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Von – 10. Juli 2017

Wer in Frankfurt ohne Aufzug wohnt, lebt riskant

Wer in Frankfurt ohne Aufzug wohnt, lebt riskant. Denn ehe man sich versieht, ist man für immer in der Wohnung eingesperrt.

Antje Schrupp. Foto: Rui Camilo

Wir wohnen im dritten Stock Altbau ohne Aufzug, und ein Auto haben wir auch nicht. Deshalb lassen wir uns seit einiger Zeit die Getränkekisten von einem kleinen Händler aus Bornheim direkt an die Wohnungstür liefern. Das ist sehr bequem und praktisch. Doch wer hätte gedacht, dass wir nicht nur Bier und Bionade bekommen, sondern auch Lebenshilfe?

„Ziehen Sie bald um“, rief mir der Träger nämlich bei der Lieferung neulich entgegen, als er mit zwei Kisten bepackt um die letzte Treppenwendung bog. „Ziehen Sie um, solange Sie noch können!“ Ich war ein bisschen perplex und fragte, wieso in aller Welt ich denn umziehen soll. Aber er erklärte es mir: Immer öfter beliefere er nämlich alte Menschen, die wie ich in einer schönen Altbauwohnung wohnen, seit Jahrzehnten. Aber irgendwann schaffen sie die Treppen nicht mehr. Umziehen können sie aber auch nicht, weil die Mieten so stark gestiegen sind. „Die kommen überhaupt nicht mehr aus dem Haus, sie sind in ihrer Wohnung praktisch eingesperrt. Das ist so traurig!“

Vermutlich sah ich an dieser Stelle schon etwas panisch aus, denn er beruhigte mich: „Aber Sie, Sie sind ja noch jung! Sie haben noch die Chance, hier raus zu kommen! Warten Sie nur nicht, bis es zu spät ist!“

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 10. Juli 2017 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe .

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Dr. Antje Schrupp ist geschäftsführende Redakteurin von Evangelisches Frankfurt. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin bloggt auch unter www.antjeschrupp.com.