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Von – 7. Juni 2017

Kommentar: Keine Angst vor Untenrum!

Toll, jetzt hat auch „Evangelisches Frankfurt“ eine Geschichte über einen Mann, der als Frau geboren wurde! Ich weiß, was Sie jetzt denken. Kommt ja keine Publikation mehr aus ohne eine Transgeschichte.

Manon Priebe ist Mitglied der Redaktion von Evangelisches Frankfurt

Solange es als neu und spannend empfunden wird, finde ich solche Portraits gut. Wenn das mal nichts Besonderes mehr ist, muss man darüber auch nicht mehr berichten. Bis irgendwann im Mitteilungsblättchen der Gemeinde steht: Geburt, Taufe, Personenstandsangleichung und Vornamensänderung, Heirat, Jubiläen.

Geben Sie es zu, in der Geschichte über Felix Meyer hätten sie schon gerne erfahren, wie es mit seinem Körper weitergeht. Sind die Brüste klein genug, um sie abzubinden? Lässt er sie in eine Operation entfernen? Wie kommt Herr Meyer zu einem Penis? Jeder, der behautet, keine Freude an Voyeurismus  zu haben, lügt. Aber wissen Sie was: Das hat uns nicht zu interessieren. Um es mit den Worten von Felix Meyer zu sagen: „Es geht keinen etwas an, was ich in der Hose habe.“

Und so ist es. Die Kinder machen es uns mal wieder vor. Bevor Felix Mayer voll bewusst war, dass er ein Mann ist, kam ein Junge völlig empört auf ihn zu und sagte: „Manuela, der da behauptet, du bist ein Mädchen! Stimmt das?“ Ihm war völlig schleierhaft, dass Manuela eine Frau sein sollte. Oder die Reaktion: „Die Manuela war doch schon immer ein Junge. Es ist diese Selbstverständlichkeit, die zeigt: Kinder hält auch ein offensichtlich weiblicher Name nicht davon ab, einem Menschen – entschuldigen sie den Pathos – ins Herz zu schauen. Nicht auf die Brust oder zwischen die Beine.

Eine andere Anekdote aus dem Kindergarten, in dem Felix Mayer arbeitet, erzählt davon, wie großartig pragmatisch Kinder sein können: Vor den Mädchen-Toiletten des Kindergartens war immer eine Schlange, vor den Jungs-Toiletten nicht. Nur ein männlich- bzw. weiblich-Schild hielt die Kinder davon ab, aufs Klo gehen zu können. Das Kinderparlament fasste den Entschluss: Die männlich-/weiblich-Schildchen werden abgeschafft. Stattdessen unterscheidet man dort jetzt bei Toiletten nur noch zwischen „frei“ und „besetzt“. Denn darauf kommt es bei einer Toilette schließlich an.

Die Eltern waren es, die Bedenken hatten, das Gespräch von Felix Mayer mit den Kindern würde ins Sexuelle gleiten und unter die Gürtellinie. Das einzige, was den Kindern auffiel, war: Die Manuela war früher oft traurig, der Felix ist glücklich. Also nennen wir die Person Felix, schließlich wollen wir, dass sie happy ist.

Der US-Komiker Loius C.K. überspitzte es in seinem neuen Programm so: „Ich beneide Transmenschen. Sie haben herausgefunden, was mit ihnen los ist und sie haben es zurechtgebogen.“ Er würde eine Million Dollar dafür geben, eines Tages aufzuwachen und die Lösung seiner Probleme zu kennen.

Mehr zum Thema auch in unserem Dossier.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 7. Juni 2017 in der Rubrik Meinungen, erschienen in der Ausgabe , .

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Manon Priebe ist freie Journalistin in Frankfurt und Würzburg und Mitglied in der Redaktion von "Evangelisches Frankfurt". Sie twittert unter @manonpriebe

Kommentare zu diesem Artikel

  • Friedrich Peter Niebling schrieb am 9. Juni 2017

    „Keine Angst vor Untenrum!“
    Also ich behaute, dass ich- bezogen auf eine Umwandlung- keine Freude an Voyeurismus habe, und lüge nicht. Und wenn es wen interessiert, ist ihm das nicht abzusprechen. Was Frau Priebe, ist gegen Pathos einzuwenden? Und es gibt sicher Menschen, die schauen mit einem Blick ins Herz und auf Brust und Beine. Nun gut! Vielleicht hat Jesus deshalb gesagt: „Werdet wie die Kinder“

    Friedrich Peter Niebling