Der Klimawandel ist allgegenwärtig. Das hat auch lokale Auswirkungen für Frankfurt. Was ist zu tun? Darüber diskutierten Vertreter verschiedener Disziplinen im Dominikanerkloster auf Einladung des Umweltforums Rhein-Main und des Club of Rome.
Auch wenn der Mensch häufig als Krone der Schöpfung verstanden wird: Er ist es nicht. Und doch hat er durch sein Handeln eine neue Epoche geschaffen: das Anthropozän. Der menschliche Einfluss auf biologische, geologische und atmosphärische Prozesse der Erde ist dermaßen massiv, dass er erhebliche Veränderungen verursacht.
Hilft vielleicht noch mehr Technik? „Climate Engineering“ zum Beispiel versucht, Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu absorbieren. Aber trotz inter- und tranzdisziplinär angelegter Forschung bleiben solche Ansätze hoch umstritten und unsicher im Ausgang. Thomas Bruhn vom „Think Tank 30“ der Deutschen Gesellschaft des Club of Rome stellt mit seinen Kolleginnen und Kollegen stattdessen den Nachhaltigkeitsgedanken in den Vordergrund: „Nachhaltigkeit muss ökologische und soziale Ziele vereinen und damit einen resilienten Zustand erreichen.“ Der Mensch, so der Naturwissenschaftler, stehe nicht über der Natur, sondern sei ein Teil von ihr: „Es darum, die tatsächliche Kleinheit des Menschen zu begreifen und Demut zu üben.“
Frankfurt im Klimawandel
Wegen dem Klima müssen Frankfurterinnen und Frankfurter schon ab dem Jahr 2020 nicht mehr nach Mailand fahren, dann sind hier die klimatischen Verhältnisse nämlich so wie bisher in Norditalien. Hans-Georg Dannert vom Umweltamt der Stadt Frankfurt zeigt, wie sich die Temperaturen in Innenstadtlage verändern werden, aus welchen Richtungen frischer Wind nach Frankfurt strömt und wie man städtebaulich die Stadt abkühlen lassen kann. Von Dach- und Fassadenbegrünung, der Farbe des Anstrichs, grünen Inseln, neueste Erkenntnisse der Bautechnik ist die Rede.
Wie die Stadt der enormen Zuzugsnachfrage und dem damit verbundenen wachsenden Wohnungsbau und dem extremen Pendler- und Verkehrsaufkommen innerhalb des Rhein-Main-Gebietes begegnen möchte, bleibt indes offen. Dannert weiß um die Probleme, und die Stadt möchte ihre bisherigen Grünflächen auch so weit wie möglich erhalten. Dennoch tut sich hier ein enormer Interessenkonflikt auf: Wo gibt es Flächen zum Nachverdichten? Wo ist Neubau möglich, ohne die Frischluftschneisen zu opfern? Lassen sich Busse und Bahnen ausbauen? Klimawandel lokal ist Realität und beutet Veränderung, Umdenken – für alle.
Natur als Subjekt
Der Entwurf einer Öko-Ethik sei aus christlicher Sicht im Grunde einfach, sagt Martin Repp vom Zentrum Ökumene der evangelischen Kirche: „Der moderne und allen voran der westliche Mensch beraubt die Natur ihrer Subjekthaftigkeit. Er ist keiner Autorität als sich selbst verantwortlich.“ Und das sei fatal. Warum muss der Mensch eigentlich alle Möglichkeiten ausschöpfen? Warum immer nur wirtschaftliche Interessen und Profit ins Zentrum stellen? Auch das ökologische Engagement der Kirche findet Repp halbherzig. Er wünscht sich, dass die evangelische Kirche „einen umfassenderen zivilgesellschaftlichen Dialog“ anstößt und Forschungsgelder statt ins Climate Engineering in ökologische Lobbyarbeit zu investieren.
Jürgen Dornheim, Vorsitzender des Ausschusses „Ökologie und Nachhaltigkeit“ der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, möchte am Ende dem Klimawandel sogar einen positiven Aspekt abgewinnen: „Vielleicht werden wir uns durch die klimatischen Veränderung unserer Endlichkeit bewusst und verstehen die ökologische Herausforderung als Klammer, die Europa wieder vereinen kann.“