich bin immer wieder richtig erschrocken. Die meisten sind nicht einmal krankenversichert“, so die Erfahrung der Sozialarbeiterin. Vor allem junge Frauen aus Osteuropa hätten oft kaum Wissen über Körper und Gesundheit. Umso wichtiger sei es, die Frauen in allen Belangen zu beraten, gesundheitlichen, rechtlichen, sozialen. „Wir wollen nichts beschönigen, weder die Arbeit noch das Verhalten von Freiern. Aber wir wollen es nicht pathologisieren.“

Lesen Sie hier das vollständige Interview.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 3. September 2016 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe .

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Kommentare zu diesem Artikel

  • Dietmar Fernholz schrieb am 8. September 2016

    Hallo ich finde eure Arbeit echt gut , und das obwohl ich größte vorbehalte gegen Kirche haben !
    Ein klareres Bekenntnis pro Prostitution wäre wünschenswert , auch ruhig mahl in dar Öffentlichkeit !!!