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Von – 8. März 2017

Wir werden alle sterben. Und was kommt dann?

Alle Menschen werden sterben, das ist eine unbestrittene Tatsache. Was danach passiert, dazu gehen die Vorstellungen auseinander. Die meisten Religionen gehen davon aus, dass im Jenseits die Guten belohnt und die Bösen bestraft werden. Ein Gedanke, der heute ein bisschen antiquiert wirkt. Oder nicht?

Das Leben nach dem Tod war Thema einer Führung im Frankfurter Bibelmuseum. Foto: Angela Wolf

Jeder Mensch, jedes Lebewesen, trägt bereits ab Geburt den Keim des Todes in sich. Die Vorstellung allerdings, ob es ein Leben nach dem Tod gibt, wie ein solches aussehen könnte und welche Bedeutung es im Diesseits hat – in diesen (Glaubens-)Fragen gehen die Meinungen auseinander. Davon zeugen etwa antike Grabbeigaben, die im Bibelhaus Erlebnismuseum in Sachsenhausen ausgestellt sind. Bei einer Führung wird uns erläutert, was sich daraus für den Glauben an ein Jenseits ablesen lässt.

Geglaubt wird unter anderem an die Auferstehung der Toten und ein Jüngstes Gericht, an die Unsterblichkeit der Seele, an den Tod als Übertritt in ein anderes Leben, an die Trennung von Körper und Seele oder an Reinkarnation, also Wiedergeburt, mit zu erwartender Erlösung im Moksha oder Nirwana.

Überraschenderweise finden sich aber auch quantenphysikalisch begründete Annahmen eines Lebens nach dem Tod. In einem universellen Quantencode soll lebende wie tote Materie eingebunden sein. Beschrieben wird auch hier ein Dualismus von Körper und Seele, der in diesem Fall mit elektromagnetischen Wellen und handfesten Teilchen zusammenhängen soll: das Diesseits als Schlacke greifbarer Materie, das Jenseits als allumfassender Wirklichkeit. Das könnte auch psychoanalytischen Jungianer gefallen – Seelenzustände, die mit einer unbelebten Welt verknüpft sind und aufeinander wirken, das Prinzip akausaler Zusammenhänge.

Zwischen Erlösung und Fegefeuer

Was aber bedeutet der Glaube an ein Leben nach dem Tod für das Leben selbst, für das Diesseits? Mit unterschiedlichen Annahmen im Detail gehen die meisten Weltanschauungen davon aus, dass wer Gutes tut Aussicht auf ein ewiges und friedliches Leben im Himmelreich hat: das Ansehen Gottes, der Wechsel von einer vergänglichen in eine beständige Welt, Weiterleben in den Nachkommen, Erlösung. Wer Schlechtes tut, muss dagegen mit Schmach und Schande, einem zweiten Tod im Feuer, der Hölle oder einer nicht enden wollenden Reinkarnation rechnen.

Soweit so gut. Wo sind aber nun all diese Gläubigen, die entsprechend leben? Oder ist das Verhältnis von Gut und Böse etwa ins Ungleichgewicht gekommen? Nehmen die Gläubigen heutzutage das Jenseits nicht mehr ernst?

Dieser Schluss jedenfalls liegt nahe, wenn man nur kurz das aktuelle Weltgeschehen betrachtet: Krieg, Schändung, soziale Ungerechtigkeit, Rechtspopulismus, fehlende Solidarität, fehlende Nächstenliebe. Nationalstaatliche Abschottung, Mauern, Abschiebung. Solche Gedanken blitzen als erstes auf beim Blick in die Welt. Aber auch andere, gute Gedanken kommen in den Kopf, allerdings nicht gleich auf Anhieb, sondern nur mit größerer Anstrengung: Altruistische Hilfe, viele ehrenamtlichen Initiativen, ehrliche Integrationsbemühungen, solidarische Gegenbewegungen.

Das Jenseits wirkt auf das Diesseits

Ja, bestimmt könnte man dieses Ungleichgewicht Kulturpessimismus nennen. Dennoch: Sollte der Glaube an ein Jenseits nicht im Hier und Jetzt dazu veranlassen, die Welt in einen guten, gerechten und friedlichen Zustand zu versetzen?  Oder versteht sich das Diesseits als Ort des Ausprobierens, als Schule zur Erlangung von Weisheit? Geht es darum, Fehler zu machen und diese Erfahrungen an die nächsten weiterzugeben? Dies in der Hoffnung, aus den Fehlern zu lernen und es irgendwann zum Besseren zu wenden?

Die Menschen in der Antike jedenfalls, das zeigen Grabfunde, die im Bibelmuseum zu sehen sind, glaubten fest an ein Leben nach dem Tod. Sie legten ihren Toten beispielsweise Vorräte an Getreide und Wein, Öllämpchen und Parfümfläschchen in die Grabstätten. Es solle ihnen gut gehen, dort, wo sie ankommen werden. Und solche Rituale, die starken ethnischen, kulturellen und epochalen Schwankungen unterliegen, haben tatsächlich etwas von Erlösung, Ruhe und Frieden.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 8. März 2017 in der Rubrik Kultur, erschienen in der Ausgabe .

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Angela Wolf studierte Soziologie, Politikwissenschaften und Psychoanalyse in Frankfurt am Main, arbeitet als freie Autorin und ist ehrenamtlich aktiv.

Kommentare zu diesem Artikel

  • G. Mueller-Debus schrieb am 8. März 2017

    Jedes Lebewesen veraendert das gesamthafte Geschehen und dessen Weiterentwicklung. Verstorbene sind ab dem Tod nicht mehr Zeitdiktaten und Vergaenglichkeitsprozessen unterworfen – sie unterliegen mit ihrer Energie keinen zeitlich bedingten Veraenderungen mehr, auch keinen raeumlichen Entfernungsproblemen. Man unterliegt weder Raum noch Zeit.
    Und dies ist moeglicherweise der dauerhafte Frieden und das ewige Leben.

    Unter Lebenden wird m. E. die Zeit falsch definiert – als eine Achse, auf der man sich von A nach B entfernt. Aber: Die Vergangenheit ist nicht tot – sie ist noch nicht einmal vergangen, denn absolut jedes Geschehen in der Vergangenheit hat Einfluss auf die weitere Entwicklung des Weltgeschehens., bis in Gegenwart und Zukunft. Die Zeit ist keine Achse wie eine Bahnstrecke – die Zeit ist wie die Oberflaeche einer Kugel – ohne Anfang und ohne Ende.